Zunächst Zeitungsredakteurin, jetzt Filmemacherin und Autorin
Geboren 1984 in Zhitomir/Ukraine, aufgewachsen in Dorsten-Wulfen; Filmemacherin und Autorin. – Ihre ersten beruflichen Erfahrungen waren journalistischer Art. Zunächst als Redakteurin für Tageszeitungen und Zeitschriften, später während des Studiums der Medien- und Literaturwissenschaft an der Universität Paderborn, konzentriert sie sich auf das Medium Film und arbeitet parallel zum Studium als Fernsehredakteurin. In dieser Zeit entstanden Julia Charakters ersten Drehbücher, Dokumentationen und Kurzfilme, bei denen sie auch Regie führte. 2010/11 ging sie auf Weltreise und absolvierte nach ihrer Rückkehr 2012 den Master in Medienwissenschaft, mit dem Schwerpunkt audio-visuelle Medien an der Universität Bonn. Sie arbeitet freiberuflich als Filmemacherin und Autorin. 2015 nahm sie nebenher ein Studium „Drehbuch“ an der Internationale Filmschule Köln (ifs) auf.
1992 mit den Eltern nach Dorsten gekommen – auf Wasserkisten gesessen
Während der Perestroika entschieden sich ihre Eltern 1992 zur Auswanderung nach Deutschland und kamen zuerst nach Nordhausen/Thüringen, dann nach Dorsten. Die Familie wohnte in Wulfen-Barkenberg. Julia Charakter erinnert sich: „Am Anfang hatten wir relativ wenig, ich erinnere mich, dass in den Zimmern eine gewisse Zeit keine Möbel standen und wir in der Küche auf Wasserkisten zum Essen saßen. Aber das fand ich als Kind irgendwie schön und ziemlich aufregend.“ Zunächst besuchte Julia Charakter die Grüne Schule und wechselte nach vier Jahren auch wegen ihrer guten Deutschkenntnisse ins Gymnasium Petrinum. Ihre Lieblingsfächer waren Kunst und Deutsch. Nach dem Abitur am Geschwister-Scholl-Gymnasium in Marl 2005 arbeitete Julia Charakter zunächst in einer Zeitschriften-Redaktion in Essen-Werden und studierte Medien- und Literaturwissenschaften an der Universität Paderborn, wo sie die Grundlagen des Filmemachens erlernte. Während des Studiums ging sie für ein Praktikum nach Köln, um für einen großen Fernsehsender zu arbeiten. Dann machte sie den Master in Medienwissenschaft an der Uni Bonn und ging 2010/11 erst einmal auf Weltreise. Nach ihrer Rückkehr arbeitete sie als freie Filmemacherin und Redakteurin fürs Fernsehen, bis sie 2015 an der „ifs – internationalen filmschule köln“ ihr letztes Studium begann. 2016 drehte die meist mittellange Filme. 2017 erschien der Animationsfilm „unbarmherzig“, der 2018 auf Filmfestivals in Tirana und Berlin gezeigt wurde. Derzeit (Stand 2018) schreibt sie zum Abschluss ihres Studium das Drehbuch „Aljoscha und das Feuer“.
Mit Schreiben erstes verdientes Geld bei der Dorstener Zeitung verdient
An das Dorsten ihrer Kindheit und Jugend erinnert sich die Filmemacherin gerne. Sie sagt, dass sie darüber ein Buch schreiben könnte. „Als Kind war ich viel draußen. Mit meinen Freunden, mit dem Fahrrad oder auch zu Fuß. Wir sind manchmal bis hoch bis in die Hohe Mark, und manchmal auch bis nach Lembeck. Ich hatte oft ein Skizzenblock dabei und habe viel gezeichnet. Tiere, aber auch Landschaften. Später wurden meine Bilder moderner und gegenständlicher. Während meines Abiturs habe ich einige Bilder im Foyer des Theaters Marl ausgestellt. In dieser Zeit machte ich auch ein Schüler-Praktikum bei der Dorstener Zeitung. Es war aufregend und schön, mein erst verdientes Geld fürs Schreiben bekommen zu haben!“ Ihr erster fiktiver mittellanger Film spielt größtensteils in Dorsten. Er heißt „Erinnerung“. Es ist ein Liebesfilm in Richtung „ruhrpöttischer Novelle Vague“, wie sie sagt. Das Filmteam drehte in Maria Lindenhof, am Kanal, in Wulfen-Barkenberg am See und in der Hervester Zeche.
Arbeiten (Auswahl):
Filmografie (Drehbuch): 2017 „unbarmherzig“, Dokumentarfilm mit Animation, Projekt aus dem 3. Semester der ifs internationale filmschule köln, 11,08 Minuten (weitere Informationen siehe unten). – 2017 „Die Frau, die Schmetterlinge liebte“, 2016 „Aljoscha“, Drama. – 2016 „Jawohlski und Schwarz“, Komödie, 3 Min., Drehbuch, 2. Semester, ifs. – 2015 „2084, Kurzfilm, Endzeitdrama, Drehbuch. – 2009 „Erinnerung“, Liebesdrama, 37 Min., Drehbuch.
Filmografie (Idee, Konzept, Regie, Schnitt): 2017 „unbarmherzig“, Kurzdokumentation. – 2017 „My grandmother and her milkfungus“, Kurzdokumentation, Regie, Schnitt. – 2015 „Wir haben gedacht, wir kommen zurück“, Zeitzeugen-Dokumentation, 84 Min. – 2013 „Friedensdorf Oberhausen“, Kurzdokumentation, Regie, Schnitt. – 2013 „Franziskaner Kloster Düsseldorf“, Kurzdokumentation, 3 Min. – 2009 „Ophelia von G. Heym“, Gedichtverfilmung, Konzept, Regie, Schnitt. – 2008 „Herr Wengerzink“, Dokumentarisches Portrait, 15 Min., Regie, Schnitt. – 2007 „Abschiebegefängnis JVA Büren“, Reportage, 5 Min., Redaktion, Regie.
Publikationen: 2006 Gedichte in der Anthologie „Mängelexemplar“. – 2008 „Die Ambivalenz der Freiheit in Georg Büchners Lenz“, Analyse anhand von Erich Fromms „Furcht vor der Freiheit“, Verlag: Grin. – 2008 „Freitod und Werther“, Verlag: Grin. – 2008 „Die Todesfuge von Paul Celan. Eine Gedichtinterpretation“, Verlag: Grin. – 2015 „Sieht ungemütlich aus“, Anthologie, ifs, AutorInnen Verlag. – 2016 Anthologie „Buchstabensuppe“.
Zu ihrem Film „unbarmherzig“: In animierten Rückblenden erzählt die anonyme Protagonistin von dem brutalen Alltag in einem Waisenhaus der 1970er-Jahre und ihrem ganz persönlichen Kampf gegen die Willkür der Nonnen und deren unbarmherzige Autorität. 40 Jahre später, als sie von den Behörden finanziell entschädigt werden soll, trifft sie auf Unverständnis und erneute Unbarmherzigkeit. Der Film war im November 2018 auf dem Tirana International Film Festival 2018 (TIFF) und auf dem INTERFILM Filmfest in Berlin, ebenfalls im November 2018, zu sehen (Trailer).
Quelle: Gespräch mit Julia Charakter 2018.