Brunnen-Politikum

Kreis Recklinghausen wollte den Brunnen vor dem Kreishaus versteigern

Immer wieder werden Brunnen in den Städten zum lokalen Politikum. Politiker und Verwaltungen wollen sie meist auf Kostengründen, aber auch aus Platzgründen an andere Orte verbringen oder sie total entfernen. Oft wenden sich dann Bürger dagegen und es kann dann zu dem Kompromiss kommen, kein Wasser mehr fließen zu lassen. Darüber gibt es in Dorsten so manche politisch-finanzielle Brunnen-Auseinandersetzungen (siehe entsprechende Eintragungen in diesem Lexikon, Links unten anzuklicken). Im November/Dezember wurde ein Brunnenkunstwerk auf Kreisebene in Recklinghausen zum Politikum. Die Kreisverwaltung wollte die Brunnenanlage („Bedrohte Natur“) vor dem Kreishaus für einen guten Zweck versteigern. Doch kurz vor Auktionsbeginn stoppte der Kreis Recklinghausen die Versteigerung seiner Kreishaus-Brunnenanlage. Anlass war ein Antrag der Grünen-Kreistagsfraktion, die in dieser Angelegenheit noch politischen Beratungsbedarf sieht.

Kritik der Grünen an der Versteigerungsabsicht

In der Kreistagssitzung am 28. November 2023 hatte die Verwaltung unter dem Tagesordnungspunkt „Mitteilungen“ verkündet, dass sie den von Bildhauer Emil Cimiotti 1979 für den Kreis gestalteten Brunnen versteigern wolle. Das Kunstwerk („Bedrohte Natur“) soll wegen der Kreishaus-Sanierung seinen Platz räumen. Der Erlös sei für einen wohltätigen Zweck bestimmt, hieß es. Die Versteigerung sollte über das Kunstauktionshaus Van Ham in Köln erfolgen. Auf dessen Internet-Plattform wird der Wert mit 30.000 bis 50.000 Euro veranschlagt. Kreistagsmitglied Holger Freitag (Grüne) hatte das Vorgehen der Verwaltung schon in der Kreistagssitzung kritisiert. Ende Dezember 2023 legte die Fraktion noch einmal nach. Sie fordert die Kreisverwaltung auf zu prüfen, ob und wo der Brunnen auf dem Gelände der Kreisverwaltung oder an einem anderen angemessenen öffentlichen Ort aufgestellt werden kann. „Die Begründung, der Brunnen solle nunmehr verkauft werden, weil er der Kreishaussanierung im Wege stehe und nach Abschluss der Umbauarbeiten nicht mehr zur neuen Zweckarchitektur passend sei, halten wir angesichts seiner Bedeutung für Kunst und Kultur für unzureichend“, begründet Prof. Bert Wagener, Fraktionsvorsitzender der Grünen im Kreistag, den Vorstoß seiner Partei. Es gelte hierbei auch, Künstler und Werk wertzuschätzen und letzteres für die Öffentlichkeit zugänglich zu halten.

Brunnenbauer war Träger des Kunstpreises „junger westen“

Berücksichtigt werden sollte dabei auch, so die Grünen, dass das Kunstwerk sich in einer Darstellung der Kunsthalle der Stadt Recklinghausen findet. Als zweimaliger Träger des Kunstpreises „junger westen“, der in Recklinghausen verliehen wird, stehe der Künstler Emil Cimiotti – er starb 2019 im Alter von 92 Jahren – im Fokus der hiesigen Kunstszene. Kreissprecherin Lena Heimers bestätigte, dass die Auktion, die eigentlich am 30. November hätte starten sollen, bis auf weiteres ausgesetzt sei. Nach Meinung der Grünen sollte auch unter Wahrung des Respekts vor der künstlerischen Arbeit von Emil Cimiotti nun ein geeigneter Ort in der Stadt gefunden werden, wo das Kunstwerk weiterhin dauerhaft interessierten Bürgern zugänglich gemacht werden kann. „Die Geschäftsführung des Knappschaftskrankenhaus in Recklinghausen hat sich bereit erklärt, diesen Ort zur Verfügung zu stellen und bietet nicht nur den Raum für das Kunstwerk auf ihrem Gelände, sondern übernimmt auch alle Kosten, die durch die Umsetzung des Brunnens entstehen“, heißt es in einer Stellungnahme der grünen Kreistags-Fraktion.

Siehe auch: Brunnen
Siehe auch: Brunnen (13. Jh.)
Siehe auch: Brunnen-Debatte 2020 (1)
Siehe auch: Brunnen-Debatte 2020 (II)
Siehe auch: Brunnen-Debatte 2020 (III)
Siehe auch: Brunnen-Debatte (IV)
Siehe auch: Städtepartnerschaftsbrunnen
Siehe auch: Marktbrunnen
Siehe auch:
Paula-Brunnen
Siehe auch:
Artesische Brunnen
Siehe auch: Brunnenplatz


Quelle: RN vom 4. Dez. 2023

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