Artesische Brunnen

Wasservorkommen zufällig entdeckt und zaudernd ausgebeutet

Bis 1913 war der Wissenschaft das reiche, artesische Wasservorkommen in der Lippeau um Holsterhausen, Gahlen und Schermbeck nicht bekannt, obwohl die Wassertümpel im Schultendieck von Holsterhausen nie eingefroren waren und die Wasser aus Bohrungen der Gewerkschaft Trier für die Zeche Baldur unverändert gleichmäßig zu Tage traten und Fingerzeige hätten geben können.

Artesischer Brunnen in Gahlen

Artesischer Brunnen in Gahlen

Die Entdeckung der artesischen Brunnen erfolgte zufällig durch einen Laien. Im Trockenjahr 1911 jagte der Uhrmachergeselle und spätere Gastwirt Schulte-Herbrüggen aus Essen, von einer Jagdgesellschaft eingeladen, beim Dorf Gahlen. Dabei wurde er auf den gleichmäßigen, unverminderten Wasseraustritt aus den Bohrungen der Gewerkschaft Trier aufmerksam gemacht. Daraufhin wies er auf die Möglichkeit einer Ausbeutung für das Industriegebiet hin. Er erwarb nordwestlich von Gahlen Gelände und ließ auf eigene Rechnung zwei Brunnen bohren. Doch das Rheinisch-Westfälische Wasserwerk mochte auf eine Erwerbung des Geländes und eine Ausnutzung der wichtigen Quellen nicht eingehen, weil die angerufene Preußische Geologische Landesanstalt erklärte, das Einzugsgebiet des Wassers sei zu gering. Eine große Wasserausbeute sei nicht zu erwarten. Schulte-Herbrüggen ließ sich nicht beirren und brachte in den Jahren 1917/18 mit Hilfe russischer Kriegsgefangener weitere vier Rohrbrunnen nieder. Doch seine Verhandlungen mit dem Rheinisch-Westfälischen Wasserwerk und anderen Interessenten um wirtschaftliche Nutzung zerschlugen sich weiterhin.

Das zaudernde Rheinisch-Westfälische Wasserwerk wie auch Schulte-Herbrüggen zogen zur Aufklärung und Entscheidung die geologische Wissenschaft zu Rate. Der Landesgeologe Professor Bärtling erstellte ein Gutachten. Bärtling hatte im Laufe von zehn Jahren erkannt, dass das Einzugsgebiet (Regengebiet) das ganze Verbreitungsfeld des Untersenons im westlichen Teil des Münsterschen Kreidebeckens umfasst. Er schätzte es auf 1.000 Quadratkilometer und die jährliche Versicherungsmenge auf 200 Millionen Kubikmeter. Das versickerte Wasser, so legte er dar, bewege sich in einer unterirdischen Mulde von etwa 200 Metern Tiefe. Das Muldentiefste erstrecke sich von der Hohen Mark nach Holsterhausen-Schermbeck-Gahlen und staue sich an wasserundurchlässigen Tonschichten des Oberoligozäns, die sie wasserführenden Schichten des Untersenon abschließen sollten. Auf Bärtlings Rat wurde dann aber das Wasserwerk nicht auf Gahlener, sondern auf Holsterhausener Gelände erbaut und somit Schulte-Herbrüggen aus den weiteren Planungen ausgeschaltet.

Die Geologen Prof. Bier, Prof. Michels und Dr. Udluft setzten nach dem Tode Bärtlings die Untersuchungen fort. Die Erkenntnisse wurden durch die Aufschlüsse aus den 60 Bohrungen bis zu einer Tiefe von 200 Metern vervollkommnet und das Einzugsgebiet auf 900 Quadratkilometer reduziert (siehe Wassergewinnung; siehe Schulte-Herbrüggen; siehe RWW).

Das Prinzip eines artesischen Brunnens

Ein artesischer Brunnen, nach der französischen Landschaft Artois genannt, ist ein Brunnen der allein durch den Druck des Grundwassers fließt. Natürliche artesische Brunnen sind in Wüstenoasen häufiger anzutreffen. Artesische Brunnen befinden sich immer in einer Region, die tiefer liegt als die Umgebung. Weist eine Wasser führende Gesteinsschicht eine Senke auf, drückt das Wasser an der tiefsten Stelle von selbst nach oben, wenn diese Schicht offen liegt oder angebohrt wird. Nach dem Prinzip der kommunizierenden Röhren steigt das Wasser maximal bis zur höchsten Stelle des Grundwassers in der Wasser führenden Schicht. Der artesische Brunnen lässt im Druck nach wenn der obere Zufluss geringer ist als der Auslauf wenn also der Grundwasserspiegel in der Wasser führenden Schicht aufgrund der Wasserförderung absinkt. – In Artois legte man bereits im Jahre 1126 erstmals einen derartigen Brunnen an.


Siehe auch:
Brunnen

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