Bierbörse

Privater Event-Veranstalter lädt jährlich zum Trinken nach Dorsten ein

Der Veranstalter wirbt mit den eingängigen Slogans, so dass der Leser der Werbung den Eindruck bekommen muss, wie schön es doch sei, sich bei der Auswahl von 400 Biersorten aus aller Welt voll laufen zu lassen. Die „Dorstener Zeitung“ brachte es durch eine Umfrage bei den Biertrinkern und Biertrinkerinnen beim Bier-Event 2013 auf den Punkt: „Wie viele Biere trinkt der Bierbörsen-Besucher im Durchschnitt an einem Abend? a-Alkohol-BIERBOERSE_A3Drei bis vier war die häufigste Antwort bei den Damen, vier bis fünf bei den Herren. Einigen Besuchern war aber anzusehen, dass sie sich diesem durchschnittlichen Trinkverhalten nicht unterordnen wollten.“ An der 2013 veranstalteten 4. Bierbörse in Dorsten kamen Tausende aus dem Ruhrgebiet, um im „größten Biergarten im Ruhrgebiet“ zu sitzen, was sich wegen des Massenandrangs „zur längsten Steh-Theke“ entwickelte (DZ vom 18. August 2013). Allerdings findet die Bierbörse in Dorsten nicht überall Zustimmung, da bereits das traditionelle Altstadtfest, das ebenfalls Heyn für Dorsten veranstaltet, schon längst zu einer Fress- und Trink-Fest verkommen ist. Daher dürfte die Stadt Dorsten mit dem jährlichen Biergelage in der Innenstadt keine Befürchtung haben, einen Ruf zu verlieren. Die Dorstener Zeitung über die „Bierbörse“ 2013: „Die Bewohner der Innenstadt mussten am Wochenende mit weniger Schlaf auskommen: Um halb fünf morgens zogen immer noch singende und gröhlende Gruppen an meinem Schlafzimmerfenster vorbei, sagte ein Anwohner ein wenig genervt.“ Während der Bierbörse 2014 informierte die „Dorstener Zeitung“ ihre Leser u. a. mit Zahlen: Zwei Liter umfasste das größte Bierglas, mit 48 Sitz- und120 Stehplätzen wartete das mit Dampf betriebene und sich drehende Bierkarussell auf, 62 Fassbiere wurde gezapft und 200 verschiedene Biersorten angeboten, den Trinkern standen 10.000 Biergläser für ihr Tun zur Verfügung.

Alle Jahre wieder: Müll, Besoffene und wildes Pinkeln

2015 wurde die Bierbörse vom Veranstalter als die bislang erfolgreichste bezeichnet. 15.000 Menschen wurden gezählt. Der Alkohol floss in Strömen und der Müll, den die Besucher hinterließen, häufte sich zu 2,7 Tonnen. Der Veranstalter, Thomas Hein, der diesen Bierberg abräumen musste, glaubte doch tatsächlich, wie er der „Dorstener Zeitung“ sagte, dass 70 Prozent des Müllaufkommens nicht von Besuchern der Bierbörse stammen würden, sondern von anderen, auf der Bierbörse ihren mitgebrachten Müll entsorgt hätten. Hein kritisierte deren fehlendes Umweltbewusstsein.
2016 lockte die Bierbörse wieder Tausende an. Die „Dorstener Zeitung“ schrieb: „Kein Zweifel: Die Bierbörse hat sich im Veranstaltungskalender der Stadt Dorsten als eine der beliebtesten und bestbesuchten Veranstaltungen etabliert.“ Die Zeitung relativierte allerdings den immensen Alkoholgenuss, indem sie schrieb: „Nicht das Trinken stand im Vordergrund.“ Und an anderer Stelle: „Wieder investierten sie (die Besucher) in die wirklichen Werte des Lebens: Bier.“ Und es wurde wie das Jahr zuvor getrunken und gesoffen, es gab wieder Schlägereien alkoholisierter Bierbörsen-Besucher und „sechs alkoholbedingte Rettungseinsätze“ des Notarztes sowie Müll und Dreck neben den Mülltonnen, wie der Veranstalter im Interview mit der Lokalzeitung sagte, und klagte: „Trotz Toilettenhäuschen pinkeln die Leute einfach irgedwohin, ohne schlechtes Gewissen.“

Auch 2017 wieder gut besucht – feucht-fröhliche Stimmung und Besoffene

Trotz durchwachsenem Wetter war die jährlich kommerziell stattfindende Bierbörse auch im August 2017 gut besucht. Zitate aus der „Dorstener Zeitung“: „Der Bierdurst der Dorstener wird auch von durchwachsenem Wetter nicht ausgebremst. So war bereits der Eröffnungstag der 8. Auflage der Dorstener Bierbörse ein voller Erfolg. – Am frühen Abend sah man die ersten Bierbörsianer wankend über den Platz der Deutschen Einheit stolpern! – Mit Saufen, saufen, saufen, gab ein junger Mann sein persönliches Motto auf der Bierbörse an, aber Besucher wie er waren glücklicherweise in der Unterzahl. – Kurz vor 22 Uhr wurde es am Freitagabend kuschelig auf der Bierbörse. Ohne Vorwarnung schüttete es plötzlich wie aus Eimern. Menschen rannten hin und her und suchten Schutz unter den Brauereischirmen, den Vordächern der Stände und den Geschäftseingängen in der Recklinghäuser Straße.

Reklame im Ruhrgebiet 2019: Dorstener Bierbörse mit 600 Biersorten

Vom kleinen Bierbrauer bis zu ausländischen Exoten – auf der 10. Dorstener Bierbörse gab es im August 2019 wieder über 600 Biersorten und somit war das Alkoholfest in Dorsten wieder die „längste Theke des Reviers“, so die Reklame für das Biertrinken. – Im Jahr 2020 fiel die Bierbörse wegen der Corona-Pandemie aus.

2022: Nach zweijähriger Pause wieder Bierbörse

Die 11. Auflage der Bierbörse am Wochenende 19./21. August 2022 bot mit rund 30 Ausstellern und 600 Biersorten an der Graben- und Wallanlage sowie auf dem Platz der Deutschen Einheit wieder eine große Auswahl Gerstensaft aus aller Herren Länder an. Mit dabei waren wieder das „Haus der 131 Biere“, das „Bierkarussell“ und die „Porter-Mühle“ und viele andere, die vordem auch dabei waren. Der Dorstener Getränkehändler Peter Abel zapfte „Früh Kölsch“ und „Potts“. Auch gab es wieder belgische Biere, „San Miguel“ (Spanien), „Karlovacko“ (Kroatien), „Zywiec“ (Polen), „Guinness“ (Irland) und verschiedene bayerische Biere. Erstmals gab es Zillertal-Bier aus Österreich und afrikanisches Bier. Manche Exoten-Sorten wurden normalerweise in halben Kokosnuss-Schalen angeboten, in Dorsten allerdings ausschließlich in Flaschen oder Gläsern ausgegeben. Die Veranstalter waren mit der Bierbörse zufrieden – vor allem auch, weil es so gut wie keine Zwischenfälle gegeben hat, was die Polizei bestätigte. Lediglich am Freitagabend prügelten sich zwei Dorstener auf dem Marktplatz. Dabei schlug ein 37 Jahre alter Mann einem 21-Jährigen mit einem Handy gegen den Kopf. Die Polizei trennte die beiden und erteilte ihnen und weiteren Beteiligten Platzverweise. Der 37-Jährige erhielt eine Anzeige wegen gefährlicher Körperverletzung, der 21-Jährige kam ins Krankenhaus. Am Samstagabend erschien dann noch eine 77-jährige Lüdenscheiderin auf der Dorstener Wache. Sie zeigte einen Taschendiebstahl auf der Bierbörse an. Ansonsten verlief die elfte Bierbörse in Dorsten ohne nennenswerte Zwischenfälle.

2023: Neu vorgestellt: „Ruhrpott-Meile“ mit 300 Sorten Bier zu Probieren

Das heiße Wetter mit 25 Grad und einer Luftfeuchtigkeit von gut 90 Prozent hatte wohl etliche Dorstener abgehalten, die Bierbörse auf dem Markt zu besuchen. Thomas Hein von Veranstaltungsteam in der Dorstener Zeitung: „Wir hatten ein paar Probleme mit der Hitze, oder besser gesagt der Schwüle.“ Das bemerkten die Veranstalter auch an den geringeren Umsätzen, die in den vergangenen Jahren höher gewesen waren. Dennoch seien die Umsätze in den vergangenen Jahren höher gewesen. Zwar schätzt Hein die Besucherzahlen auf das Vorjahresniveau, aber: „Die Leute haben weniger getrunken – weil es ebenso schwül war.“ Zufrieden war Hein besonders mit der „Ruhrpott-Meile“, die es 2023 zum ersten Mal gegeben hatte. In der „Ruhrpott-Meile“ waren vor allem Biere aus der Region ausgeschenkt worden. Insgesamt hatten die Besucher, darunter auch Dorsten Bürgermeister, mehr als 300 zum Probieren zur Verfügung. Ähnlich war es beim Beerpong-Turnier, das ebenfalls zum ersten Mal im Rahmen der Bierbörse stattgefunden hatte. Insgesamt 13 Zweier-Teams hatten teilgenommen und um einige attraktive Preise gespielt. Die „Ruhrpott-Meile“ soll es 2024 wieder geben. Und auch die meisten Händlerinnen und Händler haben am Sonntagmorgen bereits durchklingen lassen, im nächsten Jahr wieder dabei sein zu wollen.

Siehe auch: Alkoholismus (Essay)
Siehe auch: Alkoholismus in der Öffentlichkeit

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