Behinderte Kinder

Tagesstätte in Hervest-Dorsten fehlten 1967 Personal und Anmeldungen

Im Jahre 1967 erwarb das Amt Hervest-Dorsten für 220.000 DM das Ende der 1950er-Jahre erbaute „IGBE-Jugendheims Otto Hoffmann“ auf dem Eckgrundstück zwischen Hafenbahn, der Wasserstraße und der Heinrich-Wienke-Straße in Hervest-Dorsten. In Zusammenarbeit mit karitativen Verbänden wurde ein Heim für geistig behinderte Kinder eingerichtet. Zu diesem Zweck wurde es umgebaut und mit „modernsten Spiel- und Beschäftigungsgeräten“ ausgestattet. Mitinitiator war der Verein „Lebenshilfe“. Denn Eltern aus Dorsten mussten zu dieser Zeit ihre behinderten Kinder noch in die Tagesstätte des Caritasverbandes in Marl bringen.

„Ruhr-Nachrichten“ Dorsten, März 1968

Diese 27 Kinder sollten dann auf Veranlassung des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe (LWL) von der Tagesstätte in Herzest übernommen werden. Dadurch wollte man die hohen Fahrtkosten senken. In der Planungsphase war vorerst nur eine Gruppe Kinder vorgesehen, nach Eröffnung sollten allerdings zwei weitere folgen. Jede Gruppe sollte bis zu zwölf Kinder aufnehmen. Eröffnung der Einrichtung war für den 1. April 1968 vorgesehen. Für jede Gruppe waren eine Kindergärtnerin und eine Helferin eingeplant. In dieser konkreten Voreröffnungsphase, in der man nun auf Anmeldungen der Eltern für ihre behinderten Kinder sowie auf Bewerbungen von Kindergärtnerinnen wartete, geschah nichts. Obwohl das Amt in mehreren Tageszeitungen und Fachzeitschriften inseriert hatte, gingen keine Bewerbungen ein. Gesucht wurde ein Heimleiter sowie drei Kindergärtnerinnen mit einer Sonderausbildung Heilgymnastik sowie drei Helferinnen. Doch keine einzige Bewerbung ging ein. Der damalige Stadt- und Amtsdirektor Salamon rekrutierte schließlich als Heimleiter einen Beamten aus dem Jugendamt. Das war Amtssozialinspektor Willi Müller (siehe nebenstehenden Ausweis). Bei den fehlenden Kindergärtnerinnen lockerte man die Voraussetzungen der heilgymnastischen Ausbildung und bot solche Kurse für Kindergärtnerinnen an, die diese Sonderausbildung nicht vorweisen konnten. Dennoch meldete sich niemand. Daraufhin war das Amt Hervest-Dorsten bereit, bei der Bezahlung zuzulegen. Eine 21-jährige ledige Kindergärtnerin konnte mit 800 DM und einer Steigerung nach wenigen Jahren auf  1100 DM rechnen. Dazu kämen Altersversorgung und eine Fünf-Tage-Woche mit täglich sieben Stunden Arbeitszeit. Bewerbungen blieben dennoch aus. Amtsdirektor Salamon meinte gegenüber der Presse, dass dies besonders auf die besonderen Schwierigkeiten zurückzuführen sei, die bei behinderten Kindern zu meistern seien.

Mit 36 Kindern am 1. Oktober 1968 doch noch eröffnet

Aus dem Amtsbezirk Hervest-Dorsten lagen zu diesem Zeitpunkt bereits 17 Anmeldungen von Eltern vor, die an einem Heimplatz in dieser neuen Tagesstätte interessiert waren. Dazu kamen noch Kinder aus dem Marler Raum. Kinder, die nur geistig behindert waren, kamen für das neue Heim an der Wasserstraße nicht in Frage. Sie blieben weiterhin in Marl, da man sich in Hervest-Dorsten ganz auf die Kinder mit doppelter Behinderung konzentrieren wollte. Offensichtlich ist man in Einzelfällen auch von dieser Regelung abgerückt. Wegen fehlender Bewerbungen von Kindergärtnerinnen und einer zähen Anmeldung der Kinderplätze verschob das Amt Hervest-Dorsten die Eröffnung mit 36 Kindern auf den 1. Oktober 1968.

Siehe auch: Jugendheim Otto Hoffmann

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