Iwanowsky, Johanna

Sie stickt seit vielen Jahren Stolen für Priester in Missionsländern Afrikas

Geboren 1936 in Dorsten, Parementenstickerin. – Wer ihre Wohnung in Altschermbeck betritt, fühlt sich unversehens in ein Wunderland versetzt, ein Wunderland aus Genähtem und Gesticktem. Wenn auch gehäkelte Blumensträuße – rote Rosen, gelbe Narzissen oder weiße Margariten – den ersten Blick einfangen, so sind es dann doch die rund 70 Stolen für Priester, die nicht nur übersichtlich hinter Vorhängen verstaut sind, die auch Lebensmittelpunkt von Johanna (Hanni) Iwanowsky sind. Zumindest seit über zwanzig Jahren. Denn die 82-Jährige stickt in dieser Zeit Stolen für die Mission, für Priester in Afrika (Ruanda, Kamerun, Sansibar), Indien, Russland, Polen, Rumänien, Brasilien. Und sie macht dies ehrenamtlich auf eigene Kosten. Mit kleinen Spenden wird sie von da oder dort von Gemeindegliedern unterstützt. Denn sie gibt ihre bestickten Paramente an Priester in den Missionsgebieten kostenlos ab. Doch fragen hin und wieder auch mal deutsche Geistliche an, denn Hanni Iwanowskys Namen ist in der geistlichen Branche bekannt für gute Qualität. Doch an sie gibt sie keine Stolen ab. Warum? Ihre Antwort ist ebenso überzeugend wie einfach: „Die deutsche Kirche hat genügend Geld, die kann sich Stolen kaufen. Aber bitte nicht bei mir. Meine sind für die Mission!“ An die hat Hanni Iwanowsky bereits rund 900 Stolen verschenkt.

Als Rentnerin gründete sie in Schermbeck einen Paramentenverein

Nähen oder Sticken war nicht der Beruf Johanna Iwanowskys. Sie war 41 Jahre lang als „Mädchen für alles“, wie sie sagt, am Marienhospital in Schermbeck tätig: Küche, Putzen, Stationshelferin. Mit 60 Jahren ging sie in Rente. Geboren wurde sie 1935 in Dorsten, wo ihre Familie im Krieg dreimal verschüttet wurde, die Familie flüchtete bei Kriegsende nach Bückeburg, kam dann nach Dorsten zurück und Hanni Iwanowsky besuchte die Schule in Rhade. 1954 zog sie nach Schermbeck wohnte in ihrer Arbeitsstelle, dem Marienhospital, und zog erst als Rentnerin in eine eigene Wohnung. Schon als kleines Mädchen hatte sie Spaß an Handarbeiten. Doch sie bekam nach der Schule keine entsprechende Lehrstelle. Ihre Liebe zur Paramentenstickerei entdeckte sie erst später und sie brachte sich alles selbst bei, auch mit Hilfe anderer Frauen. So war sie im Paramentenverein Dorsten tätig, der als „Dritter Orden“ zu den Franziskanern gehört. In Ihrer freien Zeit fuhr sie dort hin und stickte mit den anderen Frauen Priestergewänder für die Mission. Der Verein hatte dann nichts mehr zu tun, denn auf die Gewänder wurde schon bald verzichtet, weil dicker Brokat in Afrika wegen der großen Hitze unpraktisch und nicht mehr getragen wurde. So kam Hanni Iwanowsky zur Stola. Nach ihrer Verrentung gründete sie in Schermbeck einen Paramentenverein und leitetet ihn so lange, „bis aus Altersgründen keine mehr mitmachte!“ 1992 stellte sie ihre liturgischen Stoffkunstwerke in der Schermbecker Volksbank aus.

Ihre weißen Oster-Stolen „gehen weg wie Schnee“

Heute gehen Priester aus den Missionsländern bei ihr in Altschermbeck ein und aus, trinken mit ihr Kaffee oder Tee und suchen sich die entsprechenden liturgisch unterschiedlichen bestickten und farbigen Stolen aus. Meist werden alle vier Farben gewünscht: weiß, lila, rot oder grün. Das Schwarz ganz selten. In vielen Fotoalben ist dies dann festgehalten, denn die Priester schicken ihr Fotos zu, wenn sie in Ruanda oder Sansibar am Altar in ihrer Kirche stehen und Hannis Stola umhängen haben. Sie mögen diese möglichst bunt. Ein dickes Album mit Fotos und eine Unmenge an Dankschreiben von Priestern in allen Sprachen und von Missionsgesellschaften geben Auskunft, welche Freude sie damit in den fernen Kirchengemeinden verbreitet. Die weißen Stolen, die für Ostern mit dem Gotteslamm bestickt sind, werden am häufigsten ausgesucht. Hanni Iwanowsky: „Du gehen weg wie Schnee in der Sonne!“

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