Axinger, Adolf

Als Feuerwehr-Hitlerjunge half er 1945, einem Deserteur das Leben zu retten

Hauptbrandmeister Adolf Axinger (links) der Freiwilligen Feuerwehr Dorsten, Löschzug Altstadt

1929 in Dorsten bis 1988 ebd., Löschzugführer der Freiwilligen Feuerwehr. – Er trat 1947 in die Freiwillige Feuerwehr in Dorsten ein. In jener Zeit gab es in der teilweise noch stark kriegszerstörten und im Wiederaufbau begriffenen Stadt für die Feuerwehr viel zu tun, nicht nur Brände zu löschen. Was es aber heißt, Brände zu löschen und Menschen zu retten, erfuhr Adolf Axinger bereits als 16-Jähriger im Einsatz der HJ-Feuerwehr, als Dorsten am 22. März 1945 von alliierten Fliegern bombardiert wurde, auch das Gefängnis am Ostwall. Dort waren vor allem Deserteure untergebracht, die nun überwiegend den Bomben schutzlos ausgesetzt waren. Adolf Axinger saß in einem Erdbunker gegenüber dem Gefängnis. Nach der ersten Angriffswelle bewaffneten sich Dorstener mit Hacken und Pickel, um die schreienden Gefangenen aus den Zellen und dem Keller zu befreien, darunter auch der junge Axinger. Viel Zeit dazu hatten sie nicht, denn ein SS-Kommando umstellte das Gefängnis und verbrachte die  Gefangenen, die nicht fliehen konnten, nach Holsterhausen, wo sie erschossen wurden. Nachweislich einer von ihnen, an dessen Befreiung der gerade 15-jährige Adolf Axinger beteiligt war, konnte entkommen. Rudolf Schulz, so hieß er, besuchte 1985 Dorsten. Dabei traf er sich mit Adolf Axinger bei Bürgermeister Heinz Ritter. Beide erinnerten sich an jenen 22. März 1945, der eine aus der Sicht des Geretteten und der andere, Axinger, aus der des Retters. „Uns gelang es, mit Hacken und Pickeln im Keller eine Gefängniszelle zu öffnen und elf gefangene Soldaten zu retten.“

Gespräch 1985 bei Bürgermeister Ritter (l.): A. Axinger (2.v.l.) und N. Schulz (r.); Pressebild: Steffe

Nach dem Krieg sollte an der Stelle des Gefängnisses ein Kino gebaut werden. Aus Gründen der Pietät, die Schreie der zu Tode gekommenen Soldaten klangen damals noch frisch in den Ohren, haben einige Dorstener das Kino damals verhindert, berichtete Adolf Axinger.
Nach der Volksschule begann Adolf Axinger eine Lehre als Dreher, arbeitete in Mönchengladbach, wo er seine Frau kennenlernte, zog nach Dorsten zurück und arbeitete in der „Dorstener Eisengießerei“. Ab den 1960er-Jahren arbeitete er bei der Stadt als „Krankenwagenfahrer“. Nach Eintritt in die Freiwillige Feuerwehr Dorsten im Jahre 1947 legte Adolf Axinger Anfang der 70er-Jahre die Brandmeisterprüfung in Münster ab und wurde für den aus beruflichen Gründen zurückgetretenen Brandmeister Werner Kleinken Löschzugführer des Löschzugs Altstadt der Freiwilligen Feuerwehr. Unter seiner Leitung traten viele junge Leute der Wehr bei, die noch in den 1960er-Jahren Nachwuchssorgen hatte. Zuletzt war Adolf Axinger Hauptbrandmeister und Wachabteilungsleiter einer Wachabteilung. Sein 1965 in Dorsten geborener Sohn Michael trat in die Fußstapfen seines Vaters und machte nach seinem Studium Karriere bei der Berufsfeuerwehr. Er ist heute als Leitender Branddirektor Chef der Gelsenkirchener Feuerwehr. Sein Vater Adolf Axinger starb 1988.

Siehe auch: Rudolf Schulz
Siehe auch: Michael Axinger


Quelle: Wolf Stegemann in „Ruhr-Nachrichten“ vom 30. März 1985  

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