Gaunerzinken

Wohnungseinbrüche: Traditionelle Zeichen der Diebe tauchen wieder auf

Entdeckter Gaunerzinken an einem Haus an der Gahlener Straße; Foto: Zogalle (DZ)

Entdeckter Gaunerzinken an einem Haus an der Gahlener Straße; Foto: Zogalle (DZ)

Seit Jahren weisen Medien und Polizei auf die erschreckende Zahl von Wohnungseinbrüchen hin, die durch eine raffinierte Vorgehensweise, fast flächendeckende Häufigkeit und durch Aussagen von festgenommenen Tätern den Charakter von organisierter Kriminalität, also Bandenkriminalität, haben. Die Zahl der Wohnungseinbrüche in Nordrhein-Westfalen steigt drastisch. 2015 ist sie um 18,1 Prozent auf 62.262 gestiegen. Nur jeder siebte Einbruch wird aufgeklärt. Die Kriminalitätsstatistik weist allerdings auf, dass nach jahrelangem Anstieg Wohnungseinbrüche in Dorsten wieder rückläufig sind. Die Zahlen: 2005: 167 Einbrüche, 2006: 134, 2007: 138, 2008: 130, 2009: 138, 2010: 175, 2011: 213, 2012: 169, 2013: 166 und 2014: 151; 2015: 215 Wohnungseinbrüche.

Im üblichen Sprachgebrauch: „Der spielt mit gezinkten Karten!“

Heutige Gaunerzinken

Heutige Gaunerzinken

Einbrecher, die bandenmäßig Wohnungen „ausbaldowern“, verwenden Geheimzeichen, die sie irgendwo am Haus anbringen, das sie ausgespäht haben. So geheim sind diese Zeichen allerdings nicht, denn die als „Gaunerzinken“ unter Spitzbuben bekannte „Kommunikation“ hat eine Jahrhunderte lange Tradition. Es waren Mitteileilungszeichen unter Mordbrennern, Bettlern, Hausierern, Fahrenden, Landstreichern, Kesselflickern und anderen Vaganten. Im 16. Jahrhundert, also noch bevor das Wort Zinken Verwendung fand, waren in Europa erstmals grafische Hinweise dieser Art zu beobachten. Eine historische Zusammenstellung umfasst etwa 340 Zeichen, die in der Regel differenzierter ausgestaltet waren als die späteren Zinken. Mit ihrer Hilfe informierten sich Bandenmitglieder darüber, wo und wann ein bestimmtes Haus überfallen, ausgeraubt und eventuell in Brand gesteckt werden sollte.
Der Ausdruck Zinken selbst erschien erst im 18. Jahrhundert, und zwar in Zusammensetzungen wie „Zinkenplatz“ (wo sich Diebe treffen), „Zinken stechen“ (Zeichen geben), „abzinken“ (kennzeichnen). Das Wort wird vom lateinischen „signum“ (das Zeichen) abgeleitet, aber auch vom althochdeutschen zinko (die Zacke, die Spitze). Heute kennt man noch im üblichen Sprachgebrauch: „Der spielt mit gezinkten Karten!“

Polizei warnt vor Gaunerzinken an Häusern

Im Juli 2015 warnte die Polizei in Essen offiziell vor den Diebessymbolen. In einem Facebook-Eintrag lässt sie wissen: „Immer wieder kommt es vor, dass Tätergruppen bestimmte Straßenzüge ausspionieren und Gaunerzinken an Häusern hinterlassen. Sie sind groß genug, um gesehen zu werden, aber dezent genug, um nicht aufzufallen.“ Wer ein solches Zeichen an Fassade, Gartenmauer oder Garage findet, solle sich an die Polizei wenden. Gaunerzinken wurden allerdings nicht nur für kriminelles Handeln verwendet. Noch bis in die 1960er-Jahre hinein markierten herumziehende Tagelöhner mit den Zeichen, wo es Geld für Arbeit gibt oder wo man kostenlos übernachten durfte.

Siehe auch:
Kriminalität
Nachkriegkriminalität
Weißer Ring
Fahrraddiebstähle
Wohnungseinbrüche

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