Wohnungs- und Hauseinbrüche

Zahlen steigen kontinuierlich an, die Aufklärungsquote sinkt - auch Erfolge

WohnungseinbrücheDie professionellen Wohnungseinbrüche machen sowohl der Polizei und Justiz wie auch der Politik weiterhin zu schaffen. Die Einbruchszahlen steigen auch in Dorsten seit Jahren kontinuierlich an: 2015 gab es 215 angezeigte Wohnungseinbrüche und in ganz Nordrhein-Westfalen 62.282. Das sind 18,1 Prozent mehr als im Vorjahr. Nur jeder siebte Einbruch wird aufgeklärt. Als aufgeklärt gilt ein Fall, wenn die Polizei mindestens einen Täter namentlich nennen kann. Doch machen Wohnungseinbrüche in NRW nur 4,3 Prozent aller Straftaten aus. NRWs Innenminister Ralf Jäger führt den Anstieg auf höchst professionelle und mobile Täterbanden aus Südosteuropa zurück, welche die freien Grenzen nutzen würden. Die Banden, so der Innenminister, hätten drei Täter-Einheiten: die ersten Täter baldowern gute Einbruchsmöglichkeiten und Autobahnauffahrten aus, die zweiten machen den Bruch und die dritten Täterübernehmen den Vertrieb der Beute meistens außerhalb Deutschlands. Die 47 NRW-Polizeibehörden, darunter auch das Präsidium Recklinghausen, haben für die einzelnen Gemeinden ein „Einbruchsradar“ im Internet veröffentlicht, auf dem sichtbar ist, in welchen Straßen einer Gemeinde im Zeitraum von einer Woche Einbrüche verübt wurde, um einerseits zu waren dun andererseits zu sensibilisieren. In Dorsten hatte dieses Bildschirm-Einbruchsradar am 7. April 2016 Premiere. In der ersten Woche dieser Online-Veröffentlichung gab es in Holsterhausen einen erfolgreichen und in Wulfen einen versuchten Einbruch. Die Zahl der versuchten Einbrüche ist fast halb so hoch, wie die vollendeten, wenn Täter gestört werden oder nicht ins Haus kommen. Mitte Juni 2016 suchte die Innenministerkonferenz nach Lösungen, um das Problem der Wohnungseinbrüche endlich länderübergreifend zu lösen. Den Vorschlag von Bundesinnenminister de Maiziére, Hilfspolizisrten einzustellen, lehnte NRW-Innenminister Jäger Mitte Juni 2016 mit dem Argument ab, „Polizeiarbeit braucht Profis und keine Amateure!“
Mehr als 20 Einbrüche und Einbruchsversuche hat die Polizei zwischen Weihnachten 2016 udn der zweiten Januarwoche 2017 in Dorsten registriert. Das sei auffallend viel. Drei Stadtteile waren besonders betroffen: Holsterhausen, Lembeck und die Hardt.

Mehr Einbrüche im Vest Recklinghausen, geringe Aufklärungsquote

Wie Zahlen der Kreispolizeibehörde von Mitte 2016 dokumentieren, bleibt das Vest Recklinghausen ein bevorzugtes Ziel von Wohnungseinbrechern. Im ersten Halbjahr 2016 wurden 1753 Wohnungseinbrüche im Bezirk der Kreispolizeibehörde (Kreis Recklinghausen und Bottrop) gemeldet. Gegenüber dem Vorjahr war das ein Anstieg um 16,4 Prozent, eine Entwicklung völlig gegen den Landestrend NRW, wo die Fallzahlen um 4,3 Prozent zurückgingen. Das Polizeipräsidium hat eine spezielle Ermittlungsgruppe („EG Phönix“) zusammengestellt, bei der die Fäden im Kampf gegen  Einbrüche zusammenlaufen. Im ersten Halbjahr 2016 konnte die Polizei nicht einmal jeden zehnten Einbruch aufklären (9,75 Prozent). Landesweit lag die Aufklärung bei 15 Prozent.

Als angebliche Paketzusteller Eintritt verschafft – Überfall in der Wohnung

Einige der Wohnungseinbrüche bzw. das Drumherum, waren spektakulär. Im Spätsommer 2015 wurden drei Einbrecher in Rhade vom Wohnungseigentümer überrascht und ergriffen die Flucht. Einer Passantin kamen die gebückt laufenden Männer, die ihr entgegenliefen, verdächtig vor. Sie machte heimlich ein Foto. Wenig später versuchte das Trio in Deuten sein Glück, doch der Eigentümer hatte sich mit modernster Technik geschützt. Die Überwachungskamera schickte ihm ein Foto von den Tätern aufs Handy. Die Polizei wurde alarmiert, wenig später waren die Serien-Einbrecher geschnappt. – Vor dem Bochumer Landgericht wurde Ende April 2016 eine aus Georgiern bestehende Einbrecherbande zu mehrjährigen Freiheitsstrafen verurteilt. In Dorsten soll die Bande u. a. im Oktober 2014 nachts durch ein Kellerfenster in eine Apotheke in Hervest-Dorsten eingebrochen sein und einen Tresor aus der Verankerung gerissen haben. – Zwei bislang unbekannte Täter haben im April 2016 in einem Einfamilienhaus auf der Hardt am helllichten Tag einen 75-jährigen Mann niedergeschlagen, nachdem sie sich als Paketzusteller Zugang verschafft hatten. Die gebrochen Deutsch sprechenden Täter fesselten den Mann und durchsuchten die Räume nach Beute. Eine Stunde später wurde der 75-Jährige von seinem Enkel aufgefunden und befreit. Erst Tage zuvor hatte die Polizei im Rheinland eine Band auffliegen lassen, die sich als Essenslieferanten für hilfsbedürftige Senioren getarnt hatte. 22 Tagen sollen seit 2014 auf das Konto der Bande gehen.

Ermittler zerschlugen 2016 im Kreis einen Einbrecherring

Über Monate hinweg war die Ermittlungskommission „Mieter“ im Kreis Recklinghausen hinter Einbrechern her, die bei so genannten Blitzeinbrüchen eine Spur der Verwüstung hinterlassen haben. Mit brachialer Gewalt zerschlugen die Täter die Eingangstüren von Wohnungen, Tankstellen und Läden, griffen zu und verschwanden blitzschnell. 2016 hat die Polizei die Bande zerschlagen. Sieben Verdächtige im Alter von 18 bis 45 Jahren aus Essen Bochum und Dortmund wurden dingfest gemacht. Tatorte lagen in Dorsten, Datteln, Marl, Castrop-Rauxel, Münster, Gelsenkirchen, Bochum, Essen und Dortmund. Insgesamt werden der Bande 30 Einbrüche in der Zeit von November 2015 bis Juni 2016 vorgeworfen. Gegen vier der Festgenommen wurde Untersuchungshaft angeordnet.

Weiterer Erfolg der Polizei 2017 – Einbrecher-Trio festgenommen

Erfolg für die „Ermittlungskommission Phönix“: Im Juli 2017 konnten Beamte des Polizeipräsidiums Recklinghausen gemeinsam mit der Staatsanwaltschaft in Essen zwei Männern aus Marl und einer junge Frau aus Gelsenkirchen wegen diverser Einbrüche festnehmen. Gegen den 45-jährigen Vater, seinen 22-jährigen Sohn sowie dessen 17-jährige Freundin besteht der Verdacht, dass sie sich als Bande zusammengeschlossen hatten, um gemeinsam Wohnungseinbrüche zu begehen – auch in Dorsten sowie Gelsenkirchen, Olfen, Haltern am See und Marl.

Mutter und Sohn in Einbruchsserie verstrickt

Im Juni 2019 informierte die Polizei, dass eine Mutter und ihr 13-jähriger Sohn zwischen November 2018 und Februar 2019 wiederholt in zwei Dorstener Schulen eingebrochen sein sollen. Die Mutter (38) wird sich vor Gericht verantworten müssen. Die Ermittlungen ergaben, dass Mutter und Kind 14-mal in zwei Schulen eingedrungen waren: in die Von-Ketteler-Schule an der Bismarckstraße und die Neue Schule an der Pliesterbecker Straße in Holsterhausen. Die Beute waren Lautsprecherboxen, Mikrofone, Computer- und Computerzubehör sowie Dokumente. Außerdem richteten die Eindringlinge erhebliche Schäden in den Schulgebäuden an. Die teilweise geständige Mutter wurde wieder auf freien Fuß gesetzt. Der Sohn ist als Kind noch strafunmündig. Das Dorstener Jugendamt ist in diesem Fall im Sinne der Kindeswohlgefährdung des Jungen tätig geworden (Claudia Engel in DZ vom 28. Mai 2019).

2018 sieben Wohnungseinbrüche weniger als im Vorjahr

Rückläufig war 2018 die Zahl der Wohnungseinbrüche. Hier sank die Zahl von 173 im Jahr 2017 auf 166. Einen Anstieg von 239 Straftaten gab es außerdem im Bereich der Straßenkriminalität (insgesamt 1484). Neben 395 Fahrraddiebstählen schlugen hier vor allem 323 Diebstähle aus Kraftfahrzeugen zu Buche. Um 56 Fälle sind die Rauschgiftdelikte in Dorsten zurückgegangen (118 in 2018). Leicht gestiegen ist die Zahl der Sexualdelikte (von 60 auf 68). Die Aufklärungsquote ist mit 88 Prozent hier jedoch vergleichsweise hoch, da es sich in den allermeisten Fällen um Beziehungsdelikte handelt. Eine gute Nachricht gibt es aus Dorsten aber auch: Ein 14-Jähriger und ein 31-Jähriger aus Dorsten wurden im September 2018 von Polizeipräsidentin Friederike Zurhausen geehrt. Sie hatten im Sommer 2017 eine Frau aus dem Kanal gezogen, die dort hineingesprungen war, um sich das Leben zu nehmen. Der Verkauf von Diebesgut auf Flohmärkten oder Internetplattformen scheint ein gutes Geschäft zu sein. 2018 hat die Polizei in Dorsten sieben Einbrüche in Werkstätten (zwei weniger als 2017) und 70 (26 mehr als 2017) in Fabrikations- und Lagerräume verzeichnet.

Und das noch: 2015 gab es in NRW 817 Einbrüche in Gotteshäuser, 25 Prozent mehr als im Vorjahr, von denen 102 aufgeklärt werden konnten. Der Schaden belief sich auf rund 352.000 Euro.

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