Wormstall, Joseph

Als Autor und „Zeus“ der germanischen Welt verpflichtet

1829 in Arnsberg bis 1907 in Münster; Altphilologe, Dichter und Schriftsteller. – Von 1856 bis 1858 war der renommierte Pädagoge und Autor wissenschaftlicher und lyrischer Werke als ordentlicher Lehrer am Dorstener Gymnasium Petrinum tätig. Dr. Joseph Wormstall besuchte von 1840 bis 1848 das Gymnasium Laurentianum in Arnsberg, studierte Theologie in Münster, freundete sich dort mit Fr. W. Grimme an, der wie Wormstall zu den so genannten Sauerlandia-Studenten gehörte, machte 1853 das Lehrerexamen, wirkte danach als Hilfslehrer in Arnsberg und zwei Jahre in Recklinghausen, bevor er 1856 nach Dorsten kam. Von hier wurde Wormstall ans Paulinum nach Münster versetzt, wo er bis 1862 eine ordentliche Lehrerstelle versah. Zwei Jahre später promovierte er an der Universität Jena. Er starb 1907 in Münster.

Lyrik und Mundartdichtung

Wormstall fand bereits als Gymnasiast zur Lyrik und zur Mundartdichtung. Zu seinen Mitschülern gehörten zwei angehende sauerländische Dichter: Josef Pape und Friedrich Wilhelm Grimme, der spätere größte sauerländische Poet. Mit beiden verband ihn eine lebenslange Freundschaft. Auch in seinem Haus in Münster wurde gedichtet. Nachdem der Altphilologe früh Witwer geworden war, führte ihm seine Schwester Mariechen den Haushalt, die ebenfalls reimte.

Dr. Joseph Wormstall war ein Gymnasialprofessor, der vom Erscheinungsbild durchaus zu spät lebte. Er war groß und breitschultrig, hatte angegrautes dichtes Haar, das er nach Art der Dichter und Künstler der Romantik lang geschnitten trug. Er war immer schwarz gekleidet, mit einer kunstvoll geknoteten schwarzen Krawatte und einer goldenen Uhrkette um den Hals. Während er auf dem Katheder saß und durch seine goldene Brille sah, nahm er aus der silbernen Schnupftabakdose eine Prise. Wenn er die antiken Dichter vortrug, machte er es mimisch und führte vor seinen Schülern, die ihm den Beinamen „Zeus“ verliehen, dann auch den „Tanz der Salier“ auf.

Werke (Auswahl): „Deutsches Deklamatorium. Ein poetisches Lesebuch für Mittel- und Oberklassen höherer Lehranstalten“, Münster 1867. – „Ueber die Tungern und Bastarnen. Studien zur Germania des Tacitus“, Münster 1868. – „Die Herkunft der Franken von Troja. Zur Lösung eines ethnographischen Problems“, Münster 1869. – Über die Wanderungen der Bataver nach den Niederlanden. Festschrift zum fünfzigjährigen Amtsjubiläum des Prof. Th. B. Welter. Münster: Regensberg 1872. – „Hesperiden. Zur Lösung des religiös-geschichtlichen Problems der alten Welt“, Trier 1878. – „Über die Chamarer, Brukterer und Angrivarier, mit Rücksicht auf den Ursprung der Franken und Sachsen“, Münster 1888. – „Die Wohnsitze der Marsen, Ansibarier und Chaituarier“, Münster 1890. – „Annette von Droste-Hülshoff im Kreise ihrer Verwandten und Freunde“. Münster 1897. – „Gedichte“. Münster 1900. – „Thusnelda und Thumelikus“, Münster 1902. – „Ethnographische Forschungen zur Geschichte Nordwestdeutschlands in der Römer-, Sachsen- und Frankenzeit“, Münster 1901. – „Der Tempel der Tansana. Ein altgermanisches Heiligtum in neuer Beleuchtung“, Münster 1906. – „Aus dem Leben der Fürstin Amalia von Gallitzin“, Münster o. J.


Quelle:
LWL-Online-Seite „Lexikon Westfälischer Autoren 1700 bis 1950“

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