Wolfsland Schermbeck / Kirchhellen

Rückkehr der Wölfe nach Westfalen und auch in die Dorstener Gegend

Rückkehr der Wölfe nach Nordrhein-Westfalen

Das erste Wolfsrudel war im Jahr 2000 in Sachsen entdeckt worden. Seitdem sind Rudel und Einzelwölfe nach Westen gewandert. Mitte Januar 2015 wurde durch DNA-Spuren an einem gerissenen Schaf festgestellt, dass ein Wolf in den äußersten Winkel Nordrhein-Westfalens, nach Stemwede im Kreis Minden-Lübbecke in Ostwestfalen, zurückgekehrt war. In NRW gibt es seit 2009 zehn Wolfsnachweise (Stand: Mai 2016), davon fünf allein 2016. Darunter 2009 im Kreis Höxter. 2015 jener bei Minden, 2015 nahe Siegen. Genau dort, wo vor 180 Jahren der letzte Wolf in diesem Bereich, das an Niedersachsen grenzt, erschossen worden war. Im April 2016 riss bei Rösrath (Rheinland) ein Wolf zwei Ziegen. Es handelte sich nachweislich um einen in einem Rudel bei Cuxhaven geborenen Jungwolf, der bereits im März 2016 in den westfälischen Kreisen Lippe und Warendorf aufgetaucht war. Bauern bzw. Schäfer erhalten für ein von einem Wolf gerissenes Schaf eine Entschädigung aus Steuermitteln. Allerdings nur dann, wenn er aufgrund der DNA-Spuren über ein Labor nachweist, dass es ein Wolf war. Wölfe genießen in NRW den höchstmöglichen Artenschutz. Ende 2015 brachte das Lupus-Institut für Wolfsmonitoring und -forschung neue Zahlen heraus. Gesichtet wurden 31 Rudel (400 Tiere) sowie acht Wolfspaare mit Aussicht auf Nachwuchs. Der Naturbund begleitet mit 500 „Wolfsbotschaftern“ eines Managements für ganz Deutschland.

LANUV bestätigte Wolfsnachweise im Bereich Schermbeck

Das Landesamt für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz NRW (LANUV) hat drei weitere Wolfsnachweise im Bereich des Wolfsgebiets Schermbeck bestätigt. Die genetischen Untersuchungen von Speichelproben zeigen, dass ein Wolf im September in Dinslaken und im Oktober 2018 in Hünxe ein bzw. zwei Schafe getötet hat. Bewiesen sei nun auch, dass elf Damtiere im Oktober 2018 in einem Wildgehege in Dinslaken ebenfalls von einem Wolf getötet wurden. Der zwei Meter hohe Knotengeflechtzaun wies laut LANUV geeignete Durchschlupfmöglichkeiten für den Wolf auf. In allen drei Fällen wurde somit ein Wölf als Verursacher identifiziert. Ob es immer ein und dasselbe Tier war, wird derzeit noch geklärt. Die betroffenen Tierhalter wurden über die Förderrichtlinie Wolf des Umweltministeriums entschädigt. Die „Förderrichtlinie Wolf“ ist Teil des nordrhein-westfälischen Wolfmanagements und sieht Entschädigungsleistungen für gerissene Nutztiere vor, wenn dafür nachweislich ein Wolf verantwortlich ist.

Dorstener Zeitung: „War es wirklich ein Wolf?“

Unter dieser Schlagzeile berichtete die „Dorstener Zeitung“ am 23. April 2016, dass zwei Tage zuvor, an einem Donnerstag gegen 8.45 Uhr, auf der Malberger Straße in Schermbeck-Damm ein Wolf die Straße überquert und dann in einem Waldstück verschwunden sein soll. Das wollte ein Schermbecker Malermeister aus seinem Auto heraus beobachtet haben. Die Jägerschaft des Schermbecker Hegerings beschäftigte sich intensiv mit der Beobachtung und versuchte, die Spur aufzunehmen. Ohne Erfolg. Dennoch warnte sie die Bevölkerung vor dem menschenscheuen Tier und riet, gelassen zu sein und keine Angst zu haben!

Wolf biss Kind: Anzeige gegen Naturwildpark Granat in Haltern

Wölfe im Park Granat in Haltern; Foto: privat

Eine Familie aus Dortmund zeigte im September 2016 den Betreiber des Naturwildparks Granat in Haltern an, da ein Wolf ein Kind gebissen hatte. Der Fünfjährige brach sich einen Finger und erlitt eine Fleischwunde. Die Eltern waren der Meinung, dass das Gehege nicht ausreichend gesichert war. Eine Kette, die verhindern sollte, dass Besucher den Wölfen zu nahe kommen, habe auf dem Boden gelegen. – Nach dem Fund von Biss-Wunden an einem toten Hirsch auf dem Truppenübungsplatz Senne im Kreis Lippe haben Experten erneut einen Wolf in NRW nachgewiesen. Speichelproben erhaben, dass das Tier aus einem Rudel bei Cuxhaven stammt. Damit gelang nach Sichtungen in Bad Oynhausen, Lemgo und Brilon innerhalb von drei Tagen im Februar 2017 die vierte Bestätigung, wie dpa meldete. Im Februar 2018 will eine Dorstener Autofahrerin in der Dämmerstunde auf der Straße nahe der Hervester Lippebrücke einen Wolf gesehen haben. Experten halten das durchaus für denkbar. Allerdings bekommt das Landesamt für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz (Lanuv) in Recklinghausen pro Jahr etwa 200 Hinweise aus ganz NRW. Nur in ganz wenigen Fällen ist ein Nachweis überhaupt möglich. So auch in dem Fall der Autofahrerin.

Einzelgänger riss drei Schafe in Bricht/Schermbeck

Das Ministerium für Umwelt, Landwirtschaft, Natur- und Verbraucherschutz NRW (MULNV) rief am 1. Oktober 2018 offiziell das „Wolfsgebiet Schermbeck“ aus und bestätigte, dass es bis Ende Oktober 2018 insgesamt 16 nachgewiesene Übergriffe gegeben hat. Der jeweils aktuelle Stand kann über das Portal www.wolf.nrw.de abgerufen werden. Im April 2018 riss ein Wolf drei Nolana-Schafe eines Hobbyzüchters aus Bricht/Schermbeck. Das bestätigte das Senckenberg Forschungsinstitut nach Untersuchung der gerissenen Tiere. Im August riss ebenfalls ein Wolf in Gahlen ein Schaf. Das zuständige Landesamt für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz NRW (LANUV) bestätigte, dass ein Wolf die Schafe gerissen hatte. Bei einem am 30. August 2018 in Gahlen gefundenen toten Schaf wurden Speichelproben genommen, anhand derer das Senckenberg Forschungsinstitut erneut die Wölfin mit der Kennung „GW954f“ aus der niedersächsischen Wolfsrudel bei Schneverdingen individualisieren konnte. Wegen der jüngsten Häufung von Nachweisen dieser Wölfin, die in der Zeitung bereits mit dem Namen „Gloria von Wesel“ genannt wird, wird das Wolfsmonitoring im Kreis Wesel intensiviert. Im Einzelnen handelt es sich dabei um zwei tote Schafe am 19. August, fünf tote und zwei verletzte Schafe am 28. August und zwei tote Schafe am 30. August. Aufgrund der jüngsten Häufung von Wolfsnachweisen wird das Wolfsmonitoring im Kreis Wesel verstärkt. Geplant ist der Einsatz von Wildkameras in Absprache mit den betreffenden Waldbesitzern und Jagdrevierinhabern. Das tote Schaf, das am 2. November auf der Weide der Familie Pannenbäcker an der Bestener Straße lag, ist von einem Wolf gerissen worden. Das steht fest. Das Landesamt für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz NRW (LANUV) bestätigt den Wolfsnachweis. Allerdings ist noch nicht klar, ob es sich um die Wölfin „Gloria von Wesel“  handelt. Bislang wurden seit April 2018 in Schermbeck, Gahlen, Hünxe und Kirchhellen dreizehn Vorfälle detailliert aufgelistet. Innerhalb von fünf Monaten, Mitte April bis Mitte September, wurden 28 Schafe gerissen beziehungsweise verletzt. Laut Auskunft des LANUV können Betroffene über die Förderrichtlinien Wolf des Umweltministeriums eine Entschädigung für die gerissenen Tiere sowie angefallenen Tierarztkosten erhalten. Die aktuelle „Förderrichtlinie Wolf“ ist Teil des nordrhein-westfälischen Wolfmanagementplans und sieht Entschädigungsleistungen für gerissene Nutztiere vor, sofern ein Wolfsnachweis erfolgt ist. Ein Wolfsrudel benötigt etwa 200 Quadratkilometer Waldfläche. Das ausgewiesene Wolfsgebiet Schermbecks ist 985 Quadratkilometer groß. Das Wölfe Menschen angreifen, ist äußerst selten. In den letzten 20 Jahren seit dem Auftreten des Wolfes in Deutschland hat es noch keinen Angriff auf einen Menschen gegeben. – Mitte Dezember 2018 wurden sechs Schafe eines Schäfers an der Schwarzen Heide in Kirchhellen gerissen und mehrere weitere Tiere schwer verletzt, obwohl sie mit Zäunen und Hütehunden gesichert waren. Ob es sich dabei um einen Wolf bzw. mehrere Wölfe oder konkret um Schermbecker Wölfin gehandelt hatte, muss noch untersucht werden.

Ein Wolf hat trotz Elektrozaun in Hünxe 2019 wieder Schafe gerissen

Mitte Juni 2019 hat ein Wolf am Hohen Wardweg in Hünxe wieder Schafe gerissen. Der Eigentümer entdeckte sechs verletzte Schwarzkopf-Schafe. Ein Schaf wurde durch einen Kehlbiss getötet. Von einem Schaf wurden beide Keulen zur Hälfte gefressen. Die Wolfsrisse erfolgten 165 Meter von einem Wohngebäude entfernt. Die Herde war durch einen 90 Zentimeter hohen Stromzaun geschützt. Die Stromspannung auf dem Zaun betrug 6600 Volt. Die Einzäunung wurde nicht untergraben. Nur wenige Tage später wurden in Hünxe zwei weitere Schafe tot gebissen und und drei verletzt. Ob es wirklich die Wölfin war, wird erst die DNA-Analyse in einigen Wochen zeigen. Für den Schäfer steht aber schon fest, dass unter den jetzigen Bedingungen eine Weidetierhaltung nicht mehr mit dem Tierschutzgesetz vereinbar sei. Im Jahr 2018 gab es im Kreis Wesel laut 15 Fälle, in denen ein Wolf nachweislich Nutztiere gerissen hat. Im Kreis Recklinghausen gab es im gleichen Zeitraum einen Fall in Dorsten.

„Gloria von Wesel“ wird allmählich zur Problemwölfin

Mitte Dezember 2019 wurde auf der Weide am Wohnhaus des Züchters Kurt Opriel am Hohen Wardweg in Hünxe wieder ein Schaf gerissen. Aus seiner Herde wurden zwischen dem 23. September und 24. Dezember 2019 zehnmal Schafe getötet oder verletzt, obwohl Zäune und Elektrodrähte seine Herde besser geschützt haben, als die Förderrichtlinien es verlangen. Beim morgendlichen Rundgang entdeckte Kurt Opriel am 24. Dezember 2019 gegen 6.30 Uhr auf der hofnahen Weide ein totes Schaf. Etwa 40 niederrheinische Tierhalter zeigten Ende Dezember 2019 Solidarität mit dem Hünxer Schafhalter Kurt Opriel, in dessen Schafherden ein Wolf inzwischen zum zehnten Male ein oder mehrere Schafe gerissen hat.

Schäfer will die Wölfin Gloria erschießen lassen

Ein Schäfer stellte Anfang Januar 2020 den Antrag auf Tötung der Wölfin Gloria (Kennung GW954f), da er bei acht Übergriffen der Wölfin 18 Schafe verloren hatte. Der Kreis Wesel hat das Landesumweltamt NRW eingeschaltet. Es soll die bisherigen Schafsrisse fachlich bewerten. Noch Ende September 2019 hatte das NRW-Umweltministerium erklärt, die umstrittene Wölfin sei kein Problemwolf.

Verwaltungsgericht verbot 2024 den Abschuss von Wölfin Gloria

Wölfin „Gloria“ darf nicht abgeschossen werden. Das Verwaltungsgericht Düsseldorf gab am 17. Januar 2024 drei Eilanträgen von Umweltverbänden statt, die gegen eine Allgemeinverfügung des Kreises Wesel vorgegangen waren. Damit war der Abschuss, für den der Kreis Wesel eine Ausnahmegenehmigung bis zum 15. Februar 2024 erlassen hatte, nicht erlaubt. Der Kreis habe nicht ausreichend dargelegt, dass durch „Gloria“ ein erstzunehmender landwirtschaftlicher Schaden drohe, so das Gericht. Das Gericht habe auf Basis der vorliegenden Daten auch keine Verhaltensänderung der Wölfin erkennen können, die eine solche Schadensprognose rechtfertigen könnte. Der Kreis und das Umweltministerium hatten gemeinsam die Allgemeinverfügung, die rund 30 Seiten umfasste, vorbereitet. Darin wurde als Grund für die jetzige Verfügung genannt, dass die Wölfin im Oktober 2023 mehrere Male kurz hintereinander an selber Stelle einen wolfsabweisenden Zaun überwunden hatte, der den empfohlenen Herdenschutz darstellt. Dass die Wölfin den empfohlenen Herdenschutz überwinden kann, sei keine neue Erkenntnis, so das Gericht im Gegensatz dazu. Nach den vorgelegten Unterlagen habe sich „Gloria“ nicht auf das Jagen von Weidetieren spezialisiert. Gegen die Entscheidungen kann der Kreis noch Beschwerde beim Oberverwaltungsgericht in Münster einlegen. Nach dem Eilverfahren steht dann noch das sogenannte Hauptsacheverfahren an. Am 15. Februar beginnt die Reproduktionszeit der Wölfe. Dann wäre die Abschuss-Verfügung ohnehin wieder außer Kraft getreten (Quellen: dpa 17. Jan. 2024. – ber in DZ vom 18. Jan. 2023).

Es könnte sich Wolfsnachwuchs einstellen

Möglich ist, dass es irgendwann im Wolfsland Schermbeck Nachwuchs gibt. Die zwei sich hier niedergelassenen jungen Wölfinnen müssen nur noch einen Rüden finden. Die Paarungszeit der Wölfe ist im Januar und Februar. Nachwuchs könnte dann theoretisch Anfang oder Mitte Mai kommen. Das Wolfsgebiet umfasst rund 950 Quadratkilometer der Kreise Kleve, Wesel, Borken und Recklinghausen, der Städte Bottrop und Oberhausen. 2009 gab es den ersten Nachweis eines einzelnen durchziehenden Wolfes in NRW, nachdem die Art hier 180 Jahre lang als ausgestorben galt (dpa).

Ein Wolf streifte erstmals auch durch die Kirchheller Heide

Erstmals tauchte nach rund hundert Jahren Mitte 2019 in der Kirchheller Heide wieder ein Wolf auf. Die Kirchheller Heide liegt mitten im Revier der Wölfin „Gloria“, dem Wolfsgebiet Schermbeck. Seit ihrem Auftauchen in Schermbeck-Bricht 2018, konnten bislang immer nur Spuren im Gebiet gefunden werden. Dass der Wolf auch die Kirchheller Heide aufsucht, zeigt, dass es sich bei der waldreichen Region im Herzen der Metropole Ruhr nicht nur um ein beliebtes Erholungsgebiet, sondern auch um einen attraktiven Lebensraum für das seltene Säugetier handelt, schätzt der Regionalverband Ruhr (RVR) den Aufenthalt eines Wolfes im Kirchheller Gebiet ein, der Besuchern  Tipps gibt, wenn sie einem Wolf begegnen: Man sollte nicht versuchen, sich dem Wolf zu nähern, ihn anzufassen oder zu füttern. Auch sollte man nicht panisch weglaufen, da so der Jagdinstinkt des Tiers geweckt wird. Am besten bleibt man stehen und wartet ab, bis sich der Wolf zurückzieht. Wer selbst den Abstand zum Wolf vergrößern möchte, sollte nur sehr langsam rückwärtsgehen. Man kann den Wolf auch vertreiben, indem man laut auf sich aufmerksam macht, etwa durch Händeklatschen oder lautes Sprechen. In Kirchhellen entdeckte das Ehepaar Jansen am 30. Juli 2020, das von ihrer elfköpfigen Herde fünf gerissen wurde. Zwei Muttertiere bezahlten den Angriff mit ihrem Leben. Drei weitere Schafe, darunter zwei Jungtiere, haben den Kehlbiss überlebt. Erst im Februar hatten vier Experten den Weidezaun für wolfssicher erklärt. Die Wiese befinde sich nahe dem Wohnhaus. Die Umzäunung sei 1,50 Meter hoch und stehe unter Strom. Doch augenscheinlich hielt das den Wolf nicht auf.

Junger Hirsch durch Kehlenbiss getötet

Im September 2019 wurde auf dem umzäunten Gelände im Gahlener Aap ein junger Hirsch durch Kehlenbiss getötet, was 30 Meter von einem Wohnhaus entfernt durch Fressmerkmale auf einen Wolfsriss hindeutet. Bei den allermeisten bisherigen Wolfsrissen im Raum Gahlen-Hünxe-Kirchhellen hat die Behörde die Wölfin „Gloria“ als „Täterin“ ausgemacht.Ostern 2020: Wölfe haben Hirsch in Hünxe attackiert

Hat sich Wölfin „Gloria“ einen Begleiter zugelegt? Am Ostersamstag 2020 hat die Wölfin mit einem Artgenossen in Hünxe einen Hirsch attackiert. Davon gibt es ein Video. Das Landesamt für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz NRW (LANUV) hat den Nachweis von zwei Wölfen im Wolfsgebiet Schermbeck bestätigt. Direkt vor dem Wohnzimmerfenster einer Familie am Hohen Wardberg in Hünxe spielten sich die Jagdszenen ab: An einem Zaun stand ein Hirsch, zwei Wölfe versuchen immer wieder, an seine Läufe zu gelangen. Doch der Hirsch wehrt sich mit den Vorderläufen, kann die beiden Wölfe immer wieder zurückdrängen. Laute Schreie einer Anwohnerin vertreiben die beiden Wölfe schließlich. Dem Hirsch gelang, offenbar nur leicht verletzt, die Flucht. Die Dokumentations- und Beratungsstelle des Bundes zum Thema Wolf (DBBW) hat die Aufnahmen geprüft. Die Identität sei beiden Wölfe ist nicht bekannt, hieß es am Mittwoch in der offiziellen Mitteilung des LANUV. Vermutlich handele es sich bei einem Wolf um die im Wolfsgebiet Schermbeck heimische Wölfin GW954f, im Volksmund „Gloria“ genannt. In diesem Wolfsgebiet sei bisher kein zweites Individuum genetisch nachgewiesen worden. Wölfe leben in festen Paaren, die in der Regel lebenslang bestehen. Nach bundesweit vereinbartem Monitoringstandard ist von einem Paar auszugehen, wenn zwei geschlechtsreife Wölfe (Rüde und Fähe) über mindestens vier Wochen gemeinsam in einem Territorium nachgewiesen werden.

Förderverein Schafshaltung fordert die Bewaffnung der Schäfer

Mit den im westlichen und östlichen Westfalen und in Hünxe von Wölfen gerissenen Schafen ist für den Förderverein der Deutschen Schafshaltung eine rote Linie überschritten. Der Verein fordert die Bewaffnung der Schäfer, um im Notfall einen Schuss in die Luft abgeben zu können. Seit Anfang Oktober ist NRW offiziell Wolfsland, nachdem genetische Befunde und Beobachtungen darauf hingewiesen hatten, dass eine Wölfin im Kreis Wesel heimisch geworden ist. Jetzt ist die Sorge bei den Schäfern groß. Schon zuvor hatten sie vor der Ansiedlung eines Wolfes gewarnt. Aber spätestens, nachdem in Dinslaken zehn Stück Damwild gerissen worden sind, wollen viele, dass die Wölfin „entnommen“, wird, wie es in der Behördensprache heißt. Das bedeutet, dass sie getötet werden soll. In Dinslaken soll die Wölfin über einen zwei Meter hohen Zaun geklettert sein. Der Schafzuchtverein NRW fordert das Erlegen der Wölfin, der allerdings die Bewaffnung von Schäfern ablehnt. Derzeit (Ende 2018) gibt es eine 80-prozentige Förderung für Präventionsmaßnahmen der Schafzüchter durch das Land. Die sollen auf 100 Prozent gesteigert werden. Laut Schafsberaterin der Landwirtschaftskammer NRW gibt es landesweit etwa 40.000 Schafe, davon im Kreis Wesel knapp 10.000. Dazu kommen noch 850 Ziegen.

Petition zum Schutz des Wolfes fand bislang 1800 Unterstützer

Zwei Schermbeckerinnen setzen sich für eine Lösung ein, die sowohl den  Wolfsschützern als auch den Landwirten entgegenkommt. Tanja Brodel und Heike Brietsche-Ilsemann wandten sich mit ihrem Anliegen an das NRW-Umweltministerium, an Umweltschutzorganisationen, den Landrat des Kreises Wesel sowie an die Fraktionen im Kreistag. „Unserer Meinung nach kann Natur- und Umweltschutz nicht nur dann gelten, wenn dieser für uns als Menschen ohne Belastungen einhergeht“, heißt es darin. „Etwas nur dann schützen zu wollen, wenn es uns dient, alles andere aber buchstäblich auszumerzen, kann sicher nicht als Vorbild dienen.“ Zudem starteten sie eine Online-Petition, die bereits mehr als 1800 Menschen unterzeichneten (Stand: Anfang August 2019. Seit 2017 wurden nach Angaben der NRW-Landesregierung insgesamt 53.192 Euro nach den Förderrichtlinien Wolf ausgezahlt. 43.528 Euro entfallen auf Präventionsmaßnahmen, 9.664 auf Entschädigungszahlungen. Im Wolfsgebiet Schermbeck wurden in diesem Zeitraum elf Anträge auf Entschädigungen gewährt und 76 Anträge auf Präventionsmaßnahmen. Sieben Anträge auf Präventionsmaßnahmen im Wolfsgebiet Schermbeck wurden abgelehnt. Dabei handelte es sich um Anträge von Herdenschutzmaßnahmen für nicht berücksichtungsfähige Tierarten wie Schweine, Rinder oder Alpakas.

Problemwölfin ist Mutter geworden – und soll abgeschossen werden

Drei Wölfe waren Ende November 2020 in einer Fotofalle im Waldgebiet von Hünxe aufgenommen worden. Mit diesen Fotos wurden erstmalig drei Wölfe im Wolfsgebiet nachgewiesen. Alter und Geschlecht konnte allerdings  nicht erkennen werden. Doch wurden kurz darauf zwei Wölfe beobachtet und gefilmt. Es handele sich bei einem Wolf um einen etwa sechs Monate alten Welpen. Das Landesamt für Natur, Umwelt, und Verbraucherschutz (LANUV) geht davon aus, dass es sich um einen Welpen der im Territorium vorkommenden Wölfe und handelt. Somit lebt im Schermbecker Wolfsgebiet nun offiziell ein „Rudel“.
In der Schermbecker Lokalpolitik gibt es eine große Mehrheit, die sich für eine „Entnahme“ der Wölfin „Gloria“ (Kennummer GW954f) ausspricht. „Entnahme“ ist das offiziell gebräuchliche und verharmlosende Wort für töten. Von denen, welche die Wölfin töten lassen wollen, wurde „Gloria“ als „nicht arttypisch“ bezeichnet, da sie mehrfach vermeintlich wolfssichere Zäune überspringe und Nutztiere reiße. Andere traten für die Ansiedlung der Wölfe ein oder orientieren sich an der Empfehlung des NABU und des BUND, die eindeutig beschlossen hätten, dass ein Wolf getötet werden solle, wenn er Maßnahmen des erhöhten Schutzes überwindet. Bei der Abstimmung im Gemeinderat Schermbeck Ende Dezember 2020 wurde die Resolution an die Landesregierung NRW mit eindeutiger Mehrheit beschlossen, dass die „Problemwölfin Glorie“, obwohl gerade Mutter geworden, getötet werden soll. Dafür tritt auch der im September 2020 neugewählte Landrat des Kreises Wesel, Ingo Brohl, ein.

Neuer Landrat Ingo Brohl fordert Abschuss der „Problemwölfin“ Gloria

Der neu gewählte Landrat des Kreises Wesel, Ingo Brohl (CDU), fordert den Abschuss der im Kreisgebiet ansässigen Wölfin „Gloria“. Bislang hatte der Kreis den Abschuss abgelehnt. Die Wölfin habe mehrere Schafe gerissen und sei als „Problemwolf“ einzuschätzen, sagte eine Kreissprecherin. Deshalb trete Brohl für die „Entnahme“ der Wölfin (Töten) ein, falls dies rechtlich möglich sei. Einen entsprechenden Antrag eines Schäfers hatte der Kreis noch im Juni 2020 abgewiesen und auf zumutbare Schutzmaßnahmen wie Hunde, Zäune oder nächtliches „Einstallen“ verwiesen. „Herr Brohl bewertet das anders als sein Vorgänger“, sagte die Kreissprecherin. Das LANUV hat am Freitag bekannt gegeben, dass das in der Nacht vom 25. auf den 26. Oktober auf einer Kirchhellener Weide gerissene Shetlandpony von einem Wolf getötet wurde. Die Halter können bei der Bezirksregierung Münster eine Entschädigung für den Verlust beantragen. Dies sei in NRW der erste durch einen Wolf verursachte Schaden an einem Pferd bzw. einem kleinen Pony seit dem ersten Nachweis eines Wolfs in NRW im Jahr 2009. In Deutschland wurden im zurückliegenden Jahr 2019 elf Übergriffe auf Pferde registriert, was 0,38 Prozent aller geschädigten Haus- und Nutztiere entspricht (Quelle: DV vom 9. Nov. 2020).

Zwei Wölfe bei Schermbeck beobachtet – sind sie ein Paar?

Nach der Sichtung zweier Wölfe im April 2020 bei Schermbeck fehlen weitere Beweise, ob es sich bei den Tieren um ein Paar handelt. Wahrscheinlich handele es sich bei dem zweiten, zuvor dort nicht nachgewiesenen Tier um einen Rüden. Da von dem Tier kein genetisches Material vorliegt, ist dies eine Annahme. Auch die Identität und Herkunft des zweiten Tieres ist noch unbekannt. Da Wölfe in ihrem Revier außer dem eigenen Rudel keine fremden Artgenossen dulden, ist aber die Wahrscheinlichkeit groß, dass es sich um ein männliches Tier handelt, das vom weiblichen Wolf geduldet wird, so Experten. In NRW gibt es zwei weitere Wolfsgebiete in der Eifel bei Aachen und der Senne bei Bielefeld. Nachweise für die Anwesenheit der jeweiligen Wölfe fehlen aber seit Monaten. Auch in einem Ende 2019 ausgewiesenen Verdachtsgebiet im Oberbergischen Land gab es zuletzt keine Hinweise. Am 1. Mai begann das neue Wolfsmonitoringjahr, in dem der Bestand der Tiere bundesweit erfasst wird.

In Schermbeck gibt’s zwei weitere Wölfe: Nachweise durch Kotproben

Dass es in Schermbeck zwei neue Wölfe geben soll, war bereits bekannt. Das Landesamt für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz NRW (LANUV) bestätigte neue Wolfsnachweise in Schermbeck (Kreis Wesel). Jetzt ist auch klar, um wen es sich handelt. Im August 2022 hatte man Kotproben eines Wolfes gefunden. Anhand von genetischen Untersuchungen konnten die Experten eine Wölfin nachweisen. Sie hat die Kennung GW2890f. Der Erstnachweis des Tieres im Gemeindegebiet erfolgte am 9. Juli 2022. Ebenfalls bestätigt ist das Vorkommen des Wolfsrüden GW2889m. Auch ihn konnten die Experten anhand eines Kotfundes – am 28. August – und den nachfolgenden genetischen Untersuchungen nachweisen. Der Erstnachweis des Rüden im Gemeindegebiet stammt vom 4. Juli. Die Nachweise wurden außerhalb des Streifgebietes des bekannten Schermbecker Rudels gefunden. Alle genetischen Ergebnisse beruhen auf Analysen des Senckenberg Forschungsinstituts in Gelnhausen.

Zehnte Wolfsattacke bei Kurt Opriel – keine einfache Lösung in Sicht

Ein trächtiges Mutterschaf von Kurt Opriel wurde am 11. November 2020  gerissen – vermutlich ist es die zehnte Wolfsattacke allein bei ihm. Das trächtige Mutterschaf wurde per Kehlbiss getötet, Teile der Luftröhre seien herausgerissen, so Rittmann. Die Innereien des Mutterschafs wurden ebenfalls herausgerissen, teilweise gefressen, ebenso wie Muskelfleisch. Etwa 7 Kilogramm fehlten, so Rittmann. Proben wurden entnommen – vielleicht lässt die DNA einen eindeutigen Schluss zu, ob und welcher Wolf verantwortlich ist. Bliebe als letztes Mittel der Abschuss unter bestimmten Voraussetzungen. Doch dazu müsste man die Wölfin in ihrem großen Revier erst einmal finden. Und es gibt noch eine große Schwierigkeit: ihren Bruder. Wer auch immer am Ende den Schuss abgeben würde, müsste sich 100-prozentig sicher sein, dass es wirklich die Wölfin und nicht ihr Bruder ist – anderenfalls würde er eine Straftat begehen! Eine Freiheitsstrafe von bis zu fünf Jahren wäre dann möglich. Bis zu 50.000 Euro Bußgeld könnten verhängt werden – das gilt auch für das Fangen oder Verletzen eines Wolfs.

Weiter Streit um den Wolf: Angstmacherei oder sachliche Aufklärung?

Wölfe können Menschen angreifen und direkt oder indirekt Unfälle verursachen. Wer das sagt, kläre sachlich auf, sagt das Bürgerforum Gahlen, und schüre keineswegs Angst. Damit weist die Arbeitsgruppe Wolf des Bürgerforums Gahlen den Vorwurf der Nabu-Kreisgruppe Wesel zurück, Angst beim Thema Wolf schüren zu wollen. Dem Bürgerforum sei an sachlicher Aufklärung und an einem Gegengewicht zur „vorherrschenden Verharmlosung“ des Wolfes sowie am Schutz des Menschen vor dem Wolf. Experten nennen hauptsächlich vier Gründe, warum Wölfe Menschen angreifen: Tollwut, Habituation, Provokation und stark veränderte Lebensräume. Vor allem die Provokation durch freilaufende Hunde beim Spaziergang Hund und Mensch könnte den Wolf anregen, aggressiv zu werden. Allerdings ist das eine theoretische Überlegung. Wölfe gewönnen sich zwangsläufig sehr schnell an den Menschen, mit dem sie den Lebensraum teilen, und nicht bejagt oder vertrieben werden. Dann zeigen sie keine Scheu und Aggressivität, so Experten. Nach wie vor fordert das Bürgerforum „umgehend die Entnahme der beiden Wölfe…“

70.000 Unterschriften für Petition: „Gloria darf nicht getötet werden!“

Vermutlich in der Nacht auf den 4. Januar 2021 ist die siebenjährige Stute „Ella“ am Hardbergweg in Hünxe durch einen Kehlbiss getötet worden. Das Shetlandpony stand auf einer Weide, etwa 20 Meter von einem Wohngebäude entfernt. Für die Betroffenen ist es nicht der erste „Wolfsbesuch“. Bereits am 19. September 2018 hatte Wölfin Gloria nachweislich zwei Schafe gerissen. Bei diesem und auch im aktuellen Fall waren keine Herdenschutzmaßnahmen erfolgt. Das heißt, der Zaun war nicht als wolfsabweisend eingestuft. Allerdings profitieren Halter von Ponys auch nicht wie Halter von Schafen, Ziegen oder Gehegewild von der Förderrichtlinie Wolf. Sie bleiben komplett auf Kosten für Zaun, Elektrogerät und Arbeitskosten sitzen.
Das Gahlener Bürgerforum wandte sich am Anfang Januar in einem offenen Brief an Ministerpräsident Armin Laschet. Obwohl die Wölfin mehrfach den empfohlenen Herdenschutz überwunden habe, sei seitens des Umweltministeriums nichts passiert. Das Bürgerforum fürchtete dass die Wölfin ihr Jagdverhalten an den Nachwuchs weiter gibt. „Es ist schon seit Längerem ein schnelles, effektives und verantwortungsvolles Handeln gefragt. Bitte helfen Sie uns, es endlich umzusetzen!“  Umzusetzen heißt, die Wölfin zu töten.“
Ende Dezember 2020 beschloss der Schermbecker Rat mehrheitlich eine Resolution, die sich für die Tötung der Wölfin „Gloria“ aus dem Wolfsgebiet Schermbeck ausspricht, da diese Herdenschutzmaßnahmen überwandt und viele Nutztiere gerissen hatte. Gegen diese Resolution und für den Schutz von Wölfin Gloria setzte sich der 28-jährige Dardan Dalloshi aus Voerde mit einer Online-Petition ein. Mehr als 70.000 Unterstützer hatte er bis Jahresbeginn 2021 gefunden. Damit forderte er den Gemeinderat und den Landrat auf, ihre Haltung, die Wölfin zu erschießen, zu überdenken. Die Petition erreichte auch als Appell die Umweltministerin Ursula Heinen-Esser in Düsseldorf. Das Dokumentations- und Beratungszentrum des Bundes zum Thema Wolf (DBBW) erstellt derzeit im Auftrag des Umwelt- und Landwirtschaftsministeriums ein Gutachten zur Verhaltensauffälligkeit der Wölfin, das Anfang 2021 vorliegen soll.

Berufsjäger erklärte die Probleme bei der Tötung der Wölfin „Gloria“

Die Wölfin „Gloria“ machte weiterhin Schlagzeilen. Berufsjäger Hermann Wolff aus Dorsten hatte gegen den Abschuss der Wölfin Bedenken. Auch von den Grünen und dem NABU gab es erste Reaktionen, über die die Dorstener Zeitung am 18. November berichtete. Für Hermann Wolff, Berufsjäger und Wolfsberater aus Dorsten, bringt dieses Vorhaben allerdings noch eine ganze Menge Probleme mit sich. Wolff sprach aus Erfahrung. Als Geschäftsführer des Bundesverbandes Deutscher Berufsjäger (BDB) hat er sich in anderen Bundesländern mit geplanten Abschüssen von Problemwölfen beschäftigt. Wolff erklärt das erste Problem: „Rein optisch lässt sich Gloria nicht identifizieren und von anderen Wölfen unterscheiden.“ Ein Schuss falle demnach lediglich „nach bestem Wissen und Gewissen“, so Wolff. Auch andere Wölfe, die im Wolfsgebiet Schermbeck beheimatet sind, könnten also geschossen werden. Ein weiteres Problem, so Wolff: „Es ist noch gar nicht klar, wer überhaupt schießen dürfte.“ Der Wolf gehöre in NRW nicht zum Jagdwild. Daher dürfe er auch nicht von Jägern in deren Revieren geschossen werden. Rein fachlich gesprochen würde Gloria also nicht „gejagt“, sondern „der Natur entnommen“ werden.

Ausnahmegenehmigung für den Abschuss von Wölfin Gloria erteilt

Die Kreisverwaltung Wesel hat in Abstimmung mit dem NRW-Umweltministerium Nutte Dezember 2023 eine Allgemeinverfügung mit einer Ausnahmegenehmigung zur Entnahme (Tötung) der Wölfin GW954f („Gloria“) erteilt. „Innerhalb eines definierten Gebiets nördlich der Lippe im Gemeindegebiet Hünxe in den Gemarkungen Drevenack und Krudenburg sowie im Gemeindegebiet Schermbeck in den Gemarkungen Damm, Weselerwald, Dämmerwald, Overbeck, Bricht, Altschermbeck (teilweise) und Schermbeck wird unter Erteilung einer Ausnahme von dem Verbot der Tötung gemäß § 44 Abs. 1 Nr. 1 BNatSchG die zielgerichtete Tötung eines Wolfes zugelassen mit dem Ziel, die Wölfin GW954f zu entnehmen“, so der Kreis in einer Mitteilung.
Schießen darf allerdings nicht jeder Jäger. „Die zielgerichtete Entnahme ist ausschließlich besonders geeigneten, sachkundigen Personen vorbehalten, die hierfür vom Kreis Wesel beauftragt sein müssen. Eine solche Beauftragung erfolgt ebenfalls zeitnah in Abstimmung mit dem Ministerium.“ Die Kreisverwaltung wies ausdrücklich darauf hin, dass es sich hierbei nicht um die örtlichen Revierinhaber handele. Die Allgemeinverfügung trat am 21. Dezember 2023 in Kraft. Die Allgemeinverfügung tritt zu Beginn der Reproduktionszeit automatisch mit Ablauf des 15. Februar 2024 wieder außer Kraft. Die Allgemeinverfügung regelt auch den Fall, dass ein anderer Wolf als GW954f entnommen wurde. Dies ist unter anderem erforderlich, da die Wölfin GW954f keine auffälligen äußerlichen Erkennungsmerkmale aufweist. Der Kreis Wesel und das zuständige Umweltministerium sind unter Hinzuziehung von rechtlicher Beratung in einer dezidierten Begründung zu der Abwägung gekommen, dass die Erlaubnis zur Entnahme verhältnismäßig ist. Gegenwärtig wird davon ausgegangen, dass sich lediglich ein weiterer Wolf in dem Gebiet aufhält. „Sollte die Entnahme von GW954f durch einen genetischen Nachweis bestätigt werden, tritt die Allgemeinverfügung automatisch außer Kraft. Andernfalls darf ein weiterer Wolf entnommen werden“, so der Kreis. Zunächst dürfte das Ganze aber vor Gericht landen. „Der Kreis Wesel geht von einer hohen Wahrscheinlichkeit einer gerichtlichen Überprüfung der Allgemeinverfügung aus.“ Umweltschutzverbände hatten Klagen angekündigt. Im Einvernehmen mit dem Ministerium und externen Rechtsberatern komme die Weseler Kreisverwaltung aber zu dem Schluss, dass die Voraussetzungen für eine Entnahme der Wölfin GW954f vorliegen.

Ende 2023: Gnadenfrist für Wölfin Gloria – Gericht: Vorerst keine Tötung

Die vom Kreis Wesel zum Abschuss freigegebene Wölfin „Gloria“ darf vorerst nicht geschossen werden. Das Verwaltungsgericht Düsseldorf gab mit zwei sogenannten Zwischenverfügungen Klagen der Gesellschaft zum Schutz der Wölfe sowie des NRW-Landesverbandes des Bundes für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) recht. Das Abschussverbot gilt, bis das Verwaltungsgericht über die Klagen der beiden Naturschutzverbände entschieden hat. Die 28. Kammer des Verwaltungsgerichts erklärte mit Blick auf die betroffenen öffentlichen Interessen – den Schutz einer streng geschützten Tierart einerseits und die Abwendung ernster landwirtschaftlicher Schäden andererseits -, dass die Tötung der Wölfin zunächst untersagt werde, um die Schaffung vollendeter Tatsachen zu verhindern. Über die Eilanträge der Kläger soll im Verlauf der kommenden Wochen entschieden werden. Gegen die Beschlüsse ist eine Beschwerde beim Oberverwaltungsgericht für das Land NRW in Münster möglich, doch darauf will der Kreis verzichten. Auf die Eilanträge der Naturschutzverbände hat der Kreis Wesel bereits reagiert. Auf die Frage, ob bereits jemand beauftragt wurde, die Entnahme von Wölfin Gloria durchzuführen, antwortete Eva Richard, Sprecherin des Kreises: „Die örtlichen Revierinhaber werden die Entnahme nicht durchführen. Die Kreisverwaltung Wesel beauftragt mindestens eine geeignete, nach der Wolfsverordnung sachkundige Person. Deren Identität wird aus datenschutzrechtlichen Gründen nicht genannt. Die Beauftragung war vorbereitet, wurde aber aufgrund der Eilanträge zurückgestellt.“

Gloria hat ihr Jagdverhalten weitergegeben

Dafür müsste jemand vom Ministerium beauftragt werden. Ob das Problem der Tierrisse durch Glorias Abschuss behoben wäre, sei zudem fraglich, meinte Wolff. Schließlich habe Gloria ihr Wissen an ihre Nachkommen weitergegeben. Und damit auch die Fähigkeit, über Herdenschutzzäune zu springen, um beispielsweise Schafe zu reißen. Um das zu verhindern, müsste man daher „logischerweise das ganze Rudel auslöschen“. In einer Pressemitteilung ließ sich Frank Boßerhoff vom NABU Wesel zitieren: „Für uns bleibt abzuwarten, ob die artenschutzrechtlich Ausnahmegenehmigung einer juristischen Prüfung Stand hält. In jüngster Vergangenheit wurden solche Vorhaben schon mehrfach gerichtlich gestoppt.“ Rolf Fricke vom NABU Bottrop äußerte die Sorge, dass sich durch Glorias Tod das Rudel „auflöst und erlischt“. Der Abschuss von Gloria sei nicht zielführend, meinte auch der BUND NRW. So erklärte der Landesvorsitzende Holger Sticht: „Die Diskussion um die Wölfin Gloria ist vor Gericht bereits ausführlich geklärt worden. Um Konflikte zwischen Tierhaltern und dem heimischen Wolfsrudel zu lösen, brauchen wir jetzt keinen Aktionismus und kein Bauernopfer, sondern nachhaltige Lösungen.“. Der Schermbecker Ortsverband von Bündnis 90/Die Grünen schrieb hingegen in einer Mitteilung: „Die Genehmigung zum Abschuss ist mehr als überfällig.“ Eine rechtzeitige Entnahme hätte verhindert, dass Gloria ihr Jagdverhalten an ihre Welpen weitergibt. Die Partei führte weiter aus, dass der Herdenschutz von 2018 bis heute Unsummen an Geld verschlungen habe. Die Risse aus der jüngsten Vergangenheit hätten allerdings gezeigt, „dass es keine friedliche Koexistenz zwischen Mensch und Wolf geben kann, schon gar nicht in so einem dicht besiedelten Bundesland wie NRW.“

2023: Neuer Wolfsrüde im Wolfsgebiet Schermbeck

Das Landesamt für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz NRW (LANUV) bestätigt neue Wolfsnachweise. Über zwei Losungsfunde vom 9. Juni 2023 konnte das Senckenberg Forschungsinstitut Gelnhausen den männlichen Wolf GW3616m im Kerngebiet des Schermbecker Rudels in Bottrop-Kirchhellen nachweisen. Aufgrund genetischer Merkmale stehe fest, dass es sich nicht um einen Nachkommen des Schermbecker Rudels handelt. Das Individuum wurde in Bottrop-Kirchhellen erstmalig genetisch erfasst und kann keinem Herkunftsterritorium zugeordnet werden. Es entstammt der in Deutschland typischen mitteleuropäischen Flachlandpopulation. Über das Alter des Tieres sind keine Aussagen möglich.

Glorias Bruder ist verschwunden

Das Schermbecker Rudel geht auf Gloria GW954f zurück, die als erste Wölfin in NRW wieder in Schermbeck ansässig wurde, und ihren Bruder GW1587m. Doch vom Bruder fehlt seit dem 30. Januar 2022 jede Spur – abgesehen davon, dass die Nachkommen in dem Jahr von ihm gezeugt wurden. „Seither gilt GW1587m als verschollen“, so das LANUV. Es stehe „nicht mit Gewissheit fest, ob das neue Männchen GW3616m den alten Rüden GW1587m abgelöst hat und nun gemeinsam mit der Fähe GW954f das Territorium besetzt“, so das LANUV. Möglich ist, dass Gloria nicht mehr im Wolfsgebiet ist. Das Weibchen wurde seit Monaten nicht mehr genetisch erfasst (letzter Nachweis: 13. März 2023) und für das Jahr 2023 liegen bislang keine Hinweise auf eine Reproduktion vor, so das LANUV. Deutlich spürbar war in diesem Jahr, dass es bislang weniger Wolfsrisse im Wolfsgebiet gab als in den vorherigen Jahren. Am 2. September wurden aber zuletzt wieder elf Tiere in Kirchhellen gerissen – mutmaßlich bei einer Wolfsattacke, doch die genetische Analyse steht noch aus.

Genetische Untersuchungen

Dass territoriale Wölfe wie Glorias Bruder „ausfallen“, kam 2022 in NRW häufiger vor. Der territoriale Wolfsrüde GW2347m aus der Hohen Mark wurde zuletzt im September 2022 genetisch bestätigt. Zuletzt wurde dort ein anderer Rüde mit der Kennung GW3150m im Territorium nachgewiesen. Das Wolfsweibchen GW2890f sei im vergangenen Jahr im Begriff gewesen, zusammen mit dem Rüden GW2889m das Territorium Dämmerwald-Üfter Mark zu begründen. Doch auch dort stammt der letzte Nachweis aus September 2022. Seither wurde in dem Gebiet nur noch der Wolfsrüde genetisch bestätigt. – Die Gründe für diese Häufung von Ausfällen territorialer Wolfsindividuen sind nicht genau bekannt, so das LANUV. Mögliche Ursachen könnten etwa „innerartliche Auseinandersetzungen oder natürliche Todesumstände sein“ (Quelle: ber in DZ vom 7. Sept. 2023).

Bundesweit gibt es mittlerweile 105 Wolfsrudel und etliche Einzelgänger

In Nordrhein-Westfalen haben sich seit 2018 drei Wölfe angesiedelt. Die Gebiete liegen weit voneinander entfernt in der Region um Schermbeck nördlich des Ruhrgebiets, in der Eifel und in der Senne bei Bielefeld. Bundesweit sind inzwischen 105 Wolfsrudel, 25 Wolfspaare sowie 13 sesshafte Einzelwölfe erfasst. Das Raubtier kommt vor allem in Ostdeutschland und in Niedersachsen vor. In NRW leben die Wölfe bislang alleine. Es ist möglich, dass sich auch ein Rudel ansiedelt.

2019 über 1000 Nutztiere von Wölfen in Norddeutschland getötet

Wölfe haben 2019 mehr als 1000 Nutztiere in Norddeutschland gerissen. Laut den amtlichen Statistiken kam es im vergangenen Jahr zu nachweislich 371 Wolfsangriffen. Dabei starben 1.026 Tiere. Die Wölfe hätten überwiegend Schafe, aber auch Gatterwild, Rinder und Pferde gerissen. Die Zahl der von Wölfen getöteten Tiere nahm damit im Vergleich zu 2018 um mehr als 60 Prozent zu. Damals zählten die Behörden noch 630 durch den Wolf getötete Nutztiere (dpa).

Neue Regeln: Wölfe dürfen zum Schutz von Weidetieren getötet werden

Wölfe dürfen zum Schutz von Schafen und anderen Weidetieren in Deutschland künftig frühzeitiger abgeschossen werden. Der Bundestag beschloss am Donnerstag ein entsprechendes Gesetz, auf das sich die große Koalition nach monatelangem Streit verständigt hatte. Demnach soll ein Abschuss auch dann möglich sein, wenn zum Beispiel unklar ist, welcher Wolf genau eine Schafherde angegriffen hat. Die Maßnahmen sollen wirtschaftliche Schäden für Bauern und Hobbyschäfer abwenden und auch Verunsicherung in vielen Dörfern entgegenwirken. Bei 639 Übergriffen von Wölfen im Jahr 2018 sind bundesweit 2067 Nutztiere gerissen worden. Für die Neuregelungen stimmten in namentlicher Abstimmung 361 Abgeordnete, 275 Parlamentarier lehnten sie ab (dpa)

Siehe auch: Wolfsberater
Siehe auch: Wolfsjagden im Vest (Essay)


Quellen: DZ vom 23. April und 21. Nov. 2018, vom 1. Aug. 2019, vom 16. April und 9. Mai und 30. Juni, 8. und 24. Dez. 2020. – Berthold Fehmer in DZ vom 7. Jan. 2021. – DZ vom 18. Nov. 2023. – ber in DZ vom 31. Dez. 2023

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