Wesener, Franz & Söhne

Kamen andere Herren, wechselten sie lediglich ihre Post-Uniformen

1757 in Dorsten bis 1813 ebenda; Hofrat, Expediteur und Postoffizier. – Mit Napoleons Reformen des Staats- und Postwesens in Westfalen wurde der kurfürstlich-kölnische Hofrat und seit 1785 Syndikus der vestischen Ritterschaft, Franz Wesener, „Postoffizier“. Der frühere Petrinum-Schüler und Student der Rechte in Bonn war zugleich von 1785 bis 1790 Bürgermeister der Stadt und von 1793 bis 1802 Assessor am Hohen Gericht zu Dorsten. Verheiratet war er mit Theresia Orley (1755 bis 1814), Tochter des „hochfürstlich-münsterichen Obristlieutnants“ und Chefs der „Leibcompanie“. Das Ehepaar hatte zehn Kinder. Jener Wesener war es auch, der mit seinen Söhnen für allerlei Ungemach in der Postgeschichte des Vests sorgte.

Wegen Unterschlagung vor der Justizkammer des Großherzogtums

Franz WesenerFranz Wesener betrieb in Dorsten ein „Comptoir für die Briefpost“ und führte den Titel „Hofrat“. Sein Büro wurde mit dem Ende der kurfürstlich-kölnischen Landeshoheit 1808 aufgehoben. Der Herr Hofrat fand sich mit den für ihn ungünstigen Änderungen der politischen Verhältnisse nicht ab. Seine Eigenmächtigkeit, eingenommene Briefgebühren über 53 Taler für sich zu behalten, brachten ihn vor die Justizkammer des Großherzogtums Arenberg, des neuen Landesherrn, der den Fall niederschlug, seinem Posthalter aber die Pension und weitere Vergünstigungen entzog. Als Familienentschädigung betraute die Generalpostdirektion seinen ältesten Sohn Jacob (1786 Dorsten bis 1810 Recklinghausen) 1809 mit der Leitung der neu eingerichteten Großherzoglich-Bergischen Postexpedition in Recklinghausen. Somit war Jacob Wesener dem Postamt seiner Vaterstadt Dorsten unterstellt. Er machte sich in Dorsten sofort unbeliebt, als er mit dem Eifer des Anfängers daran ging, ausschließlich dem großherzoglich-bergischen Postwesen in Recklinghausen durch sture Eigenmächtigkeiten, da war er ganz der Vater, Geltung zu verschaffen. Zustellgebühren, die eigentlich dem Postamt Dorsten gehörten, kassierte Jacob Wesener für sein untergeordnetes Postamt Recklinghausen. Das brachte ihm Maßregelungen der Postdirektion ein, hinderte den sturen Jacob aber nicht daran, weiterhin Streit über Zustellgebühren, die ihm nicht zustanden, vom Zaun zu brechen. Die Auseinandersetzung darüber machte den unverheirateten Posthalter Jacob Wesener krank und gebrechlich. Da mit seiner Gesundung nicht mehr zu rechnen war, bat sein Vater, der Hofrat Franz Wesener aus Dorsten, 1810 die Generalpostdirektion, die nach dem zu erwartenden Tod seines Sohnes freiwerdende Poststelle seinem jüngeren Sohn Gottfried zu übergeben. Nachdem Jacob wenige Wochen später starb, wurde der Vater nochmals vorstellig und erinnerte die Postdirektion an seinen zweiten Sohn Gottfried (1792 bis 1852). Daraufhin erhielt dieser die Poststelle und schwor einen Eid auf Napoleon. Gottfried Wesener war verheiratet mit Maria Francesca von Kleinsorgen (1788 bis 1849) und hatte fünf Kinder: Theresia (1815), Josephina (1817), Clemens (1819), Gottfried (1820) und Carl (1823).

Einlieferungsschein für einen Brief von Recklinghausen nach Frankfurt, 1806

Verkauf der Poststelle in Recklinghausen an seinen Vetter Max Averbeck

Nicht einmal vier Jahre lang blieb der Dorstener Gottfried Wesener Postexpediteur von Napoleons Gnaden in Recklinghausen. Inzwischen sollte der 20-Jährige im Jahre 1812 mit  Napoleons Großer Armee nach Russland ziehen. Doch Gottfried Wesener ließ sich die Verweigerung was kosten und stellte einen Remplaçanten. Als nach der Niederlage des französischen Kaisers das Vest preußisch wurde, zog Gottfried Wesener die kaiserlich- französische Uniform aus und die eines preußischen Postwärters an. 1831 kaufte er das Haus Nr. 15 am Markt in Recklinghausen, wurde nun neben dem Postwärter auch Gastwirt und erwarb das Hotel „Märkischer Hof“. Gottfried Wesener erkrankte 1845, seine Frau war schon längere Zeit bettlägerig. Noch zum Schluss seiner Tätigkeit als Postbeamter wurde er 1846 zum Postmeister befördert. Da seine Söhne keine Lust hatten, ebenfalls Postbeamte zu werden, verkaufte Wesener im Mai 1846 seinen gesamten Grundbesitz, darunter die Posthalterei mit  „Posthaltereiinventarien nebst Futtervorräten“ an seinen Vetter Max Averbeck, den die Regierung als Nachfolger Gottfried Weseners zum Posthalter in Recklinghausen bestellte. Im gleichen Jahr zog Gottfried Wesener nach Xanten. Zwei Jahre später kehrte er nach Recklinghausen zurück. 1849 starb seine Frau, er drei Jahre später im Alter von 60 Jahren.

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