Verkehrsverbund Rhein-Ruhr (VRR)

Zwei Zweckverbände, 16 kreisfreie Städte und sieben Kreise bilden den VRR

Wer in Dorsten mit einen der vestischen Linienbusse fährt oder an einem der Bahnhöfe einen Zug besteigt, der begibt sich in einen für Laien recht kompliziert verschachtelten  verkehrsverwaltungsorientierten Bereich des VRR. Das mag ihn in seinem Fortkommen nicht interessieren – Hauptsache er kommt pünktlich ab und dann auch da an, wo er hin möchte. Wer ist also der VRR, dem er sich anvertraut? Das liest sich jetzt etwas kompliziert.
Der Verkehrsverbund Rhein-Ruhr (VRR) ist ein Verkehrsverbund und SPNV-Aufgabenträger in Nordrhein-Westfalen und eine Anstalt des öffentlichen Rechts (AöR) mit Sitz in Essen. Der Verkehrsverbund wurde am 1. Januar 1980 von fünf Kreisen, darunter der Kreis Recklinghausen, und 19 kreisfreien Städten sowie den kommunalen Verkehrsunternehmen des Rhein-Ruhr-Gebiets und der Deutschen Bundesbahn in der Rechtsform der GmbH gegründet. Heute sind es sieben Kreise und 16 kreisfreie Städte. Sein Gebiet umfasst das Ruhrgebiet, den Niederrhein, Teile des Bergischen Landes sowie die nordrhein-westfälische Landeshauptstadt Düsseldorf. Der VRR grenzt im Norden und Osten an den Westfalentarif (WT), im Süden an den Verkehrsverbund Rhein-Sieg (VRS) und den Aachener Verkehrsverbund (AVV) und im Westen an die Niederlande. Nach eigenen Angaben ist der VRR der einwohnerstärkste Verkehrsverbund und größter Nahverkehrsballungsraum Europas.

Organisation des VRR – ein kompliziertes Gebilde

Der „Verkehrsverbund Rhein-Ruhr AöR“ (VRR AöR) ist eine Anstalt des öffentlichen Rechts und eine der beiden Zweckverbände der VRR. Diese Zweckverbände werden wiederum von den jeweiligen Kreisen und kreisfreien Städten getragen. Die Verwaltung des VRR befindet sich in Gelsenkirchen. In den 1980er-Jahren galt ein Tarifsystem in fünf Preisstufen. Um 1990 wurde dann in mehreren Schritten ein neues und vollständiges Verbund-Tarifsystem mit den Preisstufen A, B und C eingeführt, zuerst bei den Zeitkarten und später bei den übrigen Fahrkarten. Am 28. September 2004 errichtete der „Zweckverband Verkehrsverbund Rhein-Ruhr“ die „Verkehrsverbund Rhein-Ruhr AöR“ und übertrug ihr seine wesentlichen Aufgaben. Die Kommunen haben aber trotzdem Einfluss auf die Entscheidungsfindung im Verbund. Denn sie entsenden Politiker in die Verbandsversammlungen der beiden Zweckverbände. Die Mitglieder der Verbandsversammlung wiederum besetzen die höchsten Entscheidungsgremien des VRR: den Verwaltungsrat der VRR AöR, den Vergabeausschuss sowie die vorberatenden Ausschüsse. Der Verwaltungsrat wiederum bestellt den Vorstand der VRR AöR.

Die operative Ebene Verkehrsunternehmen

Die kommunalen und privaten Verkehrsbetriebe – wie z. B. die Vestische – sowie die Eisenbahnverkehrsunternehmen bilden die operative Ebene des VRR. Sie sind über unterschiedliche Verträge in den VRR eingebunden. Außerdem vertreten sie als „Konzessionierte Verkehrsunternehmen im Verkehrsverbund Rhein-Ruhr“ (KViV) ihre Interessen bei der Gestaltung des ÖPNV im Verbundraum. Sie arbeiten mit der VRR AöR in fünf Arbeitskreisen zusammen – und zwar in den Bereichen „rechtliche Angelegenheiten“, „wirtschaftliche Angelegenheiten“, „Marketing, Tarif und Vertrieb“, „Technik, Informationstechnologie und Sicherheit“ und „Nahverkehrsmanagement“. Die VRR AöR stimmt sich bei allen für die Verkehrsunternehmen bedeutsamen Entscheidungen mit den KViV ab.

VRR-Vorstand José Luis Castrillo ist oberster Chef

José Luis Castrillo ist seit 1. Januar 2014 Vorstand der VRR AöR. Zu seinem Ressort gehören die Abteilungen „Marketing“ und „Information / Innovation“, die Stabsstellen „Presse- und Öffentlichkeitsarbeit“ und „Technische Steuerung, Beratung und Konzeption (IKT)“ sowie die Kompetenzcenter Digitalisierung und Sicherheit des Landes NRW. Der studierte Betriebswirt wurde 1970 geboren und arbeitete zunächst mehrere Jahre in der Telekommunikationsbranche im Bereich Marketing. Bevor er Anfang 2014 in den Vorstand der VRR AöR wechselte, war er bereits mehr als zehn Jahre in der Nahverkehrsbranche tätig – zuletzt als Prokurist und Bereichsleiter des Kundenmanagements bei der Via Verkehrsgesellschaft mbH. José Luis Castrillo engagiert sich im Preis- und Vertriebsausschuss sowie im Wirtschaftsausschuss des Verbands Deutscher Verkehrsunternehmen (VDV). Zudem ist er seit 2018 Mitglied des VDV-Präsidiums als stellvertretender Vorsitzender des Verwaltungsrates in der Sparte Verbund- und Aufgabenträgerorganisationen.

965 Verkehrslinien, 894 Omnibuslinien, 11.500 Haltestelle, 1 Schwebebahn

Verkehrsgebiet umfasst 7300 Quadratkilometer mit 8,1 Millionen Einwohnern. Die beiden Zweckverbände sind der Zweckverband Niederrhein (Kreis Wesel, Kreis Kleve) und der Zweckverband Rhein-Ruhr (Bochum, Bottrop, Dortmund, Düsseldorf, Duisburg, Gelsenkirchen, Essen, Hagen, Herne, Krefeld, Mönchengladbach, Mülheim an der Ruhr, Oberhausen, Remscheid, Solingen, Wuppertal, Ennepe-Ruhr-Kreis, Kreis Mettmann, Rhein-Kreis Neuss, Kreis Recklinghausen, Kreis Viersen). Es gibt 965 Verkehrslinien (Stand 2010), darunter 935 im Straßenpersonennahverkehr, 48 im Schienenpersonennahverkehr und eine Schwebebahn, 894 Omnibuslinien mit 11.500 Haltestellen (Stand 2006). Gefahren wurden 2010 über 236,1 Millionen Zug-/Buskilometer (2010). Mit Stand von 2001 ist das Streckennetz 12.000 Kilometer lang. Im Jahr 2012 hatte der VRR eine Jahreseinnahme von 989,8 Millionen Euro und im Jahr 2012 wurden 1,254 Millionen Fahrkarten-Abonnements verkauft.

VRR wird über Jahre hinweg weniger einnehmen

Der Verkehrsverbund Rhein-Ruhr (VRR) erwartet wegen der Corona-Pandemie noch bis ins Jahr 2024/25 geringere Ticketumsätze als ursprünglich geplant. Nach Einnahmeausfällen im vergangenen Jahr in Höhe von 233,5 Millionen Euro sei auch im laufenden Jahr mit weiteren Ausfällen zu rechnen. Derzeit liegen die Fahrgastzahlen laut VRR bei 30 Prozent im Vergleich zur Vor-Corona-Zeit. Der VRR ist einer der größten Verkehrsverbünde Europas. Im Auftrag von sieben Kreisen – darunter der Kreis Recklinghausen mit Dorsten – und 16 Städten organisiert er den Nahverkehr am Niederrhein und im Ruhrgebiet. Die Bus- und Bahnfahrten werden dabei von kommunalen und privaten Verkehrsbetrieben sowie Eisenbahnverkehrsunternehmen ausgeführt.

Neue Firma löst die Nordwestbahn auch auf Bahnstrecken in Dorsten ab

Wo auf den Dorstener Bahnstrecken und Hinweisschildern noch „Nordwestbahn“ stand, war ab Ende 2022 überall „RheinRuhrBahn“ zu lesen. Nach und nach wurden alle Züge des RE 14 mit dem neuen Namen beschriftet. Auch auf den Schildern mit „Nordwestbahn“ steht „RheinRuhrBahn“. Sie betreibt das bisherige Netz der Nordwestbahn an Rhein und Ruhr mit seinen 265 Schienenkilometern und rund 250 Mitarbeitenden. Doch außer der Firmenbezeichnung änderte sich für Fahrgäste und die Mitarbeiter nichts. Die Unternehmensmutter „Transdev“ hat die neue Tochter-Gesellschaft namens „RheinRuhrBahn“ gegründet, um sich stärker in der Region zu verankern. Die „Nordwestbahn“ (NWB) wird künftig nur noch in Niedersachsen/Bremen und Ostwestfalen tätig sein. Die „RheinRuhrBahn“, die im September 2022 noch einen Firmensitz am Duisburger Hauptbahnhof hatte, übernahm die NWB-Strecken im Rheinland und im Ruhrgebiet. Sie übernahm auch den Vertrag, den die Nordwestbahn für die Strecke hatte. Der Vertrag läuft übrigens nur noch ein paar Jahre. Die Deutsche Bahn mit ihrer „DB Regio NRW“ hatte in der zweiten Jahreshälfte 2022 die Ausschreibung für die Strecken der früheren Nordwestbahn/heutigen RheinRuhrBahn ab 2025 gewonnen. Der Emscher-Münsterland-Express (RE 14) fährt übrigens im Jahr 2026 als letzter vom Gleis. Die Werkstatt, welche die Nordwestbahn seit Jahren an der Feldhausener Straße in Dorsten betreibt, gehört inzwischen der Unternehmenstochter „Transdev-Instandhaltung“.
Übrigens: Der Name „RheinRuhrBahn“ könnte bei dem einen oder anderen Bahn-Kunden für Verwirrung sorgen. Denn im Verkehrsverbund Rhein-Ruhr (VRR) gibt es ja bereits die „S-Bahn Rhein-Ruhr“, die aktuell durch die DB Regio betrieben wird. Auch das Stadtbahn-Netz im VRR heißt „Stadtbahn Rhein-Ruhr“. Verwechseln könnte man es auch mit der „Ruhrbahn“ aus Essen und Mülheim. Und der „Rhein-Ruhr-Express“ ist seit Dezember 2020 mit 84 RRX-Fahrzeugen im Großraum Rhein-Ruhr unterwegs.

Im Jahr 2024 wurden die Ticketpreise deutlich verteuert

Die Fahrt mit Bus und Bahn im Nahverkehr wurde mit Beginn des Jahres 2024 erheblich teurer. Die Ticketpreise stiegen im Verkehrsverbund Rhein-Ruhr (VRR) und damit auch im Bereich der Vestischen um durchschnittlich 9,4 Prozent. Wer zum Beispiel innerhalb einer Stadt im Vest mit einem Einzelticket der Preisstufe A unterwegs ist, zahlt 3,30 Euro statt 3,00 Euro. Der Preis für das Viererticket steigt von 11,50 auf 12,50 Euro.
Kunden, die im Kreis Recklinghausen von Stadt zu Stadt fahren möchten, benötigen in der Regel ein Ticket der Preisstufe B. Das kostet im Einzelverkauf jetzt 7,00 statt 6,40 Euro. Für ein Viererticket werden 26,30 Euro fällig (vorher: 24,20 Euro). Die Preisstufe B ist ein Tarif, mit dem so mancher Fahrgast grundsätzlich hadert. Denn die Gegenleistung für die sieben Euro kann sehr unterschiedlich ausfallen. Wer zum Beispiel nur ein paar Haltestellen weit von Dorsten in die Nachbarstadt Marl fährt, zahlt ebenso viel, wie der Kunde, der von Dorsten quer durch das Vest nach Waltrop reist. Für die Fahrt von Recklinghausen in die Nachbarstadt Herten reicht hingegen ein Ticket der Preisstufe A (3,30 Euro). Grund: Die beiden Städte begründen ein gemeinsames Tarifgebiet. Teurer wurden auch die Tickets, die 24-Stunden (8,30 statt 7,60 Euro) beziehungsweise 48 Stunden (15,80 statt 11,40 Euro) gültig sind. Für die traditionellen Monatstickets wie Ticket2000 müssen die Kunden ebenfalls mehr zahlen. Doch hier bietet sich als preiswerte Alternative das Deutschlandticket für 49 Euro an.

Verkehrswende liegt erst einmal auf Eis

Bei der auch für Dorsten zuständigen Vestischen sind nach Angaben des Unternehmens bislang 61.000 Deutschlandtickets verkauft worden. Neun Prozent dieser Fahrgäste hatten vorher noch kein Abonnement, gelten somit als Neukunden. Die Vereinfachung des Ticketsystems und die deutschlandweite Gültigkeit über alle Verbundgrenzen hinweg sind neben dem Preis die großen Vorteile des D-Tickets. Die Preise steigen, aber die angestrebte Verkehrswende mit einer Ausweitung des Fahrplanangebots liegt im Vest erst einmal auf Eis. Die angekündigten Taktverdichtungen auf bestimmten Linien und die Ausweitung von Betriebszeiten sind von der Vestischen bis auf weiteres ausgesetzt worden. Das allerdings nicht aus finanziellen Gründen, sondern weil der Vestischen das Personal fehlt, um ihr Fahrplanangebot um jährlich 2,8 Millionen Buskilometer (15 Prozent) auszuweiten. Die Rekrutierung von zusätzlichen Busfahrern werde 2024 weiterhin Priorität haben, heißt es bei dem Nahverkehrsunternehmen.


Quellen: Michael Klein in DZ vom 5. Okt. 2022. – DZ vom 2. Jan. 2023.

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