Schulenburg-Archiv-Areal

Claudia Piepenbrock macht den Breich zu einer begehbaren Installation

Die Bremer Künstlerin Claudia Piepenbrock (Foto) ist aktuelle Trägerin des Tisa-Kunstpreises. Ab Mitte 2022 wurde nach ihren Plänen das Außenareal des Tisa-Archivs auf dem Zechengelände in Dorsten zur begehbaren Installation. Wenn die Künstlerin ein neues Gelände für ihre Kunst betrachtet, dann beschäftigen Claudia Piepenbrock vor allem zwei Fragen: „Was interessiert mich an dem Ort und was bringt er selbst mit“, sagte sie der „Dorstener Zeitung“. Mit ihren Installationen will sie Orte „erfahrbar machen“, neue Spannungsfelder und Begegnungsmöglichkeiten kreieren. Und so wächst in ihrem künstlerischen Konzept für das Grundstück an der Fürst-Leopold-Allee 65 nicht nur etwas über sich hinaus, sondern auch unter sich hinein. In die Erde nämlich – und bildet damit quasi auch ein Stück Untertage-Erinnerungskultur. Denn an der Südseite des Tisa-Archivs entstand im Juli/August 2022 eine begehbare und bleibende Stahlskulptur, in Betonkörpern verankert und bis zu 1,70 Meter in das Erdreich eingelassen. Die Künstlerin hat die Einzelteile rosten lassen, hat sie selbst geschweißt. Über vier Rampen können die Besucher hinunter und wieder hinauf, über dem Bodenniveau flankiert von einer eisernen Lamellen-Konstruktion, „die unterschiedliche Blickachsen erlaubt“ – und ein interessantes Wechselspiel mit dem Umfeld offenbart.
Angeordnet ist die Skulptur als Kreuz, symbolisch aufgeladen, diverse Interpretationsmöglichkeiten erlaubend, bis hin zu aktuellen Bezügen. Von oben ist die Kreuzform besonders gut erkennbar – wie überhaupt das Gesamtkonzept für das Areal wie aus der Vogelperspektive heraus entwickelt wurde. Denn zum umgesetzten Entwurf gehören auch die 40 „Klimabäume“, die die Ruhrkohle schon vorab hier vorgesehen hatte und deren räumliche Anordnung Claudia Piepenbrock dann selbst unter ihre Obhut nahm.
Vorgesehen ist ein weiterer Baumkreis rund um das denkmalgeschützte Fördergerüst. Geplant ist von der Künstlerin auch, mithilfe von insgesamt 150 Meter langen gebogenen Schienen, wie sie unter Tage eingesetzt wurden, als „Intarsienarbeit“ an die zirkulierende Beförderung von Gütern zu erinnern. „Doch bis es dazu kommt, sind noch Gespräche mit der Ruhrkohle und der Denkmalstiftung nötig. Bis zur Ausstellungseröffnung am 4. September fertig ist indes die achteilige Innen-Skulptur aus fast sechs Meter hohen Papiersäulen, nachhaltiges „Kunst-Recycling“ gewissermaßen, weil so ähnlich schon einmal beim Kunstverein Hannover gezeigt.

Siehe auch: Schulenburg-Archiv, städtisch (I)
Siehe auch: Schulenburg-Archiv, städtisch (II)
Siehe auch: Tisa von der Schulenburh (Artikelübersicht)
Siehe auch: Schulenburg-Archiv, privat


Quelle: Michael Klein in DZ vom 11. August 2022

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