Respekt-Vandalismus

Brigitte Stüwes Kunstwerk wurde mehrmals beschädigt und besprüht

Menschenwürde, Demokratie und Respekt – diese drei Schlagworte mit Leben zu füllen, haben sich Stadtrat und Bürger mit Unterzeichnung der „Dorstener Erklärung“ auf die Fahnen geschrieben. Die „Ideenfabrik Stadtsfeld“ hat bewusst den Begriff „Respekt“ aufgegriffen und ihn von Kindern, Künstlern, kirchlichen Gruppen umsetzen lassen. Die Dorstener Künstlerin Brigitte Stüwe (Foto) machte unweit der Marler Straße seit März 2021 mit ihrem Werk „Respekt“ Menschenwürde sichtbar. Bislang unbekannte Vandalen gefiel dies gar nicht. Anfang Juli 2021 ist die inmitten einer blühenden Blumenwiese stehende Tafel samt ihren roten Fäden mit schwarzer Farbe besprüht worden. Und das mit den Worten „Es reicht“, das Wort „Respekt“ wurde durchgestrichen. Brigitte Stüwe stellte danach ihr Kunstwerk wieder her allerdings nicht mit den roten Fäden. Die „Dorstener Zeitung“ zitierte die Künstlerin: „Die Schmiererei ist die Zerstörung eines Kunstwerks, das sich ausdrücklich und deutlich für die Unteilbarkeit der Menschenwürde und die Menschenrechte ausspricht. (Die Zerstörung) ist damit eine direkte Attacke auf diese Werte und die Basis unseres Zusammenlebens und auf die Freiheit der Kunst.“ Bürgermeister Tobias Stockhoff äußert sich zu dem Vorfall ähnlich. Keine vier Wochen danach wurde das Kunstwerk erneut beschmiert. Das Dorstener „Bündnis gegen Rechts“ hielt spontan Mahnwachen am Kunstwerk ab, an der sich nun auch Stadtsfeld-Anwohner und Lokalpolitiker der Dorstener Ratsparteien, ausgenommen AfD, beteiligten. Nachdem die Platte von Mitarbeitern der „Dorstener Arbeit“ wieder gereinigt worden war, fand Mitte August erneut eine Überpinselung mit weißer Farbe statt. Es wurde ein Kreuz darauf gesprüht mit den Worten (samt Fehler) „Demokrati“ und „Freiheit“ (Foto). Wie auch schon die vorhergehenden Fälle, wurde auch diese dritte Schmiererei dem Staatsschutz gemeldet. Übrigens ebenso die besudelten Wahlplakate im September 2021, die möglicherweise von den gleichen Tätern beschmiert worden waren. In ähnlicher Schrift und gleicher Farbe wurden SPD-Kanzlerkandidat Olaf Scholz ein Hitlerbärtchen und die Bezeichnung „Faschist“ verpasst.

Weitere Anschläge erreichten eine neue Dimension

Im September gab es neue Anschläge. Der Vandalismus erreichte eine neue Dimension. Auf die „Respekt-Wand hatten ein oder mehrere unbekannte Täter ein großes neon-pink-farbenes Hakenkreuz gesprüht. Mitarbeiter der „Dorstener Arbeit“ entfernten noch am Tag danach das verfassungsfeindliche Nazi-Symbol, das die Täter ausgerechnet zum Eröffnungstag der Dorstener „Woche des Grundgesetzes“ aufgebracht hatten. „Mit der Hakenkreuz-Schmiererei erreichen die wiederkehrenden Anschläge auf das Respekt-Kunstwerk eine neue Dimension“, so Bürgermeister Tobias Stockhoff zu dem Vorfall. Kinder des benachbarten Kindergartens „Arche“ gestalteten mit den Erzieherinnen daraufhin die Wand und die Wiese davor mit eigenen „Respekt-Schildchen“, auch diese Aktion wurde Ziel von Vandalen. Weitere Vorfälle folgten. Sämtliche Fahnen und auch die Wand sind nun erneut mit Hakenkreuzen beschmiert worden – in derselben Farbe wie in der Woche zuvor. Außerdem sprühten der oder die Täter auf jede Fahne die Worte „Nazi Alarm“. Auch wurde in der ersten Septemberhälfte ein großes Plakat mit einem Foto des Stüwe-Kunstwerks abgerissen. Seitdem ist die Wand leer geblieben.

Strafanzeigen: Der Staatsschutz ermittelte

Was Anfang Juli mit den gesprühten Worten „Es reicht“ begann, eskalierte und wurde spätestens seit der ersten Hakenkreuz-Schmiererei auch ein Fall für den Staatsschutz. Sechs Strafanzeigen sind in dieser Angelegenheit bislang bei der Polizei Recklinghausen eingegangen. die Abteilung „Staatsschutz“ der Kreispolizei Recklinghausen ermittelt. Ein Tatverdächtiger konnte noch nicht ermittelt werden.

„Respekt“ – Der Kampf um Respekt und Kunst ging weiter

Inzwischen passen Nachbarn auf, die Polizei ermittelt, Demokraten und die Künstlerin lassen sich nicht einschüchtern: Sie beugen sich den Angriffen gegen das Respekt-Kunstwerk in der Feldmark nicht. Künstlerin Brigitte Stüwe will ihr Fadenkunstwerk mit dem Respekt-Schriftzug eines Tages „auf jeden Fall wieder herstellen“. Die schockierenden Entwicklungen der sich wiederholenden „Anschläge“ will sie allerdings erstmal abwarten. Bis dahin wird weiter Geld gesammelt für die Wiederherstellung. Die Ideenfabrik Stadtsfeld verspricht: „Reißt das Kunstwerk 100-mal um, wir bauen es 101-mal wieder auf. Ihr könnt Respekt nicht zerstören.“

Weiter ging’s: Impfgegner verlangten mit ihrer Schmiererei Respekt

Anfang November wurde das „Respekt“-Kunstwerk erneut beschmiert. Diesmal zum Thema Impfen. Die Vandalen verlangten Respekt vor Ungeimpften. Sie fühlten sich offenbar von Hetze verfolgt, glaubten, dass Menschenrechte, Demokratie und Respekt nicht für alle gleichermaßen gelten. Das war ihrer gesprühten Botschaft zu entnehmen, die sie auf die Plakate gesprüht hatten. Wie schon bei den vorherigen Vorfällen, wurde auch diesmal Anzeige bei der Polizei erstattet. Und nach wie vor winkte eine Belohnung für Hinweise, die zur Ergreifung der Täter führen. Mitarbeiter der „Dorstener Arbeit“ entfernten auch diesmal die Schmierereien.
Abermals wurde das „Respekt“-Kunstwerk am 6./7. November von Unbekannten verunstaltet. Auch diesmal lassen die Texte nur den Schluss zu, dass das ursprüngliche Kunstwerk und das Schild, das auf mangelnden Respekt hinweist, von Querdenkern/Impfgegnern verschandelt worden sind.

Über den oder die Täter: „Mysteriöse Andeutungen und „vage Hinweise“

Wie „Dorstener Zeitung“ schrieb, machte Bürgermeister Tobias Stockhoff in Ratssitzung Anfang Novembereine „mysteriöse Andeutung“ zum Thema Ergreifung der Täter: „Ich habe den Eindruck, dass sich die Schlinge etwas zuzieht“, sagte er, wollte aber auf Nachfrage öffentlich keine Erläuterungen geben. Nur so viel: „Die ausgesetzte Belohnung hat gewirkt.“ Ende September waren 1.000 Euro ausgesetzt worden für den entscheidenden Hinweis auf den oder die Täter. Auf Nachfragte der Lokalzeitung bestätigte die Polizeisprecherin, dass es „einige vage Hinweisen gegeben hat, denen wir derzeit nachgehen“. Mit Empörung haben Politiker in Dorsten auf die neuerliche Verschandelung des „Respekt“-Kunstwerks in der Feldmark reagiert. Fraktionsvorsitzender Bernd Schwane (CDU) wurde in der Ratssitzung am Mittwoch deutlich. „Gut, dass die betroffenen Bürger nicht nachgeben, aber irgendetwas muss vonseiten der Strafverfolgung möglich sein.“ Fraktionsvorsitzender Friedhelm Fragemann (SPD) sah in einer möglichen erfolglosen Ermittlung der Schmierer im Dorstener Stadtfeld zwischen Marler Straße und Händelstraße sogar die Bundesrepublik als Rechtsstaat gefährdet: „Wenn wir das Problem nicht gelöst bekommen, hat der Rechtsstaat Schiffbruch erlitten.“ – Na sowas! Der Rechtsstaat?

„Wir lassen uns nicht in die Knie zwingen“ – Kunstwerk wieder aufgestellt

Mithilfe der Dorstener Arbeit wurde das „Respekt“- Kunstwerk in der Feldmark am Mitte November wieder aufgestellt. Teilnehmer der „Ideenfabrik Stadtfeld“ hoffen, dass die andauernde Zerstörung nun endlich aufhört. Gerhard Jendrzey von der Ideenfabrik Stadtsfeld wird in der Mitteilung wie folgt zitiert: „Wir sind vom Stadtdialog für Menschenwürde, Demokratie und Respekt überzeugt und werden uns von einem Schmierfinken nicht in die Knie zwingen lassen. Egal, wie oft jemand einen Anschlag auf diesen Grundkonsens unseres Zusammenlebens verübt – wir werden das aushalten und überstehen. Unsere gemeinsamen Werte sind zu wichtig, als dass wir uns Impfgegnern, Reichsbürgern oder Demokratie-Verächtern beugen.“ In Abstimmung mit der Stadt Dorsten und der Künstlerin wird die Ideenfabrik Stadtsfeld ein Plakat installieren, das die genannten Grundwerte zum Ausdruck bringt.

Brigitte Stüwe erneuert ihr zerstörtes Fadenkunstwerk am Standort

Mindestens zehn Stunden Arbeit, ein Kilometer Seil und ganz viel Hoffnung: Künstlerin Brigitte Stüwe hat Ende März 2022 damit begonnen, das Respekt-Kunstwerk wiederherzustellen. Das Fadenkunstwerk war im letzten Jahr immer wieder Ziel von Sprayattacken mit eindeutig politischen, teils rechtsradikalen Inhalten geworden. Irgendwann war der Schaden so groß, dass die gespannten Fäden entfernt werden mussten. Nun ist Brigitte Stüwe mit 1000 Metern rotes Seil an den Standort zurückgekehrt, um das zerstörte Kunstwerk zu erneuern. Das Kunstwerk wird es künftig bei der Dorstener Arbeit als Bausatz im Kleinformat geben. Bestellbar zum Beispiel für Kitas und Schulen, die das Objekt nach einer exakten Anleitung und mithilfe von Schablonen „nachbauen“ können. Das erste Exemplar überreichte Brigitte Stüwe an die stellvertretende Bürgermeisterin Christel Briefs. Sie bekräftigte, dass Respekt das „Schmieröl“ der Gesellschaft sei. Sie appellierte an die Bürger dieser Stadt: „Achten Sie einander. Achten Sie aufeinander. Und lassen Sie uns gemeinsam auf dieses Kunstwerk achten.“

Erneute Zerstörung im Mai 2022; Foto: DZ

Erneute Zerstörung des „Respekt-Kunstwerks“

Sechs Wochen nachdem die Künstlerin Brigitte Stüwe auch mit Hilfe von Bürgern ihr „Respekt-Kunstwerk“ im Stadtsfeld mit 1000 Metern rotem Seil wiederhergestellt hatte, wurde es Mitte Mai 2022 wieder mit eindeutig politischen, teils rechtsradikalen Inhalten verunstaltet. Wie es mit dem Fadenkunstwerk nun weitergeht, bleibt abzuwarten. Im Vorfeld hatten die Beteiligten vereinbart, in einem neuerlichen Fall die Zerstörung womöglich nicht beseitigen zu wollen, sondern mit einer dauerhaften Info-Tafel die Vorkommnisse einzuordnen und zu dokumentieren.

Juni 2022 weitere Sprühattacken mit dem symbolischen Kriegs-„Z“

Die respektlosen Schmierereien am bereits mehrfach verunstalteten Respekt-Kunstwerk an der Händelstraße im Dorstener Stadtteil Feldmark gehen weiter. Unbekannte Täter haben wahrscheinlich in der Nacht von Samstag auf Sonntag (19.Juni 2022) auf die große Tafel ein schwarzes „Z“ gesprüht, das als Symbol für den russischen Angriffskrieg auf die Ukraine verwendet wird. Bei der nächtlichen Aktion wurden mit dem Großbuchstaben „Z“ zudem die beiden großen Banner vor dem Fadenkunstwerk beschmiert. Die Fahnen, die die Stadt Dorsten und die Gruppe „Wir in Dorsten gegen Rechts“ aufgestellt hatten, tragen die Aufschriften „Schmierfinken sind keine tollen Vögel: Vandalismus ist strafbar“ und „Wenn wir in gegenseitigem Respekt miteinander leben, gibt es weder Gewalt noch Zerstörung“. Beide Banner waren installiert worden, nachdem das aus 1000 Metern rotem Seil hergestellte Kunstwerk der Künstlerin Brigitte Stüwe zuletzt im Mai zerrupft und beschmiert worden war. Mitarbeiter der „Dorstener Arbeit“ haben am Montagmorgen damit begonnen, die aktuellen Vandalismus-Schäden zu entfernen und die Z-Buchstaben abzuwischen. Im Mai hatten Künstlerin, engagierte Bürger, der Verein „Dorsten Dankt Dir“ und die Ideenfabrik Stadtfeld übrigens 16 großformatige Banner mit dem Schriftzug „Respekt“ in Dorstener Stadtteilen aufhängen lassen.

Respekt-Kunstwerk erneut von Unbekannten zerstört

Der Vandalismus am Respekt-Kunstwerk in der Feldmark nimmt kein Ende. Die Installation ist im September 2022 erneut zerstört worden, nachdem die Künstlerin es wieder hergestellt hatte. Unbekannte zerrissen die Fäden und sprühten einen Schriftzug in roter Farbe auf die Wand.

Das zerstörte Kunstwerk ist nun ein „Mahnmal für Respektlosigkeit“

Nachdem die nach ihrer Einweihung immer wieder zerstörte und mit Parolen beschmierte große Tafel nach einer umfassenden Restaurierung im Herbst 2022 erneut von Unbekannten mutwillig ruiniert worden war, bleibt sie nun in geschändeter Form erhalten: Als „Mahnmal für Respektlosigkeit“ soll die Tafel zur dauerhaften Auseinandersetzung mit dem Thema anregen. Eine von der Ideenfabrik Stadtsfeld unterstützte zusätzliche Info-Tafel informiert über Sinn und Zweck und Geschichte des Kunstwerks. Die Beschädigungen an der „Respekt-Wand“ seien nicht nur ärgerlich, sondern machen auch eine gesellschaftliche Entwicklung deutlich, die „Reaktionen erfordert“, heißt es auf der Info-Tafel. Zu den Aktivitäten, mit denen Menschen in Dorsten demnach Respekt bekunden können, gehören großformatige „Respekt“-Banner, mit denen seit einiger Zeit im Stadtgebiet Flagge gezeigt wird. Im Gegensatz zum originalen Kunstwerk ist der Schriftzug hier auf eine Plane aufgedruckt. Im gesamten Stadtgebiet hingen/hängen mittlerweile rund 40 dieser Banner – etwa an Kindergärten und Schulen, bei Vereinen, Firmen oder auch bei Privatpersonen.

Kaffeebecher erinnern Kaffeetrinker an das Projekt „Respekt“

Die „Ideenfabrik Stadtsfeld“ stellte im Oktober 2023 ein weiteren Produkt zur Initiative „Respekt“ vor: Kaffeebecher, die mit des „Respekt“-Kunstwerks der Dorstener Künstlerin Brigitte Stüwe bedruckt sind. Die ersten Exemplare wurden als Geschenk an Florian Hemmer, bei der „Dorstener Arbeit“ als Anleiter für die Quartiershausmeister tätig, überreicht. Zum Preis von 10 Euro erhältlich in der Stadtagentur an der Lippestraße. „Mögliche finanzielle Überschüsse aus dem Verkauf sollen dann bei der weiteren Entwicklung des Respekt-Projektes eingesetzt werden“, erklären die Initiatoren Manfred Jungblut und Gerhard Jendrzey. – Im gesamten Stadtgebiet hingen mittlerweile (stand Oktober 2023) rund 40 „Respekt“-Banner – installiert von Privatpersonen, Vereinen, Firmen, Gruppen, Schulen oder Kindergärten.

Siehe auch: Brigitte Stüwe
Siehe auch: Ideenfabrik Stadtsfeld
Siehe auch: Dorstener Woche des Grundgesetzes


Quellen: DZ vom 3. und 28. Juli, 21.; 28. August; 25. und 30. Sept.; 3. und 17. Nov. 2021. – Petra Berkenbusch in DZ vom 30. März 2022. – Michael Klein in DZ vom 21. Juni 2022. – Fotos: DZ entnommen. – Michael Klein in DZ vom 13. Febr. 2023.

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