Puschnig, Rolf

Schauspieler, Regisseur, Poet, Fotograf, Objektkünstler und Sozialarbeiter

Geboren 1962; Surramentteur in Dorsten. – Als Kind wollte er nicht etwa Feuerwehrmann oder Pilot werden wie viele andere Kinder. Für ihn galt damals schon: entweder Erfinder oder Poet. Und was ist er geworden? Beides – und noch mehr: Elektroanlageninstallateur mit den Abschlüssen als Diplom-Physik-Ingenieur sowie Diplom-Sozialpädagoge. Rolf Puschnig   arbeitet als  Sozialarbeiter in der Flüchtlingsbetreuung beim Caritasverband Dorsten. Dies ist der eine Weg in seinem Leben, dann gibt es noch einen anderen, parallel verlaufenden, der etwas holpriger verläuft und immer wieder neu in der Gegenwart endet. Das ist der Weg der Kunst, den Rolf Puschnig schon früh beschritten hat, frühestens mit dem oben erwähnten Wunsch als Junge. Viele Dorstener gingen ein Stück mit auf diesem Weg oder standen dabei. Sie sahen ihn als Schauspieler und Regisseur beim Sommertheater Dorsten, als Schriftsteller und Fotograf – in den letzten Jahren als Objektkünstler und Surramentteur, wie er sich selbst bezeichnet. Letzteres erklärt er selbst:  „Ein Surrament wirkt über die tendenzielle Assoziation. Es lässt Freiräume in der Interpretation, gibt aber eine Richtung vor. Daher bezeichne ich mich auch als Surramentteur, als Erfinder und Poet.“

Es entstehen Chiffren, die man erahnen kann, aber nicht immer versteht

Schauspieler im Dorstener Sommertheater

Rolf Puschnig, der sich als einen „ungeschickten Handwerker“ bezeichnet, befreit Gegenstände des täglichen Gebrauchs von ihrer Funktion, so dass die den Gegenständen innewohnende Symbolik offenkundig wird. Er arrangiert und kombiniert diese Fundstücke aus einer anderen Zeit, die wie verschlüsselte Zeichen einer archaischen Schrift wirken und versieht sie mit fragwürdigen Titeln. Es entstehen Chiffren, die man erahnen kann, aber nicht zweifelsfrei versteht. Die erschaffenen Chimären, die oft in mechanischen Konstruktionen eingebettet sind, sind häufig beweglich, aber ohne eigenen Antrieb und begeben sich daher nur in der Fantasie des Betrachters auf Wanderschaft. Die hilft ihm seine „ungeschickte Handwerklichkeit“, denn, so Puschnig: „Jeder Fehler, zwingt mich zu neuen Lösungen, offenbart Unerwartetes. Der Fehler, die Ungenauigkeit, als gestalterisches Element. Mutation und Selektion.“ E räumt allerdings ein, das das nicht immer gut ausgeht. In seiner Kunst strebt er nicht danach, eine künstlerische Technik zu perfektionieren, es reicht das kleine „Ein mal Eins“ des Heimwerkers und ein wenig konstruktives Geschick, denn seine Kunst lebt von der „Idee“, ist in seinen vielen Internet-Auftritten zu lesen.

„Kohl-Arte“: Puschnigs Objekte 2013 in der „Traumfänger“-Galerie

Eines seiner Freigeist-Objekte

Im Jahr 2013 stellte Puschnig Objekte unter dem Titel „Kohle-Arte“ in der „Traumfänger“-Galerie auf dem Zechengelände in Hervest-Dorsten vor. Es waren Skulpturen aus Material, dass der Alltag so anschwemmt, er es aufhebt und verarbeitet, im Sinn gibt. Rolf Puschnig ist im Internet gut vernetzt, darunter mit der Galerie tOG Düsseldorf (Take Off Gallery). Mit der Objektkunst Puschnigs und dem Zeichner Andreas Noßmann aus Brühl arrangierte die „tOG“ unter dem Titel „Auf der Suche nach der verlorenen Zeit“ 2015 eine Ausstellung mit zwei Künstlern und deren höchst unterschiedlichen Techniken, die sich allerdings ergänzten. „Der Betrachter wird in eine vergangene Zeit der Freiheit der Gedanken versetzt. Dies liegt nicht zuletzt daran, dass beide Künstler die Dinge auf ihren Ursprung bzw. auf die ihnen innewohnende Symbolik zurückführen.“ Eine weitere Stimme: „Erst bei näherer Betrachtung und bei Reflektion von Titel und Objekt erkennen wir die tiefgreifende, hintergründige Art, mit der Rolf Puschnig uns zur Auseinandersetzung motiviert. „Surrament“ nennt er seine Werke: eine Wortkombination aus „surrrealem Arrangement“. Mit diesen Werken wird er seinem Ruf als Erfinder und Poet gerecht, zumal die Objekte in dieser Ausstellung fast poetisch mit den Zeichnungen zu kommunizieren scheinen und er damit zurecht als Surramentteur bezeichnet werden kann.“ – Die „tOG“ ist ein Ort der Begegnung mit moderner und zeitgenössischer Kunst auf der Kunstmeile Metropole Ruhr und Kulturzentrum Düsseldorf.

Puschnig: Kunst darf schön aber auch verstörend sein

Rolf Puschnig Ambition und Kunstverständnis: „Kunst darf schön sein, aber auch die Verstörung ist ein probates Mittel des Künstlers. Der Mensch schneidet sich die Wirklichkeit so zurecht, dass sie in sein Format passt. Kunst sollte das individuelle Format des Betrachters zumindest um die Dauer eines Staunens, Lächelns, einer Verwunderung oder Verstörung erweitern.“

Bisherige Ausstellungen (Auswahl):
2015: Revierkunst (Bochum),  „Auf der Suche nach der verlorenen Zeit“ in der tOG Düsseldorf,  „Huntenkunst in Ulft (Niederlande, „KunstTage“ in  Rhein-Erft. – 2014: Ausstellungen in Dorsten, Wolfenbüttel, Gladbeck (Kunst in der Maschinenhalle), Bochum (Revierkunst). – 2013: Dorsten (Galerie der Traumfänger, Kunstrapport Ruhstadt-Galerie), Leverkusen. – 2012: Gladbeck, Köln (8. KalkKunst). – 2011: Köln, Leverkusen, Gladbeck.


Siehe auch:
Sommertheater
Lenz, Stephanie I


Quellen:
DZ vom 28. Februar 2013. – tOG-Galerie Dirk Balder. Düsseldorf (Aufruf 2017). – kohlearte.de (Aufruf 2017).

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