Peters, August

Schermbecker Pastorensohn wurde 1895 Missionar im afrikanischen Busch

Afrika-Missionar August Peters; Foto: Archiv- und Museumsstiftung der VEM

Von Wolf Stegemann – 1867 Schermbeck bis 1910 Obersdorf/Kreis Müncheberg; evangelischer Missionar. – Sein Vater war Pfarrer und sein Sohn trat in dessen Fußstapfen, wurde Pastor im ostafrikanischen Missionsdienst. Er besuchte das Gymnasium Petrinum in Dorsten und danach das Konrad-Duden-Gymnasium in Wesel, wo er 1886 das Abitur ablegte. Karl Philipp Heinrich August Peters studierte Jura und Theologie in Tübingen, Bonn und Berlin und legte beide Theologischen Examina in Koblenz ab. Ende 1983 trat er in das Betheler Kandidatenkonvikt ein, wurde 1896 ordiniert und im Rahmen der 1891 gegründeten Evangelischen Missionsgesellschaft Deutsch-Ostafrika (Tansania) nach Maneromango entsendet. Diese Missionsstation der Betheler Bodelschwingh-Stiftung wurde erst ein Jahr vor Peters` Eintreffen gegründet. Es gehörte zu den ersten Zentren lutherischer Mission aus Deutschland. Peters leistete dort Aufbauarbeit. Der Missionar kehrte im Jahr 1900 nach Deutschland zurück. Sein Arbeitsvertrag mit Bethel wurde gelöst und August Peters ging als Dorfpfarrer in das märkische Obersdorf, heute eingemeindet in Müncheberg. Dort starb er 43-jährig im Jahr 1910.

Seine Zeit im afrikanischen Maneromango – Hungersnot und Plagen

Mission mit Kirche und Schule (Bundesarchiv)

Im afrikanischen Missionsdienst leistete August Peters Aufbauarbeit. Der Missionsplatz war zum Schutze gegen Panther, Hyänen und Löwen mit einem hohen Palisadenzaun umhegt. Als Wohnhaus diente August Peters und den anderen Missionaren ein bescheidenes einstöckiges Gebäude, als Kapelle sogar ein noch einfacheres, nach allen Seiten offenes Bauwerk. Wie aus einem Bericht hervorgeht, war die Zahl der getauften Schwarzen gering. Der Missionsschule gehörten 49 Kinder an, die in den zahlreichen Buschdörfern und ärmlichen Waldhütten rings um Maneromango zerstreut lebten. Peters Missionarsverständnis bezog er aus der Bibel: „Das Himmelreich ist gleich einem Netz, das ins Meer geworfen ist, damit man allerlei Gattung fängt (Matth. 13, 47). Wir haben es in unserer Kolonie wirklich mit einem Völkermeer zu tun, in dem es an wilden, ja sogar widerwärtigen Zügen im Wesen dieser Völker nicht fehlt. Aber wenn sie einmal dem großen Menschenfischer ins Netz gegangen sind, wird ihre Unart überwunden und ihre Eigenart geläutert und verklärt. Die oberflächlichen Wasuaheli, die flatterhaften Wanyamwesi, die wilden Waruscha und die trotzigen Wahehe stellen jetzt der Mission manche schwere Aufgabe, aber auch ihr Wesen ist der Veredelung fähig und auch sie werden dereinst den ihnen bestimmten Platz im Reiche Gottes ausfüllen, wenn sie dem untertan geworden sind.“

„Vom Himmel hoch, da komm ich her“ auf Kisuaheli gesungen

Hütten der Eingeborenen in Maneromango

Aus dem Jahr 1896 ist überliefert, wie die Mission Weihnachten feierte. Kinder wurden vor den Festtagen mit Äxten losgeschickt, um im Urwald ein tannenbaumähnliches Gewächs zu holen. „Der Baum, den sie brachten, hatte zwar nicht viel Ähnlichkeit mit unsern Weihnachtstannen; er war auch nicht regelmäßig gebaut. Als dem Baum aber einige Zweige zur Vervollständigung eingefügt waren, ließ er sich doch verwenden … und die Kerzen strahlten.“ Die Feier am heiligen Abend fand im Wohnzimmer von August Peters statt. „Dabei wurden Weihnachtslieder in Kisuaheli gesungen, weil solche in der Muttersprache der Eingebornen noch nicht vorhanden waren.“ Das Fest begann mit dem Lied „Großer Gott, wir loben dich“, dann las Peters die Weihnachtsgeschichte in Kisuaheli vor und sagte den Erschienenen, dass „auch für die Wasaramo der Heiland geboren sei“. Bevor die Bescherung begann, stimmten alle „Vom Himmel hoch da komm ich her“ an. Die Knaben bekamen eine kleine Mundharmonika, ob Mädchen da waren und ob sie was geschenkt bekamen, geht aus dem Bericht nicht hervor. Am anderen Morgen erklang zum ersten Mal die von der Himmelfahrtskirche in Berlin geschenkte Glocke zum Gottesdienst. „Es folgten aber nur wenige von den umwohnenden Heiden ihrem Rufe. Auch diese Wenigen kamen noch zögernd und furchtsam. Ein Glück, dass der als Predigtstätte dienende Raum von allen Seiten offen war. In ein geschlossenes Zimmer wären sie zu jener Zeit noch nicht gekommen, aus Furcht, von den Weißen ergriffen und nach Uleia als Sklaven verkauft zu werden. So armselig der Predigtplatz auch war, das herrliche Evangelium leuchtete auch hier in seiner ganzen Klarheit.“

Im Auftrag der Regierung 1899 die Hungersnot „untersucht“

Mit Plagen hatte es August Peters auch zu tun. Der gesamte Bezirk Usamaro, in dem Maneromango lag, wurde zur Zeit seines dreijährigen Aufenthalts von Plagen heimgesucht, „welche die Mission in Mitleidenschaft zogen, ihr aber auch reichliche Gelegenheit zur Übung christlicher Barmherzigkeit gaben“. 1899 hat er im Auftrag der Regierung die Folgen einer Hungersnot „untersucht“. Es gab Heuschreckenplagen, Viehseuchen und Sandflöhe. Aus der seiner Missionszeit in Afrika folgenden Zeit als Dorfpfarrer im märkischen Obersdorf ist hier nichts bekannt.


Quellen: „Nachrichten aus der ostafrikanischen Mission“, Berlin 1899. – Informationen von der Archiv- und Museumsstiftung der VEM (2018). – „Ein Häuflein Christen mitten in der Heidenwelt des dunklen Erdteils“, Waxmann-Verlag 2003. – Ev. Pfarrgemeinde Schermbeck (2018).

Share on FacebookTweet about this on TwitterShare on Google+Email this to someone