Pestepidemie 1350

Gegen die Not gründeten Männer die Liebfrauenbruderschaft in Dorsten

In der Mitte des 14. Jahrhunderts wütete im Land der „schwarze Tod“. Das war die Pest. Im Sommer 1350 traf es besonders die Menschen in Dorsten. Es gab zudem eine Missernte mit Hungernot und Teuerung. Das traf vor allem die armen Leute, doch die Pest, die dazukam, traf reich und arm, alt und jung gleichermaßen. Anfangs machte sich die Pest in Dorst durch einen Schifferknecht bemerkbar, der an einem sonnigheißen Tag plötzlich auf dem Marktplatz hinfiel und liegen bleib. Mitbürger trugen ihn in den Schatten und bemerkten mit Schrecken, dass der Man schwarze Flecken  und Beulen an Körper und vor allem im Gesicht hatte. Schnell verbreitete sich die Schreckensnachricht, dass der schwarze Tod in der Stadt angekommen sei. Sie verriegelten die Türen, doch die Pest macht davor nicht halt. Es starben die Handelsherren ebenso wie Säuglinge und Greise, Frauen und Kinder. Ganze Familien starben aus, die Überlebenden litten an Hunger und fehlender Versorgung, da die Nachbarschaftshilfe ausblieb.  Da taten sich Dorstener Männer zusammen, um zu helfen. Der Pfarrer eilte von Krankenbett zu Krankenbett, tröstete, half, gab den Kranken zu essen dun zu trinken und sorgte für die Bestattung der Toten. Die Männer taten es ihm nach, vielleicht, weil sie das Leid selbst ertragen hatten oder um Christi willen. Sie flehten vor dem Altar um Verschonung vor dem Strafgericht Gottes, daraufhin Pfarrer Bartholomäus zu ihnen sprach (übertragen ins heutige Deutsch): „Ihr habt nach Christi Wort gehandelt. Nun lasst uns die in der Not gewonnene Brüderlichkeit auch in der Zukunft bewahren. Seht, was vor uns steht! Wer pflügt das Feld der Witwe? Wer erbarmt sich der Waisen? Wer betet für die Seelen der vielen Toten und ihre ewige Ruhe? Wie wir in Bruderschaft den Kranken dun  Toten gedient, wollen wir es auch halten für die Überlebenden.“ – So entstand die Liebfrauenbruderschaft in Dorsten, die bis zum Zweiten Weltkrieg bestand.

Zur Sache:
Christen gaben Juden die Schuld an der Pest und erschlugen sie

Die seit 1347 auftretende Beulenpest kam aus der Mongolei und erreichte Westfalen. In einer bis 1352 andauernden Welle breitet sie sich hauptsächlich entlang von Schifffahrtswegen und Handelsstraßen aus. Bis zu einem Drittel der Bevölkerung starb, teilweise auch mehr. An Hand der wüst gefallenen Siedlungen lässt sich ermitteln, dass das Gebiet zwischen Eggegebirge und Weser sowie um Paderborn überproportional stark von der Pest betroffen war, das Münsterland dagegen weitaus weniger. Die sozialen Auswirkungen des Schwarzen Todes reichten weit: Juden gerieten in den Verdacht, durch Giftmischerei und Brunnenvergiftungen die Epidemie ausgelöst zu haben. Dies führte in vielen Teilen Europas zur Ermordung von Juden Auslöschung ganzer Judengemeinden. In Westfalen wurden durch Ermordung der Juden rund 100 jüdische Gemeinden ausgelöscht, darunter vermutlich auch die damals bestandene Dorstener Gemeinde. Weil Juden durch ihr Glaubensritual sich regelmäßig mit frischem Wasser reinigten (Mikwe), waren sie auf Grund dieser Körperhygiene für die Pestinfizierungen nicht so anfällig wie die Christen, die damals wenig Sinn für Körperhygiene hatten. Daher verdächtigten Christen die Juden, mit dem Teufel im Bunde zu sein und erschlugen und verbrannten sie.

Siehe auch: Pest

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