Neue Schule / Bombendrohungen 2023 und 2024

Drohanruf löste Großalarm aus – Festnahme eines 14-jährigen Mädchens

Ein Großeinsatz der Polizei aus Dorsten, dem Kreis Recklinghausen und aus Münster hat am 22. November 2023 an der Neuen Schule in Dorsten-Holsterhausen stattgefunden. Der Grund war ein eingegangener Drohanruf. Zu dem Wortlaut konnte die Polizei noch keine Auskünfte geben. Es sei aber eine Computer-generierte Stimme gewesen und die Drohung habe auf einen bevorstehenden Amoklauf abgezielt. Zudem hätten Schüler nach dem Anruf eine verdächtige Person beobachtet. Dorstens Bürgermeister Tobias Stockhoff äußerte sich am Abend im Haupt- und Finanzausschuss und informierte die Anwesenden, dass es klare Erkenntnisse gebe, dass der Drohanruf aus der Schule gekommen sein könnte – also von Schülerinnen und Schülern. Konkreter wurde die Polizei Münster in ihrer Abschlussmeldung an die Presse: Eine Schülerin stehe im Verdacht „den Anruf in den Morgenstunden abgesetzt zu haben.“ Das 14-jähriges Mädchen ist vorläufig festgenommen worden.
Die Juliusstraße wurde gesperrt und schwer bewaffnete SEK-Kräfte durchsuchten daraufhin die Schulgebäude. Zahlreiche Eltern befanden sich am Morgen an der Schule, die von den Einsatzkräften zunächst zur Turnhalle geschickt wurden. Die Schüler hatten sich auf Anweisung der Schule in den Klassenräumen eingeschlossen. Die Juliusstraße sowie die Pliesterbecker Straße wurden gesperrt und standen voller Polizeifahrzeuge. Hubschrauber kreisten über dem Gelände. SEK-Einsatzkräfte evakuierten die Räume nach und nach. Ein Polizeisprecher in Münster sagte kurz vor 14 Uhr, dass das Gebäude mittlerweile komplett durchsucht sei. Die Schüler würden nun betreut.

Angespannte Situation vor der Schule: Polizei,  Rettungskräfte, Eltern

Im Netz kursierte ein Video, auf dem Schüler mit Messern herumfuchtelten. Zwei Schüler sind daraufhin vorläufig festgenommen, vernommen und wieder entlassen worden. Weiter heißt es im Polizeibericht: „In Verbindung zu dem Drohanruf sollen sie nach aktuellem Erkenntnisstand nicht stehen.“ Die Stadt Dorsten bat die Eltern, das Gebiet um die Schule zu räumen. Eine Sammelstelle wurde am Treffpunkt Altstadt eingerichtet. In Abstimmung mit der Einsatzleitung der Polizei hatte die Stadt den Transport der Kinder und Jugendlichen vorbereitet. Kräfte vom Löschzug Altstadt der Freiwilligen Feuerwehr sowie zahlreiche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Stadt, vom Treffpunkt Altstadt und vom Leo waren vor Ort, um sich um die wartenden Angehörigen und die Kinder zu kümmern. Hunderte Eltern und Angehörige warteten teilweise mehr als vier Stunden vor dem Treffpunkt Altstadt auf ihre Kinder. Gegen 15.30 Uhr wurden erste Schülerinnen und Schüler zum Treffpunkt gebracht. Die Lage vor der Neuen Schule war am Mittag zwischenzeitlich angespannt. Eine junge Frau brach vor der Schule zusammen – der Rettungsdienst kümmerte sich um die Frau. Erst in der vergangenen Woche hatte es einen doppelten Polizeieinsatz an der Neuen Schule gegeben. Nach Auskunft der Polizei soll eine Schülerin geschlagen worden sein soll und bei einem Schüler wurde ein Messer gefunden.

Bürgermeister Tobias Stockhoff: Schnell und professionell gehandelt

Im Nachgang hatte sich – wie auch bei der Bombendrohung an der Gesamtschule Wulfen – zum Glück herausgestellt, dass es sich nicht um eine reale Gefahr gehandelt hatte. „Trotzdem haben wir an der Gesamtschule wie auch an der Neuen Schule die gute und beruhigende Erkenntnis gewonnen, dass alle Beteiligten in einer solchen Situation unglaublich schnell und professionell handeln und auch bei echter Bedrohung wohl Schlimmeres hätten verhindern können. Wir werden jetzt alle Erfahrungen aus diesen beiden Einsätzen zusammentragen, um mögliche Optimierungen zu besprechen – in der Hoffnung, dass wir das nie wieder brauchen…“, sagte der Bürgermeister abschließend.

Eine Woche später Informationsveranstaltung für Eltern

Auf Einladung von Schulleitung, Stadt Dorsten, Bezirksregierung Münster, Polizei und Elternvertretung habe rund 100 Menschen am 29. November an einem Informationsabend über den Tage vorher stattgefundenen Amokalarm mit aufwendigem Polizeieinsatz teilgenommen. Eingeladen waren die Eltern der rund 700 Schüler/innen der Neuen Schule. Wegen er geringen Teilnehmerzahl wurde öffentlich Kritik an dem geringen Interesse der betroffenen Eltern und Angehörigen laut, die mit großer Sorge am Treffpunkt Altstadt auf ihre bedrohten Kinder gewartet hatten. DZ: „Nun scheint die Sorge der Gleichgültigkeit gewichen.“ Facebook-Kommentare: „Es ist erschütternd, wie wenig Interesse es von den Eltern gab.“ Abgesehen von Stress für die Kids sei ja nichts passiert und niemand zu Schaden gekommen, war in den Kommentaren zu lesen. Und weiter: „Warum sollen denn jetzt alle unbedingt zu diesem Infoabend?“

Smartphones stehen im Fokus der Ermittlungen

Bei den Ermittlungen werden Smartphones ausgewertet, welche die Polizei sichergestellt hatte. Erste Hinweise hatten dazu geführt, dass eine 14-jährige Schülern vorläufig festgenommen worden war. Außerdem tauchte zwischenzeitlich ein Social-Media-Video auf, in dem ein Schüler mit einem Messer zu sehen war. Zwei weitere Schüler waren deshalb ebenfalls vorläufig festgenommen worden. Nach ersten Erkenntnissen sollen diese aber nicht in Zusammenhang mit dem Drohanruf stehen. Auf Nachfrage der Dorstener Zeitung sagte ein Sprecher der Staatsanwaltschaft Essen, dass „zum gegenwärtigen Zeitpunkt noch keine umfassenden Angaben zum Verfahrensstand gemacht werden können.“ Allerdings seien am Tattag mehrere Mobiltelefone sichergestellt worden. Diese würden aktuell durch die Polizei ausgewertet. Dabei, so die Staatsanwaltschaft, dürfte es sich um die relevantesten Beweismittel handeln. „Für diese Auswertung wurden  auch mehrere gerichtliche Beschlüsse zur Verpflichtung der Telekommunikationsanbieter zur Herausgabe der jeweiligen Verbindungsdaten für die betroffenen Mobilfunknummern sowie die Festnetznummer der Schule erwirkt. Nach Eingang werden diese Datensätze in die Auswertung einfließen.“

Erneute Bombendrohung 2024
Im Februar musste die Polizei die Schule wieder durchsuchen

Zahlreiche Einsatzkräfte der Polizei und Feuerwehr waren am Vormittag des 7. Februar 2024 zu dem Gebäudekomplex der Neuen Schule an der Pliesterbecker Straße in Holsterhausen gefahren. Nach ersten Informationen der Polizei war gegen 11.45 Uhr eine telefonische Bombendrohung eingegangen. Noch vor Eintreffen der Polizei hatten Lehrkräfte die Schule räumen lassen. Obwohl keine Hinweise auf eine tatsächliche Bedrohung vorlagen, durchsuchte die Polizei die Schule. Das Gebäude, aber auch die Pliesterbecker Straße waren für Stunden gesperrt. Polizisten durchsuchten die Unterrichtsräume. Dazu die Polizei gegen 17.30 Uhr in einer Abschlussmeldung: „Polizeikräfte suchten mit Unterstützung eines Diensthundes am Nachmittag die Schule nach Sprengstoff ab. Es wurden keine Sprengmittel oder Ähnliches gefunden.“ Welches Motiv hinter der aktuellen Drohung an der Neuen Schule steckt, ist indes noch unbekannt. Gleiches gilt für den Anrufer. Die Ermittlungen dauern an. Zum konkreten Inhalt des Telefonats, bei dem die Bombendrohung ausgesprochen worden war, äußerte die Polizei gegenüber der Dorstener Zeitung keine Details. Es lässt sich festhalten: Die Lage war bei dieser erneuten Bedrohung bei Weitem nicht so ernst wie im November 2023. Damals hatte eine Amokdrohung, die ebenfalls per Telefon einging, für Aufsehen gesorgt. Damals war auch das SEK, eine Spezialeinheit der Polizei, angerückt. Eine 14-jährige Schülerin wird verdächtigt, damals den Anruf getätigt zu haben. Einen ähnlichen Fall in Dorsten hatte es Anfang November 2023 gegeben. Und zwar an der Gesamtschule Wulfen. Per E-Mail ging damals die Bombendrohung ein. Tags darauf teilte die Polizei mit, dass die Drohung in Zusammenhang mit dem Krieg zwischen der Hamas und Israel gestanden habe.

Amokdrohung hat Folgen: 50.000 Euro für den Krisenstab

Die Stadt Dorsten zieht Konsequenzen aus der Amokdrohung an der Neuen Schule. Ein fünfstelliger Betrag soll dafür sorgen, dass der Krisenstab schnell helfen kann. Noch immer ermitteln Polizei und Staatsanwaltschaft die Hintergründe nach dem Amokalarm an der Neuen Schule, den Ende November 2023 ein Drohanruf ausgelöst hatte. Die Stadt Dorsten hat inzwischen ihre (finanziellen) Schlüsse aus der Situation gezogen. Denn, so schrieb Kämmerer Karsten Meyer in einem Bericht für die Ratssitzung am 28. Februar 2024, die Amokdrohung habe außerplanmäßige Aufwendungen von 50.000 Euro zur Folge. Der Haupt- und Finanzausschuss hatte dieses Geld bereits genehmigt. Entstanden seien die Kosten durch die Tätigkeiten des Stabes für außergewöhnliche Ereignisse (SAE), der umgangssprachlich auch Krisenstab genannt wird. Ihm gehören unter anderem Bürgermeister Tobias Stockhoff, die erste Beigeordnete Nina Laubenthal aber auch Vertreter aus anderen städtischen Abteilungen, der Feuerwehr sowie weiterer Institutionen und Einrichtungen an. Im Falle der Bedrohungslage an der Neuen Schule hat der SAE beispielsweise die Einrichtung einer Sammelstelle für Angehörige am Treffpunkt Altstadt samt Verpflegung organisiert. Gleiches gilt für die Busse, die die evakuierten Schülerinnen und Schüler zum Treffpunkt Altstadt gebracht haben. Die 50.000 Euro sind dafür veranschlagt und genehmigt worden.

Siehe auch: Neue Schule


Quellen: Städt.Pressedienst 23. Nov. 2023. – Berthold Fehmer, Guido Bludau, Julian Preuß und Alexandra Schlobohm in DZ vom 23. Nov. 2023. – jp in DZ vom 16. Dez. 2023. – Julian Preuß und Guido Bludau in DZ vom 8. Febr. 2024. – Pressestelle Stadt Dorsten 2024. – jp in DZ vom 1. März 2024.

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