Marmulla, Helmut

Als Landrat immer Kumpel geblieben, wenn auch mit Chauffeur

1933 in Bochum bis 1997 in Recklinghausen; Landrat. – Er stand von 1975 bis 1994 als Landrat dem Kreis Recklinghausen vor. Nach dem Besuch der Volksschule und kriegsbedingten Aufenthalten in Pommern und in der Lüneburger Heide, wo er zunächst als Landwirtschaftsgehilfe tätig war und eine Schuhmacherlehre absolvierte, kam er 1952 zurück ins Ruhrgebiet. Mit Mühe fand der Vater für ihn eine Anstellung als orthopädischer Schuhmacher beim „Bergmannsheil“ in Bochum. Helmut MarmullaAls Vater und Sohn mit ihren Fahrrädern am Rhein-Herne-Kanal entlang zur Vorstellung nach Bochum fuhren, stieg Helmut vom Fahrrad und offenbarte seinem Vater, dass er lieber Bergmann werden möchte. Die Antwort des Vaters war eine Ohrfeige, die letzte, die Helmut Marmulla in seinem Leben erhielt. Am nächsten Tag jedoch waren Vater und Sohn beim Betriebsführer der Zeche „Klärchen“ in Recklinghausen. Daran schlossen sich 25 Jahre unter Tage an und 13 Jahre Zugehörigkeit zur Grubenwehr. Seine Arbeit auf der Zeche brachte ihm später verschiedene Ehrentitel ein. Man nannte ihn den „Landrat aus der steilen Lagerung“ (wer da gearbeitet hat, kann handwerklich alles) oder auch den „Kumpel mit Chauffeur“. Den Kontakt zu seinen Kumpeln von einst hielt er aufrecht. Seit 1954 war Marmulla in der SPD und Mitglied im Hauptvorstand der IG Bergbau sowie jahrelang im Betriebsrat. Seine öffentlichen und halböffentlichen Funktionen waren zahlreich. Im Beirat des Dorstener Trägervereins für das Jüdische Museum Westfalen vertrat er zusammen mit Kreisdirektor Boltz (CDU) den Kreis Recklinghausen. Von Anfang an unterstützte er die Errichtung des jüdischen Museums und die vorangegangene Arbeit der Forschungsgruppe Dorsten unterm Hakenkreuz in Dorsten. Von 1964 bis 1989 war er Mitglied des Rates der Stadt Recklinghausen und gehörte dem Kreistag von 1975 bis 1994 an. Von 1985 bis 1995 war Helmut Marmulla Mitglied des Landtags NRW, in den er jeweils direkt gewählt wurde. 1989 wurde ihm das Bundesverdienstkreuz 1. Klasse verliehen. Außerdem erhielt er weitere Auszeichnungen z. B. von der Landsmannschaft der Oberschlesier, des Deutschen Feuerwehrverbandes und des Deutschen Gehörlosenverbandes. Helmut Marmulla starb 1997.

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