LAD-Lyrikpreis

2018 erstmals „Dorstener Jugend-Lyrikpreis“ an 57 Autoren verliehen

Werner Wenig (l.) mit Preisträgern; Foto: Andrea Schüller

Vorbemerkung: Wenn von Autoren die Rede ist, dann sind auch Autorinnen gemeint. Das Gleiche gilt bei Preisträgern, Schülern, Teilnehmern usw. Der Verfasser verzichtet darauf, bei feststehenden Begrifflichkeiten die Sprache durch gendern zu verhunzen. –
„Dorstener Jugend-Lyrikpreis“ – ein bedeutender kultureller Begriff! Doch was steckt dahinter? Wenn Kinder und Jugendliche lernen, Schüler zumeist, mit Wörtern und deren Zusammenhängen dichterisch umzugehen, mit ihnen zu balancieren, dann kann das natürlich nur gutgeheißen werden. Dies zumal in Zeiten, in denen Smartphone- und Email-Unterhaltung den zusammenhängenden Umgang mit Wörtern immer stärker zurückdrängen. Allein von diesem Gesichtspunkt her ist dieses 2018 durchgeführte Projekt des Literarischen Arbeitskreises Dorsten (LAD) in Zusammenarbeit mit Schulen wünschenswert und sogar notwendig. Ein gutes pädagogisches Konzept. Verliehen wird dieser Preis seit 2003 alle fünf Jahre; 2018 erstmals an Jugendliche. Das Alter der dichtenden Teilnehmer aus Dorsten und den umliegenden Städten an diesem Wettbewerb war auf acht bis zwanzig Jahre festgelegt. Preise wurden dann durch eine Jury in den Altersgruppen der acht- bis zwölfjährigen, der dreizehn- bis sechszehnjährigen und der siebzehn- bis zwanzigjährigen Autoren vergeben. Es gab noch Sonderpreise eigens für Schüler der Klasse 6a der Realschule St. Ursula und der Klasse der Europäischen Schule „Martin Luther“ in Herten sowie für die Sondergruppe Politisches Gedicht und für das englische Gedicht. Insgesamt wurden 57 Preisträger festgestellt.

Manchen Texten fehlen Hauptmerkmale der Lyrik

Nach welchen Kriterien die Texte von der Jury ausgesucht wurden, ist hier nicht bekannt. Oft fehlten den Texten die Hauptmerkmale der Lyrik, die kunstvolle Sprache mit zahlreichen rhetorischen Mitteln, die es zu interpretieren gilt, sowie ein bestimmter Lese-Rhythmus. Vielmehr war Läppisches zu hören, wie der Vierzeiler über die Begegnung eines Igels mit einem Wildschwein. Mit Lyrik im Sinne einer sprachlicher Erhebung und Abstrahierung haben solche vier Zeilen nichts zu tun. Wohl wurden sie aber mit einem Preis, einer Urkunde mit Handschlag des LAD-Vorsitzenden Prof. em. Dr. Wenig gewürdigt. Doch es waren auch  viele gute und sehr gute Texte unter der preisgekrönten. Es ist ein gutes pädagogisches Konzept, Schüler aufzufordern, mit eigener dichterischer Sprache umzugehen. Doch sollten die Ergebnisse nicht mit überkandideltem Gehabe überhöht werden. Diesen Eindruck hatten etliche Besucher der Preisverleihung im Februar 2018 im Forum der Volkshochschule Dorsten.

Preisgekrönte Lyrik der 57 ausgezeichneten Autoren in einem Buch

Nachgelesen werden können die preisgekrönten Texte in der 135-seitigen Anthologie, die aus diesem Preisverleihungsanlass mit den Texten der Preisträger vom LAD herausgeben wurde. Diese Anthologie „Dorstener Lyrikpreis 2018“ wurde vom Literarischen Arbeitskreis Dorsten im Heike Wenig-Verlag (HW-Verlag) herausgegeben. Dazu der Bürgermeister in seinem Vorwort: „Außergewöhnliche Wirkung erhält der Preis durch diese großzügig gestaltete Anthologie, in der die Werke aller Preisträger veröffentlicht“ sind. Nimmt man das Buch zur Hand, blättert es durch, liest es, dann ist die Wirkung in der Tat außergewöhnlich. Aber nicht im Sinne des Bürgermeisters. Denn die Fehlerquote und eine unübersichtliche Gestaltung der Seiten sind groß und dürften eigentlich peinlich sein, zumal im Impressum Heike Wenig als Lektorin steht. Wohlgemerkt, es gibt kaum Fehler in den Gedichten, aber fast in jeder den Gedichten beigefügten Kurzbiografien der Preisträger – grammatikalische wie orthografische. Diese Autoren-Informationen haben zudem keine einheitliche Form.
Dieses Buch, für guten Zweck mit gutem Willen gemacht, ist ein Lehrbeispiel dafür, dass Drucksachen, darunter auch Bücher, über Computersysteme oft schlampig aber schnell und ohne großen finanziellen Aufwand hergestellt werden können. Auch hier sollte man sich rückbesinnen, dass auch Bücher eines verlegerischen Arbeitsaufwandes bedürfen. – Die nächste Preisverleihung des Literarischen Arbeitskreises Dorsten steht erst 2023 an. Bleibt die Frage, ob ein öffentlich-kritischer Hinweis, wie dieser, auf Fehler und schlechtes Handwerk schicklich und sinnvoll sei, zumal es sich um ehrenamtliche Arbeit handelt? Ist sie! Denn wer auch immer, mit seinen Werke oder seinem Tun an die Öffentlichkeit geht, ob Maler, Schauspieler, Politiker, Autor, ob Profi oder Pedant, will und sollte auch öffentlich Kritik erfahren – gute oder schlechte.

Siehe auch: LAD
Siehe auch: Dorstener Künstlertreff

 

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