Kirchenkegelclub „Kike“

64 Jahre lang wurde bei Lunemann im Marienviertel die Kugel geschoben

Die Kegler 1968 – Jubiläumskegel zum 40-Jährigen (nur Ulrich Schaub fehlte); Foto: Bum Krüger

Es war einmal und ist nicht mehr, Von 1928 bis 1992 gab es im Marienviertel einen Kegelclub, der sich „Kike“ nannte. Wer es nicht weiß, kommt schwerlich darauf, welches Wort hinter diesen vier Buchstaben steckt. Nämlich: „Kirchenkegelclub“. Am 28. Oktober 1928 fanden sich einige Männer des Kirchenchors St. Marien zusammen und gründeten im Vereinslokal Lunemann den Kegelverein „Kike“. Als der Klub 1968 sein 40-jähriges Bestehen feierte, kegelte gerade noch zwei aus der Gründerzeit aktiv mit. Das waren der Lehrer i. R. Wilhelm Lohmeyer, den sie zum Ehrenpräsidenten machten, und Berufsschuldirektor i. R. Herpers. Die Geschickte des der Kirchenkegler lagen in Händen des 1. Präsidenten Rudolf Schaub und seines Vertreters Heinz Keyser. Zwölf Männer im Alter zwischen 29 und 71 Jahren gehörten vor 50 Jahren dem Verein an: Wilhelm Lohmeyer, Heinz Keyser, Rudolf Schaub, Hans Delsing, Heinz Nattler, Ulrich Schaub, Josef Schulte-Hillen, Günter Henkel, Hans Wagner, Albert Hülsmann-Pape, Dieter Schaub und Heinz Brokemper. Als der Kegelclub 1978 sein 50. Bestehen feierte, zählte er zu ältesten in Dorsten. Davon sind mittlerweile die meisten gestorben.

Bei der Aufnahme in den Club gab es drei Patscher auf den Hintern

In den 64 Jahren ihres Bestehens trugen die Kegler rund 70 Klubkämpfe aus, wobei sie selten  geschlagen geben mussten. In den ersten 40 Jahren nur ein einziges Mal. Ihre Kampfstätten waren in Dortmund, Krefeld, Wuppertal, Essen und vielen anderen Städten in der Region. Die Kirchenkegler waren bekannt, dass sie eine gute Kugel schieben konnte. Die wurde allerdings im zunehmenden Alter der Kegler auch ruhiger. Unvergessen blieb der 29. November 1967, als sie auf ihrer Kegelbahn bei Lunemann an einem Abend 53-mal in die Vollen geworfen, 28-mal alle Neune und 25-mal Kranzhand geworfen. Beim „Hohe Hausnummern“-Kegeln hatte Heinz Keyser mit 999 gewonnen, der zu dieser Zeit unumstrittener Kegelkönig des Vereins war. Symbol des Klubs waren ein Kegelhammer und ein Wimpel. Erfolgte eine Neuaufnahme, musste der neue Kegler auf den Wimpel schwören, und anschließend bekam er drei Patscher auf sein Hinterteil. Die „Vereidigung“ nahm stets Ehrenpräsident Wilhelm Lobreyer vor. Was Kegler so machen, machten auch die „Kiker“. Sie gingen einmal jährlich auf große Kegelfahrt. Ibiza, Mallorca und auch auf eine Kreuzfahrt von Venedig aus um den italienischen Stiefel herum. Frauen hatten auf der Kegelbahn nichts zu suchen. Da wurde streng darauf geachtet. Doch bei Karnevalsveranstaltungen und sonstigen gemütlichen Feiern kamen die Damen voll auf ihre Kosten. 1992 wurde die letzte Kugel geschoben, dann knipsten die letzten Kirchenkegler nach 64 Jahren auf der Kegelbahn das Licht aus. Das brennt aber noch, wenn sich die „Überlebenden“ auch heute noch regelmäßig treffen. Nicht auf der Kegelbahn, sondern zum geselligen Beisammenseine bei Kaffe und Kuchen, bei Schnäpsen und Pils. So gehört der Kirchenkegelclub („Kike“) heute zur Geschichte des  Marienviertels.

Siehe auch: Kegelclub „Einigkeit“
Siehe auch: Solide Jungs


Quelle: Auskunft Heinz Brokemper

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