Holzappel, Graf von

Das Kriegsrecht gab ihm die Herrschaft über die Herrlichkeit Lembeck

1585 in Niederhadamar bis 1648 in Augsburg; Befehlshaber der hessischen Truppen in und um Dorsten. – Leute wie er hießen im Dreißigjährigen Krieg „Kinder der Fortuna“. Der Bauern- und Landsknechtssohn aus dem Westerwald, der es zum General-Lieutenant in hessischen Diensten (1633 bis 1640) und später, obgleich er Kalvinist war, auf der Gegenseite zum kaiserlichen Feldmarschall und Reichsgrafen brachte, entlehnte seinen Namen Holzappel von der Grafschaft, die er 1643 erwarb. Sein eigentlicher Name war Peter Eppelmann, gräzisiert Melander. Peter Melander alias Graf HolzappelSeine militärische Laufbahn begann er als einfacher Soldat in den Niederlanden. 1615 kam er nach Venedig, 1620 war er bereits Oberst in die Schweiz, auch der König von Frankreich hatte ihn in seinem Dienst, 1633 zum General-Lieutenant in Hessen-Kassel befördert, kämpfte er mit wechselndem Erfolg gegen die Liga. Er besetzte die Lippestädte, von 1633 bis 1641 Dorsten, und die Adelshäuser, darunter Lembeck. Melander war ein begabter, tüchtiger Soldat, die „Seele“ der hessischen Kriegsführung in Westfalen. Allerdings sagte man ihm minderwertigen Charakter nach: ehrgeizig, verschlagen und habsüchtig. Die Sache, für die er focht, war ihm gleichgültig. Auf „Verehrung“ der Städte legte er Gewicht. Von den Adeligen an der Lippe ließ er sich „Bauhölzer“ verehren und betrieb damit einen schwunghaften Holzhandel mit den Holländern. Als ihm der Landgraf von Hessen am 12. Juli 1633 die durch Kriegsrecht gewonnene Herrschaft Lembeck verlieh, ließ er den Waldbestand fällen und schaffte das Holz über die Lippe von Dorsten nach Wesel. 1636 wollte Melander die Herrlichkeit an den eigentlichen Besitzer gegen angemessene Bezahlung zurückgeben, was dieser ablehnte.

Einer der vielen Kriegsgewinnler – Über 700.000 Taler angehäuft

1640 legte er den Oberbefehl über die hessischen Truppen nieder, wurde 1641 im Dienste Wilhelms von Pfalz-Neuburg in den Reichsgrafenstand erhoben, ließ sich von seinen einstigen Gegnern, den Kaiserlichen, anwerben und führte das Reichsheer in den Kämpfen gegen Franzosen und Schweden im Rheinland und in Westfalen, nach Gallas‘ Tod 1647 auch als Oberbefehlshaber. Holzappel fiel in der letzten großen Schlacht des Dreißigjährigen Krieges bei Zusmarshausen im Mai 1648. In seinen letzten Jahren hatte er ein Barvermögen von 700.000 Talern angehäuft (siehe Hessen in Dorsten und Lembeck). Melander war seit 1638 mit der Gräfin Agnes von Effern (gest. 1656) verheiratet. Die einzige Tochter Elisabeth Charlotte heiratete den Fürsten von Nassau-Schaumburg und wurde somit Fürstin. Zu Melanders Nachfahren gehören Königin Beatrix der Niederlande ebenso wie König Karl Gustav von Schweden. Die Gründe für den Wechsel Melanders vom schwedisch-protestantischen ins kaiserlich-katholische Lager werden in der Literatur unterschiedlich interpretiert: Während einige Quellen behaupten, Amalie Elisabeth von Hessen sei sich Melanders Soldatentreue nicht sicher gewesen und habe ihn deshalb entlassen, begründen andere Historiker seinen Wechsel mit der unklaren politischen Haltung des schwedischen Feldherrn Baner, dem Melander als hessischer Offizier unterstellt war.

Melander, der heute größtenteils vergessen zu sein scheint, war zu seinen Lebzeiten ein hochangesehener Kriegsherr, um dessen Dienste fast alle Kriegsmächte buhlten. Von ihm stammt der im Westerwald bekannte Spruch: „Ich bin ein Deutscher und noch dazu ein Westerwälder; das will soviel heißen wie zwei Deutsche!“ In Abwandlung wird die Urheberschaft dieses sich auf Melander beziehenden Spruchs jedoch auch Moritz von Oranien und Kaiser Ferdinand III. zugeschrieben. Peter Melander von Holzappel ist in der Melander-Familiengruft der evangelischen Johanneskirche in Holzappel beigesetzt.


Quellen:
Friedemann Bedürftig „Der Dreißigjährige Krieg“, München 1999. – Dr. A. Dorider in „Geschichte der Stadt Recklinghausen“, Recklinghausen 1955. – Nach Angaben in Wikipedia, Online-Enzyklopädie.

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