Hochstaden, Graf Konrad von

Mit der Verleihung der Stadtrechte an Dorsten die Herrschaft gesichert

Paula-Brunnen am Marktplatz (Ausschnitt), Foto: JF

Um 1198 bis 1261 in Köln; Erzbischof von Köln und Dorstener Landesherr. – Er verlieh Dorsten am 1. Juni 1251 die Stadtrechte. Die Burg (Motte) Husterknupp bei dem inzwischen wegen Bergbaus verschwundenen Frimmersdorf westlich von Köln war Stammsitz der 1080 erstmals erwähnten Grafenfamilie. Nach dem Tod seines Bruders Lothar II. (1243) und seines Neffen Dietrich (1246), die der Grafschaft Hochstaden vorstanden, erlosch mit Erzbischof Konrad von Hochstaden das Geschlecht. 1246 schenkte er die Grafschaft dem Erzstift Köln. Die Güter der vereinigten Linie von 1140 der Grafen von Are-Hochstaden kamen 1246 zum Teil an die Herren von Bergheim und über sie an die Grafen von Jülich.

Als wichtiger Territorialfürst ein „Königsmacher“

Grabmal Graf Konrad von Hochstaden

Grabmal Graf Konrad von Hochstaden im Kölner Dom (Bildausschnitt)

Hochstaden war ein ausgezeichneter Territorialfürst, als „Königsmacher“ übte er aber einen verhängnisvollen Einfluss auf die Reichspolitik aus. Am Ende seines Lebens war er der mächtigste Mann in Nordwestdeutschland. 1226 schon Kanoniker und Propst des Dom- und Mariengnadenstifts wurde er 1238 zum Erzbischof von Köln gewählt. Zuerst war er Anhänger Friedrichs II., ab 1239 allerdings das Haupt der Gegenpartei. Obwohl er am Konzil von Lyon (1245) nicht teilnahm, betrieb er heftig die Absetzung und Bannung des Kaisers und predigte im Sommer 1246 den Kreuzzug gegen ihn. Es gelang Hochstaden, viele kleine Territorien am Niederrhein seiner Herrschaft zu unterwerfen, hatte in dem Klever Grafen Dietrich VI. zunächst einen entschiedenen Gegner. Bei einer Fehde konnte der Erzbischof vom Grafen Kleve zeitweilig gefangen genommen werden, aber mit der Drohung, über den Grafen das Interdikt zu verhängen, wieder frei kommen. So brachte er den Klever Grafen dazu, sich ihm zu unterwerfen. Anlässlich der Stadterhebung Dorstens 1251 und Herauslösung der Stadt aus dem gräflich-klevischen Gericht, zeigte sich das diplomatische Geschick des Erzbischofs, der 1248 den Grundstein zum Kölner Dom legte, und der seinen Bruder als Propst von Xanten dadurch anregte, 1263 den Neubau der gewaltigen Stiftskirche in Xanten zu beginnen.

Erzbischof lag wegen des Territoriums ständig in Fehden

Konrad von Hochstaden, Mosaik im Kölner Dom (Detail)

Mosaik Hochstadens im Kölner Dom (Detail)

Stützpunkte seiner Macht waren die Städte Xanten, Rees, Rheinberg, Neuß, Vreden, Dorsten, Attendorn, Brilon, Schmallenberg und Rüthe. Sein Kampf richtete sich vor allem gegen den Adel, insbesondere gegen die Vögte der geistlichen Stifte, die Grafen von der Mark in Essen und die Grafen von Kleve in Dorsten. Den Erwerb und die erstrebte Vereinigung des Erzbistums Mainz mit Köln 1249 verhinderte Papst Innozenz IV., der Hochstaden zum Legaten für Deutschland machte. An der Erhebung der Gegenkönige Heinrich Raspe (1246) und Wilhelm von Holland (1247) war er maßgeblich beteiligt. 1257 erhob er Richard von Cornwallis und krönte ihn in Aachen.

Seine Territorialpolitik brachte ihn in dauernde Fehden u. a. mit den Grafen von Jülich, Limburg, Brabant und Sayn und mit der Stadt Köln (Schiedsspruch durch Albertus Magnus 1252 und 1258). 1260 war er Herr der Stadt und erließ zahlreiche Verordnungen zur Hebung von Disziplin im Klerus (Synode 1261 ist unhistorisch). Hochstaden unterstützte 1248 die Gründung des „Studium Generale“ der Kölner Dominikaner durch Albertus Magnus. Konrad von Hochstaden starb 1261, auf dem Höhepunkt seiner Macht, die er auch mit brutalen Mitteln des Niederknüppelns von Unzufriedenen sich erhalten hat.

Bronzene Liegefigur des Erzbischofs im Kölner Dom

Um 1265 wurde das erste gotische Hochgrab im Kölner Dom für Konrad von Hochstaden errichtet, das als „das bedeutendste Bronzewerk des 13. Jahrhunderts“ gilt. Sein aufgrund von Zerstörung Ende des 18. Jahrhunderts rekonstruiertes Grabmal zeigt heute noch die bronzene Liegefigur des Erzbischofs in fast vollständigem Originalzustand. Mit der antiken Idealisierung der Gesichtszüge und dem von tiefen Falten bestimmten Gewand ist die Grabfigur eines der ersten Zeugnisse der von der Reimser Kathedralplastik beeinflussten gotischen Skulptur in Deutschland.


Quelle:
„Lexikon für Theologie und Kirche“, Bd. 6, Freiburg 1961.

Share on FacebookTweet about this on TwitterShare on Google+Email this to someone