Heye, Ernst

Wenn es um seine Objekte geht, ist der Künstler immer auf Draht

Drahtkünstler ERnst Heye

W. St. – Geboren 1962 in Borken, kinetischer Objektkünstler in Dorsten, Gewinner des Revierkunstpreises 2012. – Über ihn kann man sagen, was man will. Eins ist stets richtig: Er ist immer auf Draht! Denn der gelernte Energieanlagenelektroniker benutzt vornehmlich den Kupferdraht als Werkstoff seiner kinetischen Draht-Kunst. Wie kam er zu diesem nicht alltäglichen Können? Dazu sagt er: „Eigentlich ist das Ganze aus purer Langeweile entstanden. Als ich während meines Bundeswehrdienstes mal wieder auf die Funkgeräte aufpassen musste, hatte ich nichts anderes zur Hand als Werkzeug und ein paar Rollen Kupferdraht.“ Als stets schon kreativer Mensch bog und zog er sich die Drähte zurecht, baute seinen ersten Hubschrauber und stellte fest, dass „Kupferdraht ein wunderbarer Werkstoff“ ist und begann weitere Flugmodelle mit Draht hinzubiegen. So entstanden noch ein Zeppelin und ein Heißluftballon. Die Vorliebe zum Draht ließ den Autodidakten nicht mehr los. Bald entwickelte sich aus einer einstigen Überbrückung von Langeweile eine echte Leidenschaft. Immer mehr Modelle entstanden mit der Zeit, die anfangs nach der Fertigstellung bemalt wurden, wie zum Beispiel ein Motorrad (Foto), das er dann bemalte. Doch das gefiel ihm nicht. Daher entfernte er die Farbe wieder. „Die überall sichtbaren Lötstellen gaben dem Motorrad einen ganz eigenen Charakter, was sich bei den nachfolgenden Kunstwerken bis heute durchgesetzt hat.“

Die Objekte sind in seinem Atelier zu besichtigen

Dem Motorrad folgten Skulpturen wie Musikinstrumente (Foto), Kugelbahnen, Kreisel, Bauwerke wie die Cheops-Pyramide oder Fahrzeuge aller Art, die auf Grundplatten aus Holz, Schiefer oder Marmor stehen, um dem Gesamtbild der Werke einen bestimmten Anstrich zu geben. Ernst Heye legt bei seinen Drahtgebilden großen Wert auf das ästhetische Gesamtbild verbunden mit faszinierender Mechanik und ausgefallenen Extravaganzen wie bei seinen in etlichen Formen mit Liebe zum Detail und großer technischen Finesse hergestellte Kugelbahnen (Bild unten). In verwirrend anmutenden Drahtkonstrukten finden die Kugeln ihren Weg und lösen beim Durchlauf unterschiedliche Mechanismen aus. Kunst-Spielzeuge für Erwachsene. Eine beeindruckende Kugelbahn steht im Fenster seines Hauses auf der Klosterstraße und kann auch im Vorbeigehen bewundert werden. Die restlichen Rollerbahnen stehen in seinem Atelier in der Klosterstraße und können jederzeit nach telefonischer Absprache besichtigt und natürlich auch gekauft werden. Heyes Objekte lösen beim Betrachter nicht nur den Spieltrieb bei technisch und nicht-technisch interessierten Besuchern aus, sondern oft auch Heiterkeit und Freude. Um die filigran gebauten Gebilde zu schützen, bekommen sie selbstgebaute Glashauben. Dadurch hinterlässt das Drahtobjekt mit Grundplatte und Glashülle eine Einheit, die beim Betrachter einen harmonischen Gesamteindruck hinterlässt. Wie zum Beispiel ein Violinschlüssel, der eine Haube mit drei Seitenwänden hat, an der allerdings keine Naht gerade ist, da alle Flächen außer der Grundplatte schiefe Ebenen sind. Man sieht, dass Ernst Heye die Liebe zum Detail fasziniert. Zu sehen an einen Fahrrad von 25 cm Länge mit funktionalem Kettenantrieb, drehbaren Pedalen, klappbarem Ständer und Gepäckträger sowie der Möglichkeit, es zu rollen und zu lenken. Ernst Heye sagt über seine Arbeit: „Allgemeinen sind meine Skulpturen Produkte meiner Fantasie und entstehen ohne Pläne. Ich habe eine Grundidee und erst während des Baus werden Details fertig gestellt, welche die Skulptur schließlich in ein Kunstwerk verwandeln. Kugelbahnen zu bauen ist wie eine Sucht. Seit ich meine erste gebaut habe, denke ich ständig an Kugelbahnen und jedes Mal, wenn ich eine neue baue, werden mindestens drei neue Ideen entwickelt.“

Ausstellungen: Den Weg, mit seinen Kunstwerken auch in die Öffentlichkeit zu gehen, sah seine Frau Uta früher als der Künstler selbst. Sie meldete ihren Mann 1997/98 zum   Kreativmarkt im Marler Stern sowie zum Kunstmarkt in Schloss Lembeck an. Daraufhin war Ernst Heye „auf Draht“, wie die Redensart heißt, denn andere Ausstellungen folgten nachhaltig. Hier ein Auszug: Gladbeck (2008); Gladbeck (2009); Gladbeck (mehrere 2010); Essen, Wolfsburg, Stratford Upon Avon/UK (Dauerausstellung); Köln, Gladbeck, Essen, Schloss Lembeck, Hervest-Dorsten (2013); Gladbeck, Gladbeck-Zweckel, Lingen (2014); Veilsdorf, Nordhorn (2015); Kloster Eberbach (Eltville), Schloss Lembeck, Gladbeck-Zweckel (2016); Kloster Eberbach, Dortmund, Bochum (2017); in Offenbach, Kloster Eberbach, Kunst-Route Dorsten, Schloss Lembeck (2018); in Kloster Eberbach, in Gladbeck, Schloss Lembeck (2019). – Und 2020? –  vorerst keine Ausstellungen wegen der Corona-Pandemie (kein Anspruch auf Vollständigkeit).


Siehe auch: Kunstroute 2018

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