Hetkamp, Jutta

Sie publizierte umfassend über die jüdische Jugendbewegung

Geboren 1962 in Dülmen, aufgewachsen in Dorsten; Erziehungswissenschaftlerin und Buchautorin. – 1994 legte die Sozial- und Erziehungswissenschaftlerin 1994 ein zweibändiges Werk vor, mit dem sie umfassend und erstmals zusammenhängend die jüdische Jugendbewegung dargestellt hat: Band 1 „Die jüdische Jugendbewegung in Deutschland von 1913-1933“ sowie Band. 2 „Ausgewählte Interviews von Ehemaligen der Jüdischen Jugendbewegung in Deutschland von 1913-1933“. Damit erfüllte sie einen Wunsch des inzwischen in Jerusalem verstorbenen jüdischen Religionsphilosophen Schalom Ben-Chorin, der auch das Vorwort schrieb. Jutta Hetkamp (Zeitungsbild)Schwerpunkt ihrer Arbeit sind Interviews mit ehemaligen Mitgliedern der vielfältigen jüdischen Jugendbewegung vor allem in Israel. In den Erinnerungen der Befragten kommt häufig das am Freudenberg bei Holsterhausen gelegene aber zu Schermbeck gehörende Erholungsheim für jüdischen Kinder und Jugendliche, „Haus Bertha“, vor, das bis zur Schließung durch die Gestapo 1935 vom „Reichsbund Jüdischer Frontsoldaten“ unterhalten wurde. Die Auseinandersetzung mit der jüdischen Jugendbewegung ist mehr als die Analyse eines Bausteins der deutschen Jugendbewegung, es ist konkrete Auseinandersetzung mit deutsch-jüdischer Geschichte. Die jüdische Jugendbewegung Deutschlands leistete einen wichtigen Beitrag zum Aufbau des Staates Israel und spiegelte zugleich deutsche Kultur und Lebensweise wider. Um das Besondere dieser Erscheinungsform der Jugendbewegung zu erfassen, müssen Fragen nach Inhalt, Ideologie und Struktur gestellt werden. Diesen Fragen ging Jutta Hetkamp nicht nur durch die Aufbereitung umfangreichen Quellenmaterials, sondern auch durch die Auswertung einer Fragebogenstudie und Interviews mit ehemaligen Mitgliedern der jüdischen Jugendbewegung nach. Hier zeigt sich zudem die ganze Ohnmacht einer Generation, die bis zu ihrer rettenden Auswanderung nach Palästina oder der Flucht in andere Länder, soweit sich diese nach 1933 noch realisieren ließ, nicht begreifen konnte, wie sie als Deutsche von Deutschen aufgrund ihrer Religionszugehörigkeit systematisch verfolgt wurden. Das vorliegende Buch gibt somit einen umfassenden Überblick über die jüdische Jugendbewegung und ist erster Einstieg ins Thema. Es richtet sich aber auch an all jene, die sich nicht damit begnügen, Zusammenhänge aus dem „Hier und Jetzt“ zu begreifen, sondern nachfragen und „verstehen“ wollen; letzteres ist nur aus der Gegenwärtigkeit und Kenntnis der Geschichte möglich.

Sie jobbte auch im Dorstener Kulturamt

Jutta Hetkamp wuchs in Hervest und Wulfen auf, begann eine Ausbildung zur Erzieherin, studierte dann Erziehungswissenschaften an der Universität GHS Essen, studierte noch Soziologie in Bielefeld und jobbte nebenbei im Dorstener Kulturamt. Ab 1989 war die Historikerin hauptberuflich im Qualitätsmanagement bei der Hüls AG in Marl beschäftigt, „weil sie auch mal die freie Wirtschaft kennen lernen wollte“ und schrieb nebenbei an ihrer Habilitation.


Quellen:
Annette Zehringer „Sie lässt Geschichte aufleben“ in WAZ vom 4. November 1994. – Wolf Stegemann „Dorstenerin erschließt geschichtliches Neuland“ in RN vom 4. November 1994. 

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