Heimat für Heimatlose

Schauspielerin Inge Meysel besuchte oft ihre „Patenkinder“ in Dorsten

Heimat für Heimatlose am Westwall (heute wegsaniert)

Heimat für Heimatlose am Westwall, 1994 leergezogen und 2013 abgebrochen

Das Dorstener Kinder- und Jugendheim der Evangelischen Jugendhilfe Friedenshort wurde 1926 gegründet. In diesem Jahr erhielt die Diakonisse Eva von Thiele-Winckler für ihr Sozialwerk Heimat für Heimatlose von einer Frau Fricke ein Haus in Dorsten zum Geschenk und richtete dort, wie schon in verschiedenen anderen Städten Deutschlands, ein Waisenhaus ein. 68 Jahre lang bot das Haus durch alle Notzeiten hindurch Kindern (auch Sozialwaisen) Geborgenheit und Hilfe.

Abriss des Gebäudes am Westwall 2013; Foto: Holger Steffe

Abriss 2013; Foto: Holger Steffe

Geleitet wurde die Einrichtung von 1938 bis 1970 von Schwester Luise Rauscher, die dafür mit dem Bundesverdienstkreuz ausgezeichnet wurde. Grundlage der Diakonissen war ein unerschütterliches Gottvertrauen. Bei der Bombardierung der Stadt 1945 kamen kein einzige Kind und keine Schwester zu Schaden. Lediglich das Haus wurde total zerstört. „Nichts hatten wir mehr, nur einen Trümmerhaufen und einen lebenden Gott!“. 1949 konnte das Gebäude am Westwall 49 wieder eingeweiht und 1957 für 140.000 DM um 50 Plätze erweitert werden. Kinder, die bis dahin in der Turnhalle schlafen mussten, konnten so wieder im Haus untergebracht werden. In der Folgezeit wuchs die Einrichtung baulich und vor allem durch eine neue Entwicklung der Pädagogik, die von den Betreuern aufgenommen wurde. Jahrelang leitete Adolf Sawitzky die Einrichtung. 1985 bildete die sozialpädagogische Einrichtung mit ihren 40 stationär lebenden und 16 stundenweise betreuten Jugendlichen im Stadtgebiet kleine Wohngruppen, um einer möglichen Stigmatisierung, die mit „Heim“ verbunden ist, entgegenzuwirken. Die Mannschaft des Minensuchtbootes „Atlantis“ sowie die Schauspielerin Inge Meysel hatten eine Art Patenschaft übernommen und besuchten die Kinder regelmäßig. Seit 1994 ist die feste Einrichtung am Westwall aufgelöst und mit einem anderen Wohnkonzept an der Straße „An er Molkerei“ untergebracht. Danach nutzte die Stadt das Gebäude als Asylbewerberwohnheim, stand dann leer und wurde Im Oktober 2013 in Zuge der Neuplanung für den Mercaden-Neubau abgerissen.

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