Haus Hagenbeck

Burg und Gut hatten im Laufe der Jahrhunderte viele Besitzer

Haus Hagenbeck 1915

Haus Hagenbeck 1915

Burg und Familie Hagenbeck werden 1217 erstmals schriftlich erwähnt. Die Lage der ehemaligen Wasserburg im Südwesten der Herrlichkeit ist eine typische Grenzsituation zwischen verschiedenen Herrschaftsgebieten und dürfte auch wegen eines vermutlichen Lippeübergangs Bedeutung gehabt haben. Aus älteren Karten gehen die früheren Lippeschleifen hervor, die Hagenbeck (von der Burg steht nur noch die Vorburg) wie eine Insel umflossen hatten. Die Herren von Hagenbeck, die bis zum 15. Jahrhundert die Burg bewohnten und als Wappen drei goldene Ringe auf rotem Grund führten, unterhielten dort vermutlich einen Fährbetrieb. Dass eine mögliche Insellage kaum mehr zu erkennen ist, hat mit den Fließsandschichten zu tun, die bei Hochwasser teilweise ausgetragen wurden und das Gesamtgelände absinken ließ.

Pächter und Besitzverhältnisse von Gut und Haus Hagenbeck

Zeitgenössische Zeichnung Burg Hagenbeck

Zeitgenössische Zeichnung Burg Hagenbeck

1315 trugen Everhard von Hagenbeke und sein Bruder Sohn Thilmann das Haus mit Vorburgen und Gräben für 150 Mark münsterscher Denare dem Bischof zum Lehen an. Dafür machten sie die Burg zu einem offenen Haus und gaben dem Bischof das Recht, sich in einer der Vorburgen ein eigenes Haus zu bauen. Allerdings gibt es in einer Urkunde von 1338 eine andere Version, nach der das Haus Hagenbeck nebst der Emmelkämper Mark von Johann von Hagenbeke dem Grafen Dietrich von Kleve übertragen und 1347 von seinem Enkel gleichen Namens, Everhard Sohne, dem Klever Grafen über das Ordnungsrecht in Hagenbeck ein neuer Revers aufgestellt wurde. Offenbar gab es damals in Hagenbeck mehrere Wohnungen nebeneinander, deren Besitzer eigenständig und unabhängig voneinander handelten wie auch 1373 die Rede ist von dem Berg innerhalb der Wälle, auf dem das Haus des alten Johann von Hagenbeke stand.

Besitzerfamilien Hagenbeck, Heyden, Velen, Merveldt, Thomas

Rest eines Burgturms von Hagenbeck

Rest eines Burgturms von Hagenbeck

Drei Urkunden jener Zeit geben Auskunft darüber, dass Bernd von Hagenbeck und seine Frau Gosteke 1391 die Hälfte des Gutes an den Edelherrn Arnold von Goeterswik verkauften und im Jahre 1400 ihr Haus Hagenbeck dem Hinrich von Stecke verpfändeten. Gerichtlich ist bestätigt, dass die Genannten „die Hälfte van dem hove tho Hagenbecke un die Holtgerichte tho Emelichen“ der Stadt Dorsten übertragen hatten. Woltera, die Tochter Wessels von Hagenbeck, mit dem die männliche Linie ausstarb, heiratete 1404 Wennemar von Heyden, der somit Haus Hagenbeck an sich brachte. Er holte die an die Stadt Dorsten verkaufte Hälfte des Besitzes mit der Vereinbarung wieder zurück, dass die „Steinkuhle im Emmelkampe“ dieser „tho erfliken rechte“ verbleiben solle. Zuletzt wurde dieser Vertrag 1429 auf acht Jahre verlängert. Wie einer der Vorbesitzer trat 1410 Wennemar das Schloss für 150 Mark an den Bischof ab und erhielt es als Lehen zurück. Die Fähre über die Lippe verkaufte er 1404 an Heinrich von Amelonx. Ein Sohn Wennemars brachte durch Heirat das Haus Beck (bei Kirchhellen) an sich, das durch die Heirat seiner Tochter an die Familie von Droste überging. Das bei Haltern gelegene Haus Sythen, das bis dahin der Familie von Hagenbeck verblieben war, wurde 1450 an Johann von Besten übertragen. Im Jahre 1445 stiftete Wennemar von Heyden die Pfarrkirche Holsterhausen, was zur Gründung der Pfarrei und des Dorfes führte.

Arnd von Heyden und seine Frau Mechthildis, durch die 1496 die St. Anna-Vikarie errichtet worden war, wurden in der Dorstener Franziskanerkirche bestattet. Deren Sohn Lubbert (gest. 1587), sowie dessen Gemahlinnen Anna von Paland und Agnes von Raesfeld sind in der heutigen alten Kirche in Holsterhausen beerdigt, ebenso 1609 Margareta von Velen, die Frau seines Sohnes Arnold. Der Enkel Lubbert (bestattet 1624 in Holsterhausen) war verheiratet mit Ursula Johanna von Schönberg. Deren Tochter und Erbin Cordula Margareta Magdalene war verheiratet mit dem Freiherrn Lothar von Metternich-Virneburg-Bielstein. Der 1632 in jungen Jahren verstorbene Johann Carl von Metternich, von dem sich gleichfalls in Holsterhausen ein Grabstein befindet, wird ein Sohn aus dieser Ehe gewesen sein.

Kriegsgewinnler Alexander von Velen zu Raesfeld erwarb das Haus

Haus Hagenbeck heute

Haus Hagenbeck heute

1639 wurde Haus Hagenbeck an den Oberst und Kriegsgewinnler Freiherrn Alexander von Velen zu Rasfeld verkauft, der den Besitz allerdings erst nach dem Tod der Cordula Margarete Magdalena 1642 angetreten hatte. Im selben Jahr wurde er zum Reichsgrafen ernannt und zum Feldmarschall befördert. Der neue Besitzer brachte noch die Krudenburg, Gut Bretenheim und Mengen in Brabant in seinen Besitz. Alexander II. ließ durch den Baumeister Michael von Gent einen Neubau in der Burg errichten und verstärkte die Verteidigungsanlagen zur Lippe hin mit neuen Bastionen. Insofern ist nicht ausgeschlossen, dass Hagenbeck im Dreißigjährigen Krieg größere Zerstörungen erlitten hatte. Die Grafen von Velen, die sich schon nach dem Tod von Margareta vorübergehend als „pessessoren des Hauses Hagenbeck und Holtrichter der Hervester Marken“ geltend gemacht hatten, blieben nur bis um 1697 im Besitz des Hauses. Dann ist es an die Herren Westerholt auf Schloss Lembeck gekommen. Von der Witwe des Dietrich Conrad Adolf von Westerholt-Hackfurth, der 1702 verstorben war, ist Haus Hagenbeck abermals instand gesetzt und 1730 auch die Kapelle („sacellum publivum in castro Hagenbeck“) neu eingeweiht worden. Durch Heirat der letzten Erbtochter von Westerholt-Hackfurth kam Schloss Lembeck mit Haus Hagenbeck an die 1726 in den Reichsgrafenstand erhobene Familie von Merveldt zu Lembeck.

Vorburg und ehemaliges Gut heute im Besitz der Familie Thomas

Haus Hagenbeck vor 1910

Haus Hagenbeck vor 1910

Die Tochter des Rentmeisters und Verwalters von Haus Hagenbeck heiratete 1774 den Dorstener Peter Josef Duesberg, der seinem Schwiegervater in das Amt des Verwalters folgte und das Gut Hagenbeck von der Familie von Merveldt erwarb. Mit dem Besitz von Hagenbeck war in preußischer Zeit das Vertretungsrecht im Provinziallandtag (1823 bis 1875) verbunden. 1909 erwarb die Rheinisch-Westfälische Bank für Grundbesitz Haus Hagenbeck, das heute der Familie Thomas gehört. Das bereits stark beschädigt gewesene Schloss wurde nicht wieder hergestellt, da es funktionslos geworden war. Das Vorwerk wurde instand gesetzt und als landwirtschaftliches Gut betrieben. Die noch vorhandenen Gebäude sind im 17. und 18. Jahrhundert zweigeschossig ausgebaut worden, nachdem sie schon seit dem 14. Jahrhundert teilweise als Herrenwohnungen gedient hatten. Vom früheren Turm der Burg sind lediglich bodennahe Ruinenreste erhalten. In den südlich der Lippe vorhandene Wallresten, die mehr als zwei Meter über der Oberfläche herausragen, fand man nicht datierbare Scherben und aus der Römerzeit Quadratziegel, wie sie für Hypokaustenpfeiler verwendet worden waren. Im östlichen Gebäudeflügel befinden sich die Tordurchfahrt und daneben ein Saal, der 1730 zur Kapelle eingerichtet wurde. Der hölzerne Altar ist barock und mit seitlichen Schranken versehen. Es ist eine gute handwerkliche Arbeit aus dem 18. Jahrhundert, weniger eine künstlerische.

Hagenbecker Familienverband trifft sich regelmäßig in den Niederlanden

Haus Hagenbeck, frühere Vorburg heute

Haus Hagenbeck, frühere Vorburg heute

In den Niederlanden gibt es einen Hagenbeck-Familienverband, dem überall in Europa Nachfahren der früheren Ritter von Hagenbeck angehören. Regelmäßig findet zwischen dem Ökumenischen Geschichtskreis Holsterhausen und den niederländischen Hagenbeckern sowie der Besitzerfamilie von Hagenbeck, Thomas, ein Austausch statt. Berühmtester Abkömmling der Hagenbeck-Familie dürfte der Gründer des Hamburger Hagenbeck-Zoos sein, der auch Ehrenmitglied im niederländischen Familienverband ist. Die neu bebaute Vorburg ist von der Besitzerfamilie Thomas bewohnt. Einschneidende Veränderungen in der Topographie von Haus Hagenbeck hatte es in den 1980er-Jahren beim Bau der A 31 gegeben, die hier das Lippetal durchquert und den Nahbereich von Hagenbeck direkt tangiert. Heute erinnert die Wennemarstraße in Holsterhausen an den früheren Besitzer von Haus Hagenbeck.


Quellen:
Teilweise entnommen „Die Bau und Kunstdenkmäler von Westfalen“, Münster 1929. – Wilhelm Stahlhacke „Hagenbeck“ in HK 1982. – „Holsterhausener Geschichten“, Heft 6/2008. – Vortrag Wolf Stegemann beim Familientreffen Hagenbeck 2008 in Zwolle/Niederlande.

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