Friedrich, Adalbert

Engagierter und bekannter Heimatforscher - über Raesfelds Grenzen hinweg

Adalbert Friedrich, Heimatforscher und Autor; Foto: entm. DZ

1924 in Raesfeld bis 2020 ebda; gelernter Schlosser, Techniker bei der CWH in Marl-Hüls und Geschichtsforscher in Raesfeld. – Sinnbildlich gesagt, gibt es in Raesfeld keinen Stein, den er nicht umgedreht, erforscht und darüber geschrieben hat. Adalbert Friedrichs Bedeutung als Heimatforscher geht weit über Raesfelds Grenzen hinaus und berührt auch Dorsten auf mehreren Themenebenen – wie beispielsweise das frühere jüdische Leben in der Region, Nationalsozialismus und Krieg sowie manche historische Ereignisse vom Mittelalter bis in die jüngste Vergangenheit. Raesfelder Einwohner, Vereine und Institutionen schätzten sein Wissen. In den Staatsarchiven Münster, Düsseldorf und Duisburg war er bestens bekannt. Für seine rund 70-jährige ehrenamtliche Forscher- und Herausgeberarbeiten wurde ihm 1987 das Bundesverdienstkreuz verliehen, 1999 der Ehrenvorsitz des Heimatvereins angetragen und 2004 die erste und bisher einzige Ehrenbürgerschaft der Gemeinde Raesfeld.

Bis auf 5 Jahre Krieg und Russland verbrachte er sein Leben in Raesfeld

Sein heimatkundliches Interesse wurde bereits in der Schule bei einer Exkursion zur Turmhügelburg Kretier geweckt. Doch bevor er seinem Interesse nachgehen konnte, wurde er zur Wehrmacht einberufen und kehrte erst nach dreijähriger russischer Gefangenschaft nach Raesfeld zurück, wo er dann bis zu seinem Tod 2020 lebte. Er erlernte das Schlosserhandwerk und arbeitete sich zum Techniker bei den Chemischen Werken Hüls (CWH) in Marl hoch. Seine Heimatforschung ließ er auch während seiner beruflichen Tätigkeit als Techniker nicht ruhen. Mit 25 Jahren war er Mitbegründer des Heimatvereins Raesfeld, den er als Vorsitzender 24 Jahre lang leitete. Eine der ersten Aufgaben, die der Verein übernahm, war das Anlegen von Wallhecken. Baugruben wurden noch von Hand ausgehoben, Friedrich sicherte dabei Tonscherben und Steinbeile aus der Vorzeit. Präsentiert wurden diese bei der ersten Ausstellung im Raesfelder Kolpinghaus. Friedrich schrieb in den folgenden Jahren über 40 Beiträge für das Jahrbuch des Kreises Borken, veröffentlichte viele Publikationen, die in Fachkreisen Beachtung fanden. „Er war der Auffassung, dass Heimatvereine nicht in Heimattümelei verfallen dürfen“, zitiert in die „Dorstener Zeitung“.  Adalbert Friedrich engagierte sich für den Aufbau des Museums am Schloss sowie das Schulmuseum der Sebastian-Schule. Fast bis zuletzt arbeitete er  als Zeitzeuge an der Aufarbeitung des gigantischen Fotoarchivs von Ignaz Böckenhoff mit. Was Böckenhoff in fotografischer Hinsicht für die Geschichte Raesfelds war, war Friedrich bei den Publikationen. Bis zuletzt lebte Friedrich im Ortskern in den eigenen vier Wänden. Mit seinem Tod folgt er seiner Frau, mit der er seit 1952 verheiratet war und die im Dezember 2019 starb. Die Beisetzung Adalbert Friedrichs fand aufgrund der Corona-Pandemie im engsten Kreis der Familie statt.

Werkverzeichnis: „Drei Tage Bürgerkrieg – Spartakistenkämpfe in Raesfeld“, Heimatverein Raesfeld (HR), 1978. – „Raesfeld im Münsterland“ mit Fotos von Ignaz Böckenhoff, Broschur o. J.. – „Jahre, die man nie vergißt – 1939 bis 1946“ Verkehrsverein Raesfeld (VR) 1982. – „Die jüdische Gemeinde von Raesfeld – Ein Beitrag zur jüdischen Geschichte in Westfalen“, 1988. –  „Schloß Raesfeld – Von der Ritterburg zum Handwerkerschloß“, VR 1990. – „Ein Buch über Homer und seine 250 Jahre alten Schule. 1995. – „Krieg und Gefangenschaft“, VR 2019.


Quellen: Berthold Fehmer in DV vom 24. April 2020. – Auskunft Bürgermeister a. D. Udo Rößing am 24. April 2020.   

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