Friedenskirche, ev.

Bürokratie der Stadt-, Land- und Kirchenbehörden verzögerten den Bau

WK – Der jahrzehntelange Wunsch der Hardter, endlich ein eigenes Gotteshaus zu besitzen, geht auf die 1920er-Jahre zurück und ist durch die Wirren der Kriegs- und Nachkriegszeit jedoch wieder verdrängt worden, bis 1954 der Kirchenbauverein gegründet werden und neun Jahre später, am 22. Dezember 1963, Pfarrer Friedrich August Borgards den ersten Gottesdienst in der Friedenskirche halten konnte.

Gutachterkommission sichtete und bewertete

Im Jahr 1954 wurde ein Kirchenbauverein gegründet, der die Planung und vor allem die Finanzierung eines Kirchenbaus si­cherstellen sollte. Wer aber nun geglaubt hatte, dass nach erteilter grundsätzlicher landeskirchlicher Baugenehmi­gung, eigener Vorplanung, Erarbeitung eines Bauplans und dessen Genehmigung durch das städtische Bauamt endlich gebaut werden könnte, lernte sehr schnell, dass neben einer ganzen Reihe von städtischen Ämtern auch der Rat der Stadt, Behörden des Kreises, des Regierungsbezirks, des Landes, des Bergbaus und wie­derum des Kirchenkreises und der Landeskirche unbe­dingt etwas zum guten Gelingen des Vorhabens beitragen wollten. Nicht etwa finanziell, sondern durch strengstens zu beachtende Verfügungen, Festlegungen, Bescheide und Genehmigungen. So musste das ursprünglich vorgesehene Bau-Grundstück, auf dem heute der Hardter Sportverein sein Domizil hat, durch behördliche Auflagen zunächst mit der Stadt Dorsten getauscht werden und am jetzigen Standort völlig neu geplant werden – bis hin zur „Dre­hung“ des gesamten Kirchengebäudes aus der eigentlich für Kirchen seit Jahrhunderten übliche Ost-/West-Ausrichtung in die nun „von Amts wegen“ geforderte Richtung Nord-Nord-Ost zu Süd-Süd-West. Allein die Klärung dieser Frage dauerte in den beteiligten Ämtern nahezu acht Wochen und musste dann selbstverständlich noch vom Presbyterium durch einen entsprechenden Beschluss „nachvollzogen“ werden. 1956 war es dann soweit. Ein Architektur-Wettbewerb wurde ausgeschrieben, durchgeführt und durch eine sorg­fältig zusammengestellte Gutachterkommission gesichtet und bewertet. Ihr gehörten die wichtigsten am Bauvorhaben beteiligten Behörden an, vertreten durch Bauräte, Regierungsräte und Ministerialräte.

Zuerst eine schlichte Hallenkirchen ohne die späteren Zubauten

Man einigte sich auf einen Roh-Entwurf des landeskirchlichen Hauptamtes, der dann als Basis für die weitere Planung durch die Architekten Baumann sen. und jun. aus Moers diente. Der daraus resultierende Bauplan konnte dann im März 1958 zur Genehmigung an das Bauamt und das Landes-Wiederaufbau-Ministerium eingereicht werden. Zusammengerechnet haben nach eigener zweijähriger Vorbereitung die Planungen, Verhandlungen und Bear­beitungszeit aller beteiligten staatlichen und kirchlichen Behörden seit 1956 insgesamt drei Jahre gedauert. Am Ende aller Planungen und Genehmigungen stand die Friedenskirche als einfache, schlichte Hallenkirche, so, wie das Gebäude auch heute noch zu sehen ist, allerdings ohne die später angebauten Gemeindehaus-Teile und den Anbau an die Sakristei. Diese späteren Zubauten wurden durch das Wachstum und die Intensität der Gemeindear­beit notwendig.

1963 konnte die Kirchen endlich eingeweiht werden

Gottesdienst zum 50-jährigen Bestehen

Ursprünglich sollte die Einrichtung im Altarbereich nur aus einer kleinen Sitzbank (für die Pfarrer) und der Kanzel im linken Teil, dem Altartisch in der Mitte und ei­nem Taufstein bestehen. Das Presbyterium hat dann aber die Anordnung der Einrichtung so vorgenommen, wie sie heute noch ist. Hin­tergrund zu dieser Form der Einrichtung ist die Überle­gung, dass im Gottesdienst beide Elemente – einerseits die Wortverkündigung durch den Pfarrer und andererseits das Wächteramt der Presbyter über die korrekte und evange­liengerechte Verkündigung – entsprechend der Kirchenordnung gleichrangig vorkommen und sichtbar sein sollen. Der Bau der Kirche hat dann nicht zuletzt aus Grün­den der Finanzierung, welche die Gemeinde ausschließlich aus eigenen Mitteln und ohne kirchliche oder sonstige Zuschüsse bestreiten musste, vier weitere Jahre bis ins Jahr 1963 hinein gedauert. Bemerkenswert ist noch, dass entsprechend der ur­sprünglichen Planung das Geläut aus zunächst zwei Glo­cken aus finanziellen Gründen fünf bis sechs Jahre nach der Einweihung der Kirche und die dritte Glocke weitere ein bis zwei Jahre danach eingebaut werden sollte. Durch die Opferbereitschaft der Gemeindeglieder gelang es dann aber, das komplette Geläut im November 1969 einzubauen und am 4. Advent einzuweihen.

Die Hardt gehört kommunal zu Dorsten und kirchlich zu Wesel

Das Konstrukt der evangelischen Kirchengemeinde auf der Hardt ist nicht leicht zu verstehen. Bis 1929 war die Hardt auch kommunalrechtlich Teil von Gahlen. Danach und bis heute gehört der Pfarrbezirk Hardt kommunalrechtlich zur Gemeinde Dorsten. Er wird im Osten vom Schölzbach, im Norden von der Lippe und im Süden von der Stadtgrenze zu Bottrop begrenzt. Zum Gemeindebezirk Hardt gehören ca. 2600 Mitglieder. Kirchenrechtlich gehört die evangelische Gemeinde allerdings weiter zu Gahlen und damit zum Kirchenkreis Dinslaken. Dieser wiederum ist der Evangelischen Landeskirche Rheinland angeschlossen. Die kirchenrechtliche Trennung wurde oft erwogen, aber nie vollzogen, finanzielle Gründe sprachen dagegen. Das kirchliche Zugehörigkeitswirrwarr heute: Die Hardt und Gahlen gehören zum Kirchenkreis Dinslaken; Dorsten zum Kirchenkreis Gladbeck-Bottrop-Dorsten und Schermbeck zum Kirchenkreis Wesel. Verwaltungstechnisch gibt es dadurch manchmal Probleme, dass im Dorstener Ortsteil Hardt die Kirchegemeinde einem anderen Kirchenkreis angehört. Denn es müssen Anträge und diverse Papiere ausgefüllt werden, wenn ein Kind in der Friedenskirche getauft werden soll, obwohl eigentlich die Johanneskirche in der Altstadt zuständig wäre. Diesen Formalkram regeln die Gemeinden aber untereinander.

Die Mauern der Friedenskirche
Die Mauern der Friedenskirche haben Menschenhände gebaut und haben dabei immer der Gnade des Höchsten vertraut.
Die Mauern der Friedenskirche umschließen geheiligten Ort, hier ist uns der Himmel ganz nahe, hier verkündet man Gottes Wort.
Die Mauern der Friedenskirche sind ein Zeichen für Würde und Macht, hier wird die Verheißung des Herren uns allen nähergebracht.
Die Mauern der Friedenskirche haben das Leben gesehn: Das Brautpaar vor dem Altare und Menschen an Gräbern stehn.
Die Mauern der Friedenskirche sind erfüllt von der Glocken Klang, von dem Brausen der Orgel und von der Chöre Gesang.
Die Mauern der Friedenskirche mögen noch sehr lange stehn, damit unsere Kindeskinder noch hier zum Gottesdienst gehn.
Die Mauern der Friedenskirche trotzten den Stürmen der Zeit. Sie begleiten uns schweigend auf dem Wege zur Ewigkeit.

Gerda Illerhues

Siehe auch: St. Agathakirche (I – III)
Siehe auch: Martin-Luther-Kirche
Siehe auch: Evangelische Gemeinden (Essay)

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