Martin-Luther-Kirche

Bau des Holsterhausener Gotteshauses in wirtschaftlich schwieriger Zeit

Martin-Luther-Kirche, Foto: JF

Da im Jahre 1900 in Holsterhausen nur vier Protestanten lebten, stellte sich die Frage nach einer eigenen Gemeinde und Kirche noch nicht. Erst als die Zahl durch den Zuzug von Bergarbeitern aus dem protestantischen Osten sowohl in Holsterhausen als auch in Hervest-Dorsten sprunghaft anstieg, und die beiden Bergbaugemeinden seit 1908 den Wunsch nach einer eigenen Gemeinde und Kirche immer dringlicher äußerten, wurde 1921 eine selbstständige evangelische Kirchengemeinde errichtet. 1924 bekam die politische Gemeinde für ihre evangelischen Bürger einen eigenen Friedhof, den Waldfriedhof. Inzwischen war die Zahl der Protestanten in Holsterhausen auf über 2.000 angestiegen. In Ermangelung eines eigenen Pfarrers wählte das Holsterhausener Presbyterium zunächst den Dorstener Stadtpfarrer Friedrich Crüsemann zum Vorsitzenden und 1922 zur Gemeindegründungsfeier als ersten Pfarrer den Hilfsprediger Johannes Hullmann aus Lengerich. Die Holsterhausener Protestanten besuchten den Gottesdienst in der evangelischen Kirche am Recklinghäuser Tor in Dorsten.

Für den Kirchenbau wurden 100.000 Ziegelsteine gespendet

Die KIrche im Bau 1923

Die Kirche im Bau 1923

Der 1919 gegründete Kirchbauverein wollte an der Kreuzung Mühlenstraße/Querstraße, etwa 300 Meter vom jetzigen Standort entfernt, eine für 600 Gläubige fassende Kirche „echt westfälischer Bauart“ errichten. Das Grundstück war gekauft, die Pläne lagen vor. Doch durch die Verkoppelung (Flurbereinigung) in der Gemeinde Holsterhausen konnte der Gemeinde aber ein anderes Grundstück östlich der Querstraße und nördlich der Mühlenstraße angeboten werden. Nachdem der Kirchbauverein über 25.000 Mark sowie eine Spende von 100.000 Ziegelsteinen der Zeche Baldur gesammelt hatte, kaufte er die Hälfte eines in der Festung Wesel stehenden Exerzierschuppens für 455.000 Mark Inflationsgeld, der abgetragen nach Holsterhausen transportiert und mit Baumaterial aus der Zeche sowie den gestifteten Ziegelsteinen am heutigen Standort als Kirche wieder aufgebaut wurde. Viele freiwillige Hände halfen mit, so dass der Grundstein am 22. April 1923 gelegt werden konnte. Unter großen Schwierigkeiten (Inflation, belgische Besatzung, Materialnot, Geldmangel) konnte der fertige Bau am 4. November 1923 geweiht werden.

Sich der Bekennenden Kirchen unterstellt

Das Kirchenschiff fasste 600 Personen, durch Öffnen der Türen eines Zimmers (Rentingzimmer) hatten weitere 100 Gläubige Platz, und im Jugendzimmer konnten 50 Personen untergebracht werden. Das Vereinsleben blühte auf: Kirchenchor, Arbeiterverein, Jünglingsverein, Frauenhilfe und Jugendbund Martha mit einem eigenen Streichorchester. 1924 erhielt der Turm zwei neue Glocken. 1928 konnte ein Kindergarten eingerichtet werden. Zu der durch die im Sommer 1931 erfolgte Schließung der Zeche Baldur verursachten wirtschaftlichen Notlage der Menschen und der Gemeinde (rund die Hälfte der evangelischen Gemeindeangehörigen waren auf der Zeche beschäftigt) kam Ende der 1920er- / Anfang der 30er-Jahre eine ernsthafte Auseinandersetzung um Pfarrer Artur Paeschke (1927 bis 1933) hinzu, der als NSDAP-Propagandaredner offen Sympathien für Adolf Hitler zeigte. 1933 versetzte ihn die Kirchenverwaltung nach Karow in Sachsen. Sein Nachfolger, Pfarrer Ernst Krüsmann, unterstellte am 5. Dezember 1934 die evangelische Gemeinde Holsterhausen der Bekennenden Kirche.

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