Olympia-Turner drahtig und schwebend am Barren und an den Ringen
Geboren 1948 in Schleswig-Holstein; Kunstturner. – Als „schwebenden Ringkämpfer“ bezeichnete Jo Gernot in der WAZ den Bundesturner, der 1955 mit seinen Eltern nach Dorsten kam und die Gerhart-Hauptmann-Realschule besuchte:
„Die Olympischen Spiele in München 1972 markierten in vielerlei Hinsicht den Aufbruch der Bundesrepublik in eine neue Zeit: Das Nachkriegsdeutschland präsentierte sich bunt und fröhlich, aber auch Terror und Gewalt zeigten, dass Deutschland Teil einer neuen Welt war. In diesem Schmelztiegel aus Sport und Politik glänzte ein Sonnyboy aus Dorsten: Bernd Effing turnte für Deutschland und der blonde Modellathlet aus der Lippestadt geriet zu einer Art Popstar. Ein Ruhm, der bis heute noch nicht verblasst ist.“
Er hatte den Ruf, ein „harter Hund“ zu sein
Sein Vater war ein in der Vorkriegszeit mit vielen Preisen ausgezeichneter Kunstturner, der in Dorsten zunächst als Schwimmmeister für die damals noch bestandene Badeanstalt am Kanal zuständig war. Sein Sohn Bernd hatte wohl des Vaters turnerisches Talent geerbt, denn ihm eilte bald der Ruf des so genannten „harten Hundes“ voraus, aber wer Effing kennen gelernt hatte, der wusste, dass er Sportsmann durch und durch war (Jo Gernot). „Bernd Effing war ein Athlet wie aus dem Bilderbuch. Und seine Kunst beim Turnen war eindrucksvoll“, erinnert sich der Lembecker Rainer Risthaus, der mit Bernd Effing in der Schulriege der Gerhart-Hauptmann-Realschule turnte, wo Bernds Vater den Schülern und Schülerinnen Sport beibrachte. Bernd Effing war das Idol und das im wahrsten Sinne des Wortes leuchtende Symbol des Leistungssports. Leuchtend deshalb, weil die flachsblonden Haare immer auffielen. Effing war mit 1,78 m Körperlänge vergleichsweise groß und deshalb war es etwas ganz Besonderes, wenn er seine Felgen am Reck drehte oder sich an den Ringen bewegte. Als 1969 die Großturnhalle der Gerhart-Hauptmann-Schule eingeweiht wurde, war Bernd Effing schon eine feste Größe in der Kunstturn-Szene und die Besten der Zeit zeigten in einem Qualifikationswettbewerb ihr Können.
Lange als Turner in süddeutschen Bundeligateams
Höhepunkt in der Karriere des Dorstener Sportlers war der Auftritt bei den Olympischen Spielen in München. Bernd Effing startete im Mannschaftswettbewerb und sicherte durch seine Kür am Pferd und an den Ringen dem Team der Bundesrepublik einen hervorragenden fünften Platz. Die Mannschaft der DDR holte damals die Bronzemedaille. Mit dem ersten Videorekorder, der in der Stadt Dorsten existierte, wurden Bernd Effings Auftritte dokumentiert und waren für lange Zeit der Renner in den Sportstunden seines Vaters. Bernd Effing turnte, nachdem er sich beruflich in Süddeutschland niederließ, noch lange in verschiedenen Bundesligateams, brachte es zu vielen Meistertiteln und ist auch heute noch gemeinsam mit Eberhard Gienger, mit dem er im Marketingbereich aktiv ist, bei verschiedenen Showauftritten zu sehen. Aktuell lockt der ehemalige Olympiateilnehmer mit Eberhard Gienger, der übrigens als CDU-Bundestagsabgeordneter im Berliner Bundestag saß, Promis ans Reck, um für Gesundheitsvorsorge bei Männern zu werben. Bernd Effing ist zwar schon lange kein Dorstener mehr, wohnt in Ingelheim, doch die hiesige Sportszene hat ihn nicht vergessen.
Siehe auch: Hans Effing
Siehe auch: Sportwesen (Essay)
Quelle:
Nach Jo Gernot „Der schwebende Ringkämpfer“ in der WAZ vom 1. Oktober 2012.