Von 1832 bis 2014 in einer Familie – jetzt geht's auch mit Whisky weiter
Der Name Böckenhoff ist in Dorsten geläufig, zudem steht er auf Flaschen, deren Inhalte – Korn, Obstbrand, Gin und Whisky – nicht nur in Dorsten und in der Region von vielen Menschen begehrt sind. Johannes Böckenhoff hatte das Familienunternehmen in der 6. Generation geführt, bis er es 2014 an einen anderen Unternehmer verkaufte. Und der heißt ebenfalls Böckenhoff, kommt aber aus einer andern Böckenhoff-Familie. Seither führen Dirk und Alexandra Böckenhoff die Obstbrennerei in Dorsten und die Kornbrennerei in Raesfeld-Erle in der Tradition der Vorgänger-Familie Böckenhoff weiter – mit frischem Schwung und Neuem. Dazu gehört der erste Whisky des Hauses. Dieser befindet sich seit etwa 2017 im Sortiment der Brennerei. Dabei handelt es sich um den Grain Whisky, einen milden, leichten Einsteigerwhisky aus heimischem Weizen mit gemälzter Gerste. Gelagert wird er in Dornfelder Rotweinfässern und Pfälzer Eichenfässern, mit einem Finishing im Tennessee Bourbon Fass. Aufgrund der Nachfragen wird Böckenhoff ab Mai 2021 drei verschiedene Whiskys anbieten. Damit dürfte sich dann das sowieso schon umfangreiche Sortiment noch weiter vergrößern. Dazu zählt neben Gin und Whisky vor allem Korn aus regionalem Roggen und Weizen. Ganz neu ist dabei die „Alte Eiche“ – ein klarer, malziger Korn, der in Rotweinfässer gelegt wurde. Traubig, fruchtige Noten vereint mit malziger Süße. So hat Böckenhoff nicht nur Kunden im Laden vor der Brennerei in Erle, sondern er bekommt auch immer mal wieder größere Aufträge aus größerer Entfernung – etwa aus Berlin. Weiterhin werden nach wie vor ausgesuchte, vollreife Früchte zum Edelbrand verarbeitet. Darunter auch regionales Obst von anerkannten Bio-Betrieben, aus denen ein „Bio-Obstler“ wird. Ganz im Sinne der Firmenphilosophie sind dabei alle Produkte unverfälscht und naturbelassen. Denn die Messlatte liegt hoch für die Top-Destillate aus den beiden Brennereien in Raesfeld-Erle und Dorsten, die auch besichtig werden können.
Familie Böckenhoff brannte Korn 182 Jahre – und es geht weiter
Im Jahr 1832, Europa hatte sich gerade nach den napoleonischen Kriegen neu geordnet, entschloss sich der Bauer Johannes Böckenhoff, das Korn seiner Felder nicht nur zu Mehl und Brot zu verarbeiten. So gründete er die kleine Brennerei im Münsterland. Leitgedanke war für ihn, eine besonders herausragende Reinheit und Qualität seines Kornes zu erzielen. Seine Rezepturen, bestgehütetes Geheimnis der Familie, sorgten bald dafür, dass Böckenhoffs Korn über die Grenzen von Erle hinaus bekannt wurde. Die Tradition, mit der Johannes Böckenhoff seinen Korn brannte, wurde stets von Vater zu Sohn weitergegeben – bis zu Johannes Böckenhoff in der sechsten Generation, der den Familienbetrieb 2014 verkaufte. Den Verkauf hatte sich Johannes Böckenhoff 2014 als 64-Jähriger nicht leicht gemacht. Böckenhoff, Präsident der Deutschen Korn- und Getreidebrenner, sah große Probleme auf die Brennereien zukommen, ein altes traditionelles Gewerbe in der Landwirtschaft. Denn das Bundesmonopol für Branntwein fiel zum 30. September 2013. Die europaweit einmalige Subventionierung von kleinen Schnapsbrennereien lief aus. Der Brenner-Präsident bangte um die Zukunft der rund 160 Kornbrenner in Nordrhein-Westfalen. Es ging um Subventionen von 80 Millionen Euro bundesweit. Daher war der Verkauf ein Glücksfall, denn er musste den Betrieb nicht schließen, wie etliche andere Kornbrenner. – Fotos: Die Anzeige stammt aus dem Jahr 1950 in der Dorstener Volkszeitung; darunter der Verkaufsladen Böckenhoff mitten in Erle heute.
Siehe auch: Brennereien
Quellen: DZ vom 24. März 2020. – Wikipedia (Aufruf Kornbrennereien 2020). – Website Böckenhoff (Aufruf 2020).