Blau-Weiß Wulfen

Die Gelsenkirchener Schalke-Knappen waren für die Fußballer das Vorbild

Mannschaft um 1950

Mannschaft um 1950; Fotos (2): Wulfen-Wiki

Im Herbst 1919 trafen sich Fußballfreunde im ländlichen Wulfen, um auf einer Viehwiese Fußball zu spielen. Ein Jahr später hoben sportbegeisterte Männer den Verein aus der Taufe, nannten ihn „Concordia“ und wählten als Vereinsfarben zunächst Schwarz-Rot. Der erste Sportplatz wurde in Eigenregie am oberen Teil der heutigen Wittenbrink-Anlage errichtet. Maßgeblichen Anteil an der Gründung des Vereins hatte Kaplan Naendrup, der sich sowohl um sportliche als auch organisatorische Dinge kümmerte. Später übernahm der SC Blau-Weiß Wulfen die Farben der Schalker Knappen, die im Ruhrgebiet bereits die Herzen der Massen erobert hatten. Nach guten Ergebnissen wurde Wulfen der Kreisliga B zugeteilt und spielte in der DJK Untergruppe Emscher.

Blau-Weiß auf dem Spielfeld um 1950

Blau-Weiß auf dem Spielfeld um 1950

Gegner waren unter anderem Rentfort, Beckhausen, Buer-Mitte und Kirchhellen. Die Wulfener Mannschaft schaffte trotz der Stadtkonkurrenz den Aufstieg in die A-Klasse, in der sie sich bis zu der Auflösung der DJK-Vereine hielt. Auch in der A-Klasse gab es Erfolge: Bald stand die Mannschaft an zweiter Stelle und sollte nach der geplanten Aufstiegsregelung in die Gauklasse aufsteigen. Den Stadtvereinen war der „Bauernverein“ offensichtlich nicht sehr willkommen: Aus „technischen“ Gründen stieg doch nur der Meister der A-Klasse auf. Doch die Zugehörigkeit zu dieser Klasse war für den kleinen Landverein ein beachtlicher Erfolg. Die Fahrten führten nach Bottrop, Gladbeck, Osterfeld, Buer, zu bekannten Stadtvereinen, denen die Reise nach Wulfen nie ganz geheuer war, denn die Wulfener Mannschaft galt als sehr heimstark.

Neuanfang nach dem Krieg im November 1945

Nach dem Zweiten Weltkrieg musste der SC Wulfen neu anfangen. Viele aktive Fußballer waren im Krieg gefallen, die Sportausrüstung war verschwunden, der Platz durch Kriegseinwirkung verwüstet. Dennoch gab es im Sommer 1945 wieder das erste Fußballspiel in Wulfen. Im Hotel Humbert beschlossen 34 Blau-Weiß-Anhänger im November 1945 die Wiederbegründung des Vereins. Steigende Mitgliederzahlen, neue Sportgruppen und der symbolische Spatenstich des Bundeswirtschaftsminister und späteren Bundeskanzlers Ludwig Erhardt förderten die Leistungen des SC Blau-Weiß Wulfen, der bald rund 1.000 Mitglieder hatte. 1957 stieg der Verein in die Bezirksliga auf. Leo Albers, der bereits als 13-Jähriger Mitglied wurde, organisierte die Jugendarbeit. 1974 konnte der neue Platz mit einem Spiel gegen Schalke 04 eingeweiht werden. 4.200 Zuschauer sahen dem Spiel zu, das 6.0 für Schalke endete. Zu den Schalke-Spielern gehörten u. a. Abramczyk, Libuda, Nigbur, Salewski, Rüßmann, Bongartz, Endrulat.

Blau-Weiß Wulfen legt 2021 personell noch einmal nach

Der SC BW Wulfen hat im Juni 2021 noch einmal personell nachgelegt. Die neue Personalie war notwendig geworden, da es doch noch unverhoffte Abgänge gab. So hat Cotrainer Pascal Czapka bekannt gegeben, dass er seinem alten Trainer Daniel Schikora zum BVH Dorsten folgt. Zudem hat sich Miguel Heinrich entschlossen, in die zweite Mannschaft zu wechseln. So kam es, dass beim ersten Training unter Arek Knura überraschend ein neues Gesicht auftauchte: Maximilien Buhl. Der Defensiv-Experte vom FC Marl hat in seiner Jugend öfter gegen die Blau-Weißen gespielt, kennt aber auch viele Spieler persönlich. Seine Stärken sieht Buhl im Zweikampfverhalten und im Kopfball- und Stellungsspiel.

Im vierten Versuch soll es klappen: Fest zum hundertsten Bestehen

Im Mai 2022 holte der BW Wulfen sein 100-jähriges Jubiläumsfest nach, das er eigentlich schon zwei Jahre früher hätte feiern wollen. Wegen der Corona-Pandemie musste es zweimal verschoben werden. In einem Festzelt auf dem  Schützenfestplatz in Wulfen gab es u. a. ein Live-Konzert vom „Rockorchester Ruhrgebeat“ geben. Andere Veranstaltungen, die für das Jubiläum geplant waren, wurden peu à peu nachgeholt. Unter anderem ein großes Ehemaligentreffen Ende Sommer. Bei seiner Jahreshauptversammlung ehrte der 1. SC Blau-Weiß Wulfen im Mai 2022 wieder langjährige Mitglieder. Vorsitzender Dennis Pohlmann (l.) und Geschäftsführer Sebastian Lorenz gratulierten Hannes Mecking zu 50 Jahren Vereinstreue und Herbert Hardacker zu 25-jähriger Mitgliedschaft. Frank Wernicke (25 Jahre), Ulrich Rother (25) und Axel Pangratz (50) waren nicht vor Ort, erhielten aber trotzdem verdienten Applaus. Aktuell hat der Verein 430 Mitglieder, darunter 180 Kinder.

Blau-Weiß Wulfen holte Talent vom TSV Marl-Hüls: Leon Demir

Einen Neuzugang für die kommende Saison 2023 meldete der Fußball-A-Ligist: Aus der A-Jugend des TSV Marl-Hüls kommt Leon Demir zum Wittenbrink. Trainer Henry Schoemaker hatte Demir schon zu seiner Zeit beim TSV Marl-Hüls auf dem Schirm. „Er ist ein Mann für die Zukunft“, möchte der Trainer den Youngster behutsam aufbauen. Unterdessen werden sich mit Daniel Burger, Rene Gorke, Luka Zink und David Larin vier Spieler der Wulfener Zweiten dem BVH Dorsten II anschließen. Aus Hervest kehrt dorthin zudem Marcel Schwandt zurück.

Wulfener „Dorf.Elfer.Cup” feierte gelungene Premiere

Eine erfolgreiche Premiere erlebte der Wulfener „Dorf.Elfer.Cup“ des 1. SC Blau-Weiß Wulfen. 72 Teilnehmer gingen im Hyundai-Borgmann-Stadion in 18 Viererteams an den Start und ermittelten ihre besten Strafstoßschützen. Am Start war ein bunter Mix aus Alt und Jung, aus Frauen und Männern von 18 bis 75 Jahren. Neben den Fußballern von Blau-Weiß Wulfen waren die Tennisfreunde Wulfen und die Wulfener Bürgerschützen vertreten, aber auch Stammtische und Familien schossen mit. Geschossen wurde – bei maximal einem Meter Anlauf – aus neun Metern auf Fünf-Meter-Tore. Es gab schöne Treffer und auch Fehlschüsse von Michael Kutzop bis Uli Hoeneß. Den Wanderpokal sicherte sich am Ende der 1. SC Blau-Weiß Wulfen knapp vor den Moglis und den eigens aus Herne angereisten 45ern. Die zweite Auflage des „Dorf.Elfer.Cups“ ist bereits fest eingeplant.

Hendrick Gottschalk kehrt am Torwart zum 1. SC Blau-Weiß Wulfen zurück

Er ist den New York Marathon ohne Vorbereitung gelaufen und hat beim Megamarsch gelitten, er war Fußballtrainer in China, hat sein eigenes Start-up gegründet, hatte Auftritte in Fernsehshows und arbeitet als Keynote Speaker und Business Mentor. Doch tief in seinem Herzen ist Hendrik Gottschalk Fußballer – genauer gesagt: Torwart. Und genau in dieser Rolle feierte er jetzt ein Comeback auf der Dorstener Sportbühne. Gottschalk half damit einem alten Weggefährten: Michael Hellekamp war bei Rot-Weiß Deuten lange Jahre sein Trainer und hat zur neuen Saison den 1. SC Blau-Weiß Wulfen übernommen. Die Planungen waren im Grunde abgeschlossen, da wurden die Wulfener vom Wechsel ihres Torwarts überrascht. Gabriel Iordache hatte den Blau-Weißen eigentlich für die kommende Saison zugesagt, erklärte dann in der ersten Juni-Woche, dass er doch zum FC Marl wechselt.

Blau-Weiß Wulfen war auf hektischer Suche

Für Wulfens Vorsitzenden Dennis Pohlmann und anderen begann aber kurz vor Ende der Wechselfrist am 30. Juni 2024 natürlich eine hektische Suche nach Ersatz. Die entscheidende Idee hatte dabei schließlich Michael Hellekamp. Der 34-jährige Gottschalk hatte in der vergangenen als Torwarttrainer beim SV Schermbeck gearbeitet und fühlte sich immer noch dem Fußball zugetan. Dass er seinem alten Kumpel Hellekamp bei Blau-Weiß Wulfen helfen konnte, war ebenfalls ein wichtiges Argument für seine Entscheidung. Auch dass er nach dem Jahr beim SV Schermbeck eigentlich wieder mehr Zeit für die Familie haben wollte und „weniger in der Weltgeschichte herumfahren“ wollte, sei kein Widerspruch. „Zum Platz in Wulfen brauche ich von Zuhause acht Minuten“, zitiert ihn die Dorstener Zeitung. Und es gab noch weitere Punkte, die ihm die Comeback-Entscheidung leicht machten: „Die Anlage ist super. Und ich arbeite wieder mit Ralf Gatza zusammen, der schon in Deuten mein Torwarttrainer war. Das ist toll!“ Und so hatte Blau-Weiß Wulfen mit dem Neuzugang die unverhoffte Notlage doch noch überwinden können.

Siehe auch: Blau-Weiß Wulfen / Massenschlägerei
Siehe auch: Charly Neumann
Siehe auch: Rudolf Assauer


Quellen: Offizielles Buch zum 75-jährigen Vereinsjubiläum. – Wulfen-Wiki Christian Gruber. – Jo Gernoth „Leo Albers: Der mit den Wölfen tanzte“ in WAZ vom 12. Februar 2011.– Andreas Leistner in DZ vom 21. März 2023. – Andreas Leistner in DZ vom 21. Juni 2024.

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