Bergmännchen-Ampeln

Werden in Dorsten Fußgänger-Ampeln ein Bergmännchen anzeigen?

Michael Hübner MdL (SPD) ist vom „Ampel-Bergmann“ in Duisburg dermaßen begeistert, dass er Bürgermeister Tobias Stockhoff im November 2018 einen Brief geschrieben und ihn darin gefragt hatte, ob in Dorsten an ausgewählten Orten ebenfalls Fußgängerampeln mit einem Bergmännchen als rotes, gelbes oder grünes Lichtzeichen eingerichtet werden könne. Was Hübner vielleicht nicht wusste: Die Stadt Dorsten hat die Idee bereits aufgegriffen und prüft seither, ob und wo das eine oder andere Bergmännchen als Lichtzeichen den Verkehr regeln könnte. Hübner schrieb (Auszug): „Mit großer Freude habe ich von der in Duisburg neu eingerichteten „Bergmanns-­Ampel“ gehört. Am Duisburger Zoo zeigen an einer Fußgängerampel nicht die klassischen Ampelmännchen, sondern ein grüner und ein roter Kumpel mit Grubenlampe, an, wann Passanten die Straße queren dürfen und wann nicht. Auf die Ampel im Duisburger Osten, die auf Initiative einer Journalistin in Zusammenarbeit mit der Stadt entwickelt wurde, folgen sechs weitere Ampeln im gesamten Stadtgebiet. Ich finde das eine tolle Idee, erinnert die Kumpelampel doch in dem Jahr, in dem die letzte Ruhrgebietszeche die Steinkohleförderung einstellt, an die für die Menschen im Ruhrgebiet, die regionale Kultur und die gemeinsame Identität prägende Wirkung des Bergbaus… Auch die Geschichte der Stadt Dorsten ist beispiellos mit dem Bergbau verknüpft. In zahlreichen Vereinen engagieren sich bis heute ehemalige Dorstener Kumpel für die Erinnerung an diese bewegte Vergangenheit. Der Bergbau und mit ihm verbundene Werte haben eine identitätsstiftende Wirkung bis in die jüngste Generation, die über reine Folklore hinausgeht … Der Duisburger Oberbürgermeister nannte die Ampel ein etwas anderes, aber umso schöneres Denkmal. Dem kann ich nur beipflichten und möchte daher anregen, auch in Dorsten – sofern dies mit überschaubaren Kosten verbunden ist und rechtliche Hürden überwunden werden können – ein oder zwei solcher Denkmäler zu errichten, und biete meine Unterstützung dabei an. Ich glaube nämlich, die Ampel-Bergmänner wären in dieser tollen Stadt voller Kumpel und Grubenhelden in bester Gesellschaft!“

Dorstenerin Kathrin Hänig hatte die Idee der Bergmännchen-Ampel

Die Idee dem Bergmann-Ampelmännchen stammt von der 1982 in Dorsten geborenen Kathrin Hänig (Foto). Sie ist die Tochter eines Bergmanns, aufgewachsen im Stadtfeld, und Redakteurin bei der Funke Mediengruppe in Essen mit Reportage-Schwerpunkt Duisburg und Oberhausen. Kathrin Hänig war Volontärin bei der Bild-Zeitung in Berlin und beim Radio Duisburg, bevor sie im Axel-Springer-Verlag arbeitete und jetzt in der Funke-Mediengruppe. Die Idee der Bergmanns-Verkehrsampel kam ihr Weihnachten 2016 in Dorsten, als sie bei einem Besuch bei ihren Eltern die Bergmannslampe auf dem Kamin im Wohnzimmer stehen sah. Von der Idee bis zur ersten Umsetzung mit sechs Bergmannsampeln in Duisburg verstrichen anderthalb Jahre. In Dorsten wird auch über Bergmännchen-Ampeln diskutiert. Hier hat man sogar schon einen geeigneten Standort für die Bergmannsampel gefunden. Doch vor der Installation gibt es noch verkehrsbürokratische Landeshürden zu überwinden. Denn ein Bergbaumännchen verstoße gegen das Gleichheitsgebot von Ampelfiguren. Daher bremst das Verkehrsministerium in einigen Städten, auch das Vorhaben in Dorsten.

Ampel-Bergmännchen auch in der Altstadt und in Hervest-Dorsten

Der kleine Ampel-Bergmännchen regelt nun auch an manchen Straßen in Dorsten den Fußgängerübergang – demnächst an zwei Hervester Ampeln und wohl auch in Holsterhausen, denn auch dort ist die Stadt im Besitz von drei Ampeln mit den  Standorten Söltener Landweg/Friedrichstraße, Söltener Landweg/Heinrichstraße und Martin-Luther-Straße/Juliusstraße. Denn nur an städtischen Ampeln dürfen solche Bergmännchen-Folien angebracht werden. Jeweils 500 Euro kosten die sogenannten „Masken“, die dann auf die beiden einzigen im städtischen Besitz befindlichen Hervester Ampeln an der Glück-Auf-Straße/Ecke Josefstraße sowie Glück-Auf-Straße/Ellerbruchstraße montiert werden. Der CDU-Ortsverband Hervest und der SPD-Ortsverein in Hervest übernehmen die vorgeschriebenen Eigenanteile in Höhe von jeweils zehn Prozent.
In der Holsterhausener Stadtteilkonferenz (Hoko) Ende Juni 2019 sprachen sich die Teilnehmer dagegen aus, für Bergbau-Ampelmännchen in Holsterhausen Mittel aus dem Bürgerfonds bereitzustellen. Es sollten vier städtische Ampeln an die längst vergangene Bergbau-Zeiten der Zeche Baldur im Stadtteil erinnern.

NRW-Verkehrsminister Wüst gab grünes Licht für Bergmanns-Ampeln

Dass Ampel-Bergmännchen ist ein Stück wahrscheinlicher geworden. NRW-Verkehrsminister Wüst hatte keine Bedenken, so lange keine Verkehrsteilnehmer gefährdet werden, sagte er Ende 2018 im Landtag. Im Kreis Recklinghausen haben Dorsten, Recklinghausen, Castrop-Rauxel und Marl Interesse daran. Im Bau- und Verkehrsausschuss von Bottrop, wurde Ende Januar 2019 auch über die Installation von Bergmännchen-Ampeln im Stadtteil Kirchhellen diskutiert. Da die Stadt Bottrop die Kosten dafür nicht tragen will, haben sich Sponsoren dazu bereit erklärt. Die Kosten liegen je Leuchte bei etwa 30 Euro plus Mehrwertsteuer, sodass die Materialkosten je einzelnem  Fußgängerüberweg, abhängig davon, ob je Richtung zwei oder drei Leuchten installiert sind, bei etwa 145 beziehungsweise 215 Euro liegen. In der Diskussion im Ausschuss gab es auch Kritiker, die sagten, dass Heimatgefühl auch anders auszudrücken sei, gebe es in Kirchhellen doch ganz andere Zeichen dafür wie „Trecker und Schützenbrüder“ (Stand Februar 2019).

Bürgermeister hatte rechtliche Bedenken gegen die Anschaffung

Eigentlich sollten längst zwei Bergmannsampeln im ehemaligen Bergbau-Stadtteil Hervest in Betrieb gegangen sein. Doch die Stadt hat rechtliche Bedenken. Bereits Mitte 2019 bewilligte die Hervest-Konferenz die Bergmannsampeln und überwies auch der Stadt das Geld für die Schablonen. Doch es tat sich nichts. Das kritisierte die Hervest-Konferenz im September 2020. Jeweils 500 Euro kosten die „Masken“, die auf die beiden im städtischen Besitz befindlichen Hervester Ampeln an der Glück-Auf-Straße/Ecke Josefstraße sowie Glück-Auf-Straße/Ellerbruchstraße montiert werden und die an die Geschichte des Bergbaus erinnern sollten. Dass sie nach so langer Vorlaufzeit immer noch nicht angeschafft worden sind, begründete Bürgermeister Tobias Stockhoff  mit rechtlichen Bedenken. Die Stadt habe von ministeriellen Behörden nämlich den Hinweis bekommen, dass die Ampeln rechtswidrig seien. Denn ein Bergmann sei als Ampelmotiv offiziell nicht zugelassen, deshalb ist zum Beispiel bei einem möglichen Unfall die Haftungsfrage nicht eindeutig geklärt. Tobias Stockhoff kündigte auf der Stadtteilkonferenz an, dass die Stadt die bereits gezahlten finanziellen Eigenanteile an die Hervester SPD- und CDU-Ortsgruppen zurückerstatten werde


Quellen: DZ vom 20. Nov. 2018, vom 31. Jan. 2019. – Mediengruppe Funke (Aufruf Hänig 2019). – Homepage von Kathrin Hänig (Aufruf 2019). 

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