Als Arzt behandelte er Juden und trat sogar straflos aus der SS aus
1902 in Dorsten bis 1994 ebenda; Arzt. – Kein Arzt vor ihm und nach ihm ist in Dorsten so bekannt geworden wie er. Über 50 Jahre lang sorgte er sich um die Gesundheit der Dorstener, seiner Patienten. Es gab kaum eine Familie in der Altstadt, deren Hausarzt Dr. Josef Bergmann nicht war. Dass er sich der Stadt Dorsten so eng verbunden fühlte, geht zurück bis in die Schulzeit. Josef Bergmann machte sein Abitur 1922 am Gymnasium Petrinum. Nach dem Studium arbeitete er an mehreren Krankenhäusern als Assistenzarzt, zuletzt am Elisabeth-Krankenhaus in Dorsten. Hier eröffnete er 1933 eine eigene Praxis, die er bis 1977 am Westwall 27 unterhielt. Dann ging er nach fast 50-jähriger Tätigkeit in den Ruhestand. In all den Jahren hatte sich ein besonders enges Vertrauensverhältnis zwischen ihm, dem „Hausarzt alter Schule“, und den zahlreichen Patienten entwickelt, die er von Generation zu Generation betreute. In nationalsozialistischer Zeit, als andere Ärzte sich dem Druck beugten, und ihre jüdischen Patienten nicht mehr behandelten, war sein Auto stets auch vor Häusern der Juden zu sehen, denen er wider aller Pressionen treu blieb. Dabei war Dr. Bergmann – wie so viele andere – dem Nationalsozialismus anfangs gar nicht mal abgeneigt. Nachdem ihm 1933 versichert wurde, dass die NSDAP auf dem „Boden des positiven Christentums“ stünde, trat er in die SS – Abschnitt XVII – ein und wurde SS-Arzt, ohne aber seine jüdischen Patienten aufzugeben. Er, der SS-Mann, beriet sie auch auf der Straße, was den Partei- und SS-Oberen nicht verborgen blieb. Im Hotel Koop am Markt, wo er oft zu Mittag aß, und die Gaststätte das Stammlokal der Dorstener Nationalsozialisten war, wurde er von örtlichen Partei- und SS-Größen bedroht, beleidigt und beschimpft. Dr. Bergmann war niemals ein überzeugter Nationalsozialist. Als er sah, wie die Nazis mit den Juden umgingen, trat er am 2. Juli 1937 aus der SS aus. Für die damalige Zeit war dies ein gewagter Schritt. – Dr. Josef Bergmann starb geachtet und geschätzt 1994. Seinen Einsatz für jüdische Bürger in der dunkelsten Zeit auch der Dorstener Geschichte, ist lange Zeit von diversen Institutionen nicht öffentlich wahrgenommen worden.