Der traditionelle Bergmannsgruß und seine Schreibweisen
In weiten Kreisen der Bevölkerung Dorstens, vor allem in den ehemaligen Bergbau-Stadtteilen Holsterhausen und Hervest gehörte der Bergmannsgruß „Glück auf“ zum Alltag. Heute nicht mehr, denn es gibt keinen Bergbau mehr und somit Bergleute, die einfahren und sich so grüßen. Somit ist auch das „Glück auf!“ verhallt. Doch wie schreibt man diesen Gruß eigentlich? Sieht man im fünfbändigen Brockhaus nach, findet man den Bergmannsgruß gar nicht. Lediglich eine Beschreibung des Wortes Glück: „Ein seelisch gehobener Zustand, der sich aus der Erfüllung der Wunsch ergibt, die dem Menschen wesentlich sind…“ Kein Hinweis auf den Bergmannsgruß „Glück auf!“
Bergleute wünschten sich, dass sie nach dem Einfahren in die Grube wieder gesund und lebendig zur Ausfahrt, also nach oben kommen. Im einbändigen Meyers Lexikon von1920 steht zumindest der Begriff „Glück auf!“ als Bergmannsgruß erklärt, das Wort Glück aber als eine „vollkommene innere Befriedigung“ beim „Besitz von Gütern“. Der Duden legt sich nicht fest: Als Zustand steht da „Glückauf“, als Bergmannsgruß „Glück auf!“ Die Schreibweise des Bergmannsgrußes ist so verschieden, wie man es nur schreiben kann. Selbst auf Fotos der Zeche „Glückauf“ in Dortmund sieht man, wie der Zechenname an den Gebäuden unterschiedlich in Stein gemeißelt ist.
Eine noch unterschiedlichere Schreibweise findet man auf den Glückauf-Straßenschildern in rund 70 Städten Deutschlands, wofür meist die Stadtverwaltungen verantwortlich sind. In Dorsten schreibt sich die Straße „Glück-Auf-Straße“; gleich hinter einem Straßenschild steht ein Kiosk mit dem Schild „Glück auf“-Grill (siehe Foto). Auch wenn es sich nur um einen Bindestrich handelt, so beschreibt ein Bestattungsunternehmer die Straße in seiner Homepage wieder anders: „Glück-Auf Straße“. In Bottrop wie in 25 anderen Städten heißt es zusammengeschrieben „Glückaufstraße“. „Glück-auf-Straße“ steht in Sangershausen auf dem Schild, in Grafenhainichen, wo immer das liegt, „Glück auf Straße“ ohne Bindestriche und in Siegen heißt es „Glückauf-Straße“. In Berlin-Marzahn gibt es auch eine Glückauf-Straße. Allerdings hat die mit dem Bergbau nichts zu tun. Denn dem Wort Glückauf ist mit Bindestrich ein Erich vorgesetzt. Das Glückauf sollte nun aber nicht dem Erich Honecker Glückauf wünschen, sondern damit ist der kommunistische DDR- und SED-Politiker Erich Glückauf gemeint (1903 in Witten – 1972 in Berlin), dem zu Ehren die DDR die Straße benannte.
Der echte Bergmannsgruß ist seit dem 17. Jahrhundert üblich, entstand in erzgebirgischen Raum und bediente sich der älteren Grußformel „Glück zu!“ – Na ja, wollen wir die Flieger nicht vergessen, die offensichtlich nicht glücklich auffliegen wollen, sondern glücklich landen. Daher grüßen sie sich mit „Glück ab!“