Afrikafreunde Wulfen

Hilfe für Familien, Schulen, Landwirtschaft in Muona / Malawi

Peter Brzezinski, Bernhard Heming, Günter Hessing, Richard Vadder,  Hannes Schürmann (v. l.)

Aus der Verbindung der Wulfener Matthäus-Kirchengemeinde, die besondere Verbindungen zu Hilfsprojekten in Malawi unterhält, entstanden im Oktober 2006 die „Afrikafreunde Wulfen“, eine Gruppe von fünf von Afrika begeisterten Männern. Das waren Hannes Schürmann, Peter Brzetinski, Bernhard Heming, Günter Hessing und Richard Vadder. Sie besuchten 2006 die Missionsstation im Süden von Malawi. Seither engagieren sich die Afrikafreunde (2023: 52 Mitglieder)  u. a. für verschiedene Projekte in Muona. Dazu zählen u. a. Bildungsprojekte, Schulneubauten und Brunnenbau. Mit dem Zusatz „The Big Five“ im Logo der Wulfener Afrikafreunde sind hier nicht die fünf großen Wildtiere Afrikas gemeint, sondern die Wulfener, welche diese Bezeichnung von den örtlichen Kontaktpartnern und dem Präsidenten der Muona-Stiftung, William Allan, bekommen haben. Die Muona-Foundation ist eine nichtstaatliche Organisation, die nach dem Besuch der Wulfener im Jahr 2006  gegründet wurde. Muona befindet sich im Nsanje Distrikt, dem südlichsten Bezirk Malawis. Die meisten Menschen in dieser Region leben von der Landwirtschaft als Selbstversorger, die gerade genug Nahrung für die eigene Familie anbauen können. Andere verdienen ihren Lebensunterhalt durch Fischfang am Ufer des Shire Flusses. Die Muona-Stiftung wurde gegründet, um das Leben der Menschen nachhaltig zu verbessern.

Dank vieler Spenden konnten bislang viele Projekte unterstützt werden

Die Wulfener kümmern sich um Schulmöbel für die Fatima Jungenschule in Muona. Ziel ist es, eine Klassenraumausstattung mit Schultischen und Bänken für etwa 100 Schüler für die Jungenschule anzuschaffen (Foto: Wulfener besichtigen removiertes Klassenzimmer). Mit Spenden konnten drei Klassenräume komplett mit Schulmöbeln, neuen Schultafeln und neuem Anstrich ausgestattet werden. Niederländer und Schotten haben nach den Wulfenern das Projekt fortgeführt, so dass alle zehn Schulklassen renoviert und mit neuen Schulmöbeln ausgestattet werden konnten. Unterstützt wurde der Bau eines  Ausbildungszentrums für Frauen und Männer, vor allem für Schulabbrecher, damit diese eine „Technische Ausbildung“ erhalten. Dann wurden die Klassenräume einer Gemeinschafts-Sekundarschule in Muona renoviert und ausgestattet. Schüler, die sich nach der achtjährigen Grundschulzeit den Besuch einer weiterführenden Schule finanziell nicht leisten konnten, wurden finanziell unterstützt.

Eine große Überschwemmung richtete große Schäden an

Im Januar/Februar 2015 wurde Muona von einer großen Überschwemmung heimgesucht. Komplette Dörfer wurden von den Fluten weggeschwemmt. An höher gelegenen Stellen erfolgte der Wiederaufbau (Foto). Mit Wulfener Spenden konnte auch eine Schule, ein sogenannter Zweiklassen-Zimmerblock gebaut werden. Nach dieser verheerenden Flutkatastrophe litt Malawi ein Jahr darauf an einer extremen Dürre. Die Folge war eine Hungersnot. Malawis Präsident hatte den Notstand ausgerufen. Als Soforthilfe wurden für den Kauf von Lebensmitteln Wulfener Spendengelder an die Muona-Foundation überwiesen. Nach der Dürre wurden Bauern beim Bau von Brunnen und Tretpumpen finanziell unterstützt.

Alle Familien sollen zumindest eine Ziege halten

In ländlichen Gebieten leben die Menschen von weniger als 1 US-Dollar am Tag. Um diese Armut zu lindern, wurden an 20 Familien in zwei Dörfern Ziegen übergeben. Sobald es junge Ziegen gibt, werden diese an andere Familien weitergegeben, bis alle Familien im Dorf eine Ziege haben. Ziegen vermehren sich halbjährlich, liefern Milch für die Ernährung, helfen den Garten zu düngen und mit steigender Zahl können einige verkauft werden. Mit dem Geld können Eltern dann Schulgeld für ihre Kinder finanzieren sowie Essen und Kleidung kaufen.

Biogasanlagen werden von den Wulfenern gefördert

Das jüngste Projekt der Afrikafreunde Wulfen ist der Bau von Biogasanlagen in Muona. Dort leben etwa 50.000 Menschen. Die meisten leben als Selbstversorger von der Landwirtschaft. Fast 99,9 Prozent der Menschen verwenden seit Menschengedenken Holz oder Holzkohle als günstigste Energie zum Kochen. Strom ist viel zu teuer und meistens nicht verfügbar. Durch hohes Bevölkerungswachstum in den letzten Jahrzehnten ist die Nachfrage nach Brennholz und Holzkohle deutlich gestiegen. Diese Eingriffe in den Baumbestand sind zum Teil auch für den Klimawandel verantwortlich. Niederschläge werden immer weniger- und unvorhersehbarer. Es wird deshalb von Jahr zu Jahr schwieriger, sich mit Lebensmitteln zu versorgen. Fast alle Berghänge, wo früher Bäume standen, sind entweder kahl oder werden trotz hohem Risiko von Bodenerosionen kultiviert. Anstrengungen zur Aufforstung werden häufig durch heißes und extremes Wetter mit Temperaturen bis zu 45 Grad erschwert. In wenig entwickelten Ländern hat sich Biogas als eine alternative Energiequelle zum Kochen erwiesen. Die Zahl der Menschen, die mit Holz und Holzkohle kochen, würde sich reduzieren. In Muona stehen die Chancen gut, Biogas mit Viehdung zu produzieren, da große Viehherden zur Verfügung stehen. In anderen Gebieten von Malawi wurden bereits Biogasanlagen erfolgreich installiert. Die Muona-Stiftung plant 20 Gemeindemitglieder für die Einführung und Nutzung von Biogas auf Haushaltsebene auszubilden. Die Projektumsetzung erfolgt sobald ausreichende finanzielle Mittel zur Verfügung stehen. Für den Bau einer zwei Kubikmeter großen Biogasanlage werden rund 3000 Euro benötigt.

Zum Wulfener Afrikatag kamen auch Ehrengäste aus Malawi

Im Mai 2019 veranstalteten die Wulfener Afrikafreunde einen Afrikatag. Nach Abzug aller Kosten belief sich der Erlös dieses ersten Afrikatages in Wulfen auf 5.850 Euro. Dieses Geld wird für Hilfsprojekte, u. a. auch für  ein Biogasprojekt in Malawi, verwendet. Zahlreiche Besucher aus nah und fern kamen auf das Gelände am Rhönweg. Auch zwei Ehrengäste aus Malawi waren extra angereist: Pater William Allan und seinen Sohn Martin. Zum Programm des Afrikatags zählten unter anderem auch Trommel-Workshops, Haare-Flechten, eine Ausstellung über den Dorffotografen Theodor Hansen, unter anderem mit afrikanischen Fotoaufnahmen aus Namibia zwischen 1914 und 1919, sowie ein Verkaufsstand mit afrikanischen Waren und Schminkangeboten. Aber auch kulinarisch hatte der Afrikatag einiges zu bieten. Unter anderem wurden stilecht afrikanische Boreworst, afrikanischer Wein, Windhoek-Lagerbier und das Cider-Getränk „Savannah Dry“ angeboten.

Im Oktober/November 2019 waren vier Paare der Afrikafreunde in Botswana/Afrika unterwegs. Das Bild zeigt die Gruppe im Tuli Game Reserve im Serolo Safari Camp. Bei teilweise bis zu 40 Grad lernen sie Land und Leute kennen und erleben so die dortigen Verhältnisse.  Von links: Ritschi Vadder, Petra Vadder, Nase Heming, Marijana Heming, Hannes Schürmann, Doris Schürmann, Annette Lage und Günter Hessing.

2000 Euro Spendengelder sind in Malawi gut angelegt

Die Afrikafreunde Wulfen hatten 2000 Euro als Soforthilfe zur Bekämpfung von Corona den Menschen in Malawi zur Verfügung gestellt. Das Geld wurde sinnvoll angelegt. In dem isolierten, weit abgelegenen Dorf, hatten die Menschen noch nie etwas über das Coronavirus gehört. Entsprechend begierig waren die Fischer, möglichst viel darüber zu erfahren. Nach der Gesundheitsaufklärung mit Vortrag und praktischer Händewaschung wurden die Vorräte zur Verwaltung an den Dorfvorsteher übergeben, welcher auch gehalten ist, die Praxis des Händewaschens im Dorf durchzusetzen.

Eine Ziege als Starthilfe für Familien in vier malawischen Dörfern

Bei einem neuen Hilfsprojekt der „Afrikafreunde Wulfen“ geht es um Hilfe für die Bewohner der Dörfer Alufazema, Mchacha 58, Ng’ombe und Gugumia am Steilhang des Thyolo-Bergmassivs. Unter anderem geht es um ein Ziegenprojekt, das von der Muona-Foundation, dem langjährigen Partner der Wulfener in Muona initiiert und überwacht wird. Die dortige flächengroße Abholzung der Wälder hatte Bodenerosionen zur Folge. Weitere Anpflanzungen, wie Mais und andere Nahrungsmittel, werden erschwert, Überschwemmungen und Dürren nehmen zu, die Lebensbedingungen verschlimmern sich von Jahr zu Jahr. Noch vor 20 Jahren verdienten die meisten Menschen ihren Lebensunterhalt mit dem Verkauf von Bananen, Avocados und Ananas in den Städten. Dieses Geschäft kam zum Erliegen, nachdem mehrere Hektar Bananenplantagen von der Bananensackkrankheit befallen wurden und die anhaltende Trockenheit viele Bananenstauden, Ananaspflanzen und Avocado Bäume verdorren ließ. In den vier Dörfern, deren Bewohner in 2800 Haushalte mit durchschnittlich sechs Familienmitgliedern pro Haushalt, geholfen wird, bedürftige Haushalte eine Ziege erhalten. Sobald diese Ziegen Nachwuchs haben, sollen die nächsten bedürftigen Haushalte eine Ziege bekommen, bis alle ausgewählten Haushalte eine Ziege als Einkommensquelle besitzen. Ziegen seien besonders pflegeleicht und anpassungsfähig im Vergleich zu vielen anderen Nutztieren, so die Afrikafreunde Wulfen, und fänden auch unter schwierigen Bedingungen noch Nahrung. Das mache sie zu einem idealen Haustier für Menschen in ressourcenknappen Entwicklungsländern. Eine Ziege liefere Nahrung, Dünger und Nachwuchs, der auf dem Markt verkauft werden könne. Die Kosten für eine Ziege einschließlich Transporte nebst Tierarztkosten mit Medikamenten, Betreuung und Projektüberwachung belaufen sich auf 80 Euro. Das Geld soll durch Spenden und Ziegenpatenschaften eingenommen werden.

2023: Volksbank übergab Afrikafreunden 17.875 Euro für Brunnenprojekt

Bei der Mitgliederversammlung der Afrikafreunde Wulfen in der Wittenbrink-Klause im August 2023 erläuterte Vorsitzender Ritschi Vadder das Brunnenbauprojekt „Vereint für Muona“. In Muona sind viele Menschen nicht nur von Hunger bedroht, sondern haben auch große Schwierigkeiten, an gutes Trinkwasser zu kommen. Mit jedem gezeichneten Zertifikat wird seitens der Vereinten Volksbank und der DZ Bank ein bestimmter Betrag für das Brunnenprojekt in Malawi an die Afrikafreunde Wulfen gezahlt. Geld anlegen und Gutes tun, das war die Idee der Neuauflage eines Zertifikats seitens der Vereinten Volksbank Dorsten und der DZ Bank Frankfurt. Das Zertifikat ist Teil des Aktionsjahrs Nachhaltigkeit der Volksbank, in dem es aktuell um das Thema „Sauberes Wasser“ sowie um „Partnerschaften, um Nachhaltigkeitsziele zu erreichen“ geht. 17.875 Euro konnten so dem Verein übergeben werden.

Vorstandmitglieder reisten nach Malawi und verteilten Spenden in Muona

Ende 2023 reisten die Vorstandsmitglieder der Wulfener Afrikafreunde, Günter Hessing und Ritschi Vadder, mit ihren Frauen auf eigene Kosten nach Malawi, um sich ein Bild über die verschiedenen Projekte zu machen, die mit Wulfener Spendengelder unterstützt wurden. Angeführt von William Allan, dem Präsidenten des Malawischen Partnervereins Muona-Foundation, besuchten die Wulfener verschiedene Projekte in der Muona-Region, unter anderem die Fatima Jungenschule, vier neu gebohrte Trinkwasserbrunnen sowie das „Mlolo Community Skills Development Centre“, wo junge Menschen handwerklich zum Beispiel zu Maurern, Elektrikern oder Schreinern ausgebildet werden.
Die Wulfener Afrikafreunde übergaben mitgebrachte Babysachen und Kinderkleidung an bedürftige Mütter im Trinity Hospital. Auch von Blau-Weiß-Wulfen gespendete Sportbekleidung wurde an notleidende Kinder und Jugendliche übergeben. Während der Zeit in Muona übernachteten die Wulfener im sogenannten EU-Haus, in dem es tagelang keinen Strom oder fließendes Wasser gab. „Die Körperpflege kam dabei jedoch nicht zu kurz. Mit bereitgestellten Wasserkübeln, Schöpfkellen und Taschenlampen konnte gewaschen, geduscht und die Toilette benutzt werden. Ungewohnt war die Hitze mit Temperaturen zwischen 36 und 43 Grad. Versorgt wurden wir von den örtlichen Vorsehungsschwestern. Es waren einfache Mahlzeiten, aber es hat an nichts gefehlt, es ging familiär zu“, so Ritschi Vadder in der „Dorstener Zeitung“.
Nach sieben Jahren, in denen man sich nicht persönlich treffen konnte, standen unzählige Gespräche an. Schwerpunkt war die künftige Projektausrichtung. Ein Thema war unter anderem die staatliche Jungenschule, die mit über 900 Schülern aus allen Nähten platzt. Teilweise muss der Unterricht aus Platzmangel draußen stattfinden. Hier plant man, zwei neue Schulgebäude mit jeweils zwei Klassenräumen zu bauen. Auch denkt man über Energie beziehungsweise über die Anschaffung von Solarpaneelen nach.

Siehe auch: abc-Gesellschaft


Quellen: Homepage der Afrikafreunde Wulfen, Aufruf 2019. – Guido Bludau in DZ vom 15. Sept. 2021. – DZ vom 5. Jan. 2024

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