Afrikanische Schweinepest

Schweinefleisch: Herbe Verluste auch für Dorstener Schweinehalter

Erstmals trat im September 2020 in Deutschland die Afrikanische Schweinepest (ASP) auf. Nach dem Auftauchen der für Menschen ungefährlichen Afrikanischen Schweinepest (ASP) in Brandenburg – erstmal in Deutschland – ist die Zahl der bestätigten Fälle mit Stand vom 25. September 2020 auf 34 angestiegen. Die betroffenen Landkreise Spree-Neiße, Oder-Spree und Dahme-Spreewald haben nun mit dem Landeskrisenzentrum Tierseuchenbekämpfung um das gefährdete Gebiet herum eine Pufferzone mit einer Fläche von rund 2.300 Quadratkilometern eingerichtet. Die Pufferzone gilt als seuchenfrei. Die drei Landkreise haben ihre Tierseuchenallgemeinverfügungen entsprechend angepasst. Der Deutsche Jagdverband wies darauf hin, dass das Virus durch menschlichen Einfluss Sprünge von bis zu 1000 Kilometern gemacht habe. Auch ein infiziertes Wurstbrot sei schon als Ausbruchsquelle identifiziert worden. „Wenn ein krankes Wildschwein geschlachtet wird und daraus Wurst oder Schinken gemacht wird, dann hält sich das Virus darin noch 100 Tage“, sagte Verbandssprecher Torsten Reinwald. Deshalb sei es besonders wichtig, dass infizierte Wildschweine verbrannt würden, damit das Virus sich nicht ausbreiten könne.

Dorstener Schweinehalter: Wöchentlicher Verlust liegt bei 10.000 Euro

Für Hausschweinehalter ist das Aufkommen der Schweinepest ein herber wirtschaftlicher Schlag. Denn der Export von Schweinefleisch ist durch die Seuche eingeschränkt. Deutschland ist der größte Produzent von Schweinefleisch in Europa. Ein beachtlicher Teil der Exporte ging bisher nach China. Die Volksrepublik China und Südkorea haben nun ein Importverbot für deutsches Schweinefleisch verhängt. Laut statistischem Landesamt gibt es in Dorsten 77.899 Schweine, darunter 41.644 Ferkel in 32 Haltungen, 7160 Zuchtsauen in 24 Betrieben und 29.095 „andere Schweine“ in 63 Betrieben (Stand 23. Juni.2020). Ein Schweinehalter aus Dorsten beklagt gegenüber der Dorstener Zeitung, dass die Preise für Schlachttiere „ins Bodenlose“ stürzten. Anstatt 60 Euro, die ein Schweinehalter für ein deckendes Ferkel, bekommen müsste, würden aufgrund der Marktlage gerade noch 27 Euro bezahlt. Der Schweinehalter verliert, so sagt er, zurzeit 10.000 Euro pro Woche. Schweinehalter erwarten einen weiteren Preisverfall, zu dem auch schon die Corona-Krise und die Vorfällen in den Tönnies-Schlachthöfen beigetragen hatten. Allein dadurch sei bereits das Kilo Schweinefleisch um 40 Cent auf 1,47 Euro gesunken.

Wildschweine erlegen wäre gegen jegliche Jagd-Ethik

Würde im Kreis Recklinghausen die Afrikanische Schweinepest (ASP) ausbrechen, müssten die Jäger alle Wildschweine in der gefährdeten Zone erlegen – auch die Muttertiere. Die Afrikanische Schweinepest, die bei Wild- und Hausschweinen innerhalb weniger Tage zum Tode führt, ist auf deutschem Boden mittlerweile in Brandenburg und Sachsen aufgetreten. Verbreitet wird das äußerst robuste Virus nicht nur durch die Tiere, sondern auch durch den Menschen. Fernfahrer aus Osteuropa können es zum Beispiel mit infizierten Lebensmitteln transportieren. Ein weggeworfenes Salamibrot an einer Raststätte reicht aus, um ein nahrungssuchendes Wildschwein zu infizieren. So kann die ASP Sprünge von Hunderten von Kilometern machen. Für den Menschen ist die Afrikanische Schweinepest nicht gefährlich. Selbst der Verzehr infizierten Schweinefleisches birgt kein gesundheitliches Risiko für sie. Für Haus- und Wildschweine ist der Erreger jedoch in den meisten Fällen tödlich. ASP-Viren sind robust sowie tückisch und können in Schinken 60 Tage überleben, in markhaltigen Knochen Monate und in gefrorenem Schweinefleisch Jahre. Einen Impfstoff gegen die ASP gibt es noch nicht. Experten rechnen frühestens in fünf Jahren damit.

2006 wurden u. a. im Kreis Borken 92.000 Schweine gekeult

Bundesweit wütete die Klassische Schweinepest zuletzt Mitte der neunziger Jahre, seither gab es immer wieder vereinzelte Fälle. Bei der Schweinepest 1997 in den Niederlanden wurden mehr als zwölf Millionen Schweine getötet. Am 1. März 2006 ergab ein Test bei der Untersuchung auf Schweinepest erstmals seit den neunziger Jahren kein eindeutig negatives Ergebnis in einem Mastbetrieb in Haltern. Weitere Untersuchungen erhärteten den Verdacht auf Schweinepest. Im März 2006 wurde der Ausbruch der Klassischen Schweinepest (KSP) offiziell bestätigt, in dessen Verlauf nach Ausbreitung auf weiteren Höfen, unter anderem im Kreis Borken, auf Anordnung der EU mehr als 92.000 Schweine gekeult wurden. In der Ausgabe der Rhein-Zeitung vom 10. Februar 2009 wurde berichtet, dass der erste Schweinepestfall bei einem Wildschwein rechts des Rheins in Rheinland-Pfalz aufgetreten war. Durch Laboruntersuchungen wurde festgestellt, dass es sich um den ESP-Virus (Europäischer Schweinepest-Virus) entdeckt.

  • Zur Sache:  Die Afrikanische Schweinepest (ASP) ist eine Virusinfektion, die ursprünglich in Afrika beheimatet ist. Sie ist der Klassischen oder Europäischen Schweinepest (KSP) in Symptomen und Verlauf sehr ähnlich, spielt jedoch vorwiegend in Afrika, auf der iberischen Halbinsel und Sardinien eine Rolle. Trotz der ähnlichen Symptome sind ASP- und KSP-Erreger nicht verwandt. Durch Verschleppung im Reiseverkehr kam es in der Vergangenheit aber auch in anderen Gebieten zu Ausbrüchen, u. a. in Belgien, Brasilien, China, Dominikanische Republik, Frankreich, Haiti, Italien, Kuba, Malta, Niederlande, Portugal und Spanien. In Deutschland trat die Krankheit zum ersten Mal im September 2020 auf. 2014 gab es die Seuche in östlichen Mitgliedsländern der EU. Die Afrikanische Schweinepest gilt als gefährliche Seuche; sie ist anzeigepflichtig.
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