Zechenbahn-Brücke

Wegen Sicherheitsbedenken im August 2014 gesperrt - Neueröffnung wann?

Baufällig und seit Ende 2014; Foto: Wolf Stegemann

Baufällig und seit Ende 2014 gesperrt; Foto: Wolf Stegemann

Im September 2014 wurde die 1930 gebaute Brücke der ehemaligen Zechenbahn in Hervest-Dorsten, die nur noch von Fußgängern und Radfahrer benutzt wurde, wegen Sicherheitsprobleme gesperrt. Die Sperrung wird voraussichtlich ein Jahr dauern. Die Ruhrkohle AG (RAG) wollte als Eigentümerin die Verantwortung nicht mehr übernehmen, so dass die Stadt ordnungsbehördlich handeln musste. Nach fast 85-jährigem Bestehen waren einige Stellen der Brücke morsch geworden, zudem entspricht die Höhe des Geländers nicht mehr den aktuellen Sicherheitsvorschriften. Nach ersten Schätzungen wird die Sanierung und Modernisierung der Brücke rund 600.000 Euro kosten. Sie ist eine wichtige Verbindungsstrecke innerhalb der Stadt Dorsten. Informationsstand bei Sperrung der Brücke war, dass die RAG bereit wäre, das marode Bauwerk der Stadt kostenlos zu überlassen und die Abbruchkosten in Höhe von 320.000 Euro draufzugeben. Allerdings hat die Stadt kein Geld für den Neubau der Brücke und trat daher in Verhandlungen mit der Rheinisch-Westfälischen Wasserwerksgesellschaft (RWW) und des Rheinisch-Westfälischen Elektrizitätswerk (RWE), da deren Versorgungsleitungen über die Brücke laufen. Anfang 2015 einigten sich die beiden Versorgungsunternehmen, sich an den Sanierungskosten mit insgesamt 150.000 Euro zu beteiligen.
Inzwischen sind die Eigentumsrechte geklärt, die Brücke ist in städtischen Besitz übergegangen. Auch die o. g. Finanzierung Euro steht: Verwendet werden dafür die zunächst vorgesehenen Abrisskosten, Beiträge von Versorgungsunternehmen, die die Brücke für Leitungen nutzen, und Landeszuschüsse.

Kompliziertes Verfahren: Brücke soll Ende 2017 wieder offen sein

Gegenüber der „Dorstener Zeitung“ gab die städtische Pressesprecherin ihrer Hoffnung Ausdruck: „Wir haben große Hoffnung, dass Radfahrer und Fußgänger Ende 2017 dort wieder die Lippe überqueren können.“ Nach einem längeren bürokratischen Überlassungsverfahren ist inzwischen die Stadt Dorsten als neue Besitzerin der Brücke in die Bresche gesprungen. Mit der Umbauplanung ist nach Angaben der Stadt ein Ingenieurbüro beauftragt worden, das im Herbst 2016 ihre Arbeit aufgenommen hat. Für Planung und Bauzeit kalkuliert die Stadt mindestens ein Jahr ein. „Inklusive Grundstück und Versorgungsleitungen haben wir es hier immerhin mit mehreren Eigentümern zu tun“, so die Pressesprecherin der Stadt. Mit dem Umbau kommen weitere Herausforderungen auf die Fachleute zu, denn die Brücke führt durch ein geschütztes Flora-Fauna-Habitat (FFH-Gebiet). Die dort geltenden Bestimmungen müssen bei allen Arbeiten berücksichtigt werden. Die ehemalige Zechenbahnbrücke ist für große Tonnagen ausgelegt. Auch wenn künftig im wesentlichen Rad- und Fußgänger diese Brücke nutzen, muss die Statik des Gesamtbauwerkes stimmen.

Sanierung der Brücke lässt auf sich warten – nun schon Jahre

Die Stadtverwaltung suchte im April 2017, drei Jahre nach der Sperrung, immer noch eine tragfähige Lösung für die marode Brücke. Bei den von ihr errechneten Sanierungskosten in Höhe von 400.000 Euro, für die bereits Förderanträge genehmigt sind, hat sich das Bauamt verrechnet. Denn jetzt schätzt sie die Kosten auf 100.000 Euro. Überlegungen sind im Gang, abstelle der ehemaligen Zechenbahnbrücke eine kostengünstigere moderne Aluminiumbrücke neu zu bauen, damit die Hervester dort wieder auf kurzem Weg nach Dorsten kommen. können. Stadtbaurat Holger Lohse teilte den Hervestern in einer Stadtteil-Konferenz im April 2017 mit, dass die Brücke im Mai erst einmal eingerüstet werde.

Neuer Zeitplan: Eröffnung im Oktober 2018 in Aussicht gestellt

Offensichtlich ist die Sanierung der Zechenbrücke mittlerweile eine einendliche Geschichte. Immer wieder werden im Rathaus Fertigstellungstermine genannt und im gleichen Rhythmus wieder verschoben Das geht nun schon seit 2014 so. Im Jahr 2017 hieß es, dass die Zechenbrücke 2018 wieder freigegeben werden könnte – vorausgesetzt, es finden sich Ingenieure und Arbeiter, die die Brücke sanieren. Immerhin soll es jetzt schon einen mit einem Ingenieurbüro abgestimmten Sanierungsplan geben. Das Vergabeverfahren für die ersten Arbeiten läuft bereits und man weiß in der Stadtverwaltung auch, was als erstes zu tun ist: „Als erstes wird ein Arbeits- und Schutzgerüst unter der Brücke hergestellt, dann erfolgt der Rückbau der alten noch vorhandenen Gleisanlage und des Geländers…“ Wenn es dann auch noch zur Sanierung kommt, stellte die Stadtverwaltung eine Wiedereröffnung der seit 2014 brach liegenden Brücke für Ende Oktober 2018 in Aussicht. Es blieb bei er Aussicht. Jetzt zieht es sich erneut hin. Die Brücke soll nun am 14. September  2019 eingeweiht werden. Bis dahin, so hoffen die Beteiligten, wird sie auch wieder begehbar sein.

Zerstörerische Kräfte am Werk treiben die Kosten in die Höhe

Seit Baubeginn im Juni 2018 sind an der Brücke Diebe und Zerstörer am Werk. Darüber beklagte sich die Baufirma bei der Stadt Dorsten. Die ehemalige Zechenbrücke wird als Querungshilfe zwischen den Stadtteilen hergerichtet. Die Gleise und Bohlen der ehemaligen werden entfernt, der angebaute Steg für Fußgänger und Radfahrer demontiert, der Brückenkörper eingehaust, entrostet und neu gestrichen. Die Bauarbeiten sind kostspielig und verschlingen einen mittleren sechsstelligen Betrag. Diebstahl und Vandalismus treiben die Kosten in die Höhe.

Keine Geschichtstafel – aber dafür eine kleine Informationstafel

Die blau-grün gestrichene sanierte Zechenbahnbrücke verbindet nach langer Sperrung seit gut zwei Jahren wieder die Ortsteile Feldmark und Hervest. Gerne hätten Bürger an diesem nun als Geh- und Radweg über die Lippe führenden Bauwerk eine offizielle Dorstener Geschichtsstation installiert, die an die Historie der Zechenbahn erinnert. Doch eine solche wird es nicht geben, da es aus der Zeit, in der die Zechenbahn von 1930 bis 2001 Kohle von der Zeche zum Kanalhafen transportiert worden war, zu wenig konkrete Ereignisse und Jahreszahlen gibt, um sie in die Riege der rund 45 Geschichtsstationen aufgenommen zu werden. Doch es soll dennoch eine Informationstafel über das frühere Wirken der Zechenbahn angebracht werden. Finanzieren ließe sie sich dies aus Mitteln der jeweiligen Stadtteil-Bürgerbudgets.

Brückenfest auf beiden Seiten der Lippebrücke – Infotafeln angebracht

Der Verein für Bergbau-, Industrie- und Sozialgeschichte veranstaltete Anfang September 2022 ein Brückenfest an der Lippebrücke anlässlich des Anbringens von Standpunkttafeln. Die Schienen sind schon weg, längst gehört die ganze Lippebrücke in Hervest den Fußgängern und Radfahrern. Mit Einstellung der Förderung (2001) auf Fürst Leopold hatte die Brücke ihre Funktion in der Verbindung von Zeche und Kohlenhafen verloren. Erst mehr als zehn Jahre später machte sich die Stadtverwaltung daran, sich mit der Zukunft der Brücke zu beschäftigen. Zu spät, um die Sanierung der Brücke noch in das Projekt Soziale Stadt Hervest einbinden zu können, aus dem der Umbau der Bahntrasse durch die teilweise denkmalgeschützte Kolonie Fürst Leopold finanziert wurde. Und so endete der neue, teilweise als Spielstraße genutzte Fuß- und Radweg auf dem Lippedeich vor der Brücke. Beim Brückenfest trafen sich Hervester und Feldmärker, um mit einem Fest auf beiden Seiten der Lippe Standpunkttafeln zu enthüllen, die über die Geschichte der Zechenbahn und des Zechenhafens informieren. Für das leibliche Wohl der Besucher war gesorgt. Für Kinder gab es ein kleines Spielprogramm.

Unbekannte beschmierten die kurz zuvor sanierte Zechenbahnbrücke

Unbekannte Graffiti-Schmierer hatten Mitte Oktober 2022 an der gesamten Zechenbahnbrückte durch zahlreiche Schmierereien und Graffiti erhebliche Schäden angerichtet. Auch eine frisch angebrachte Infotafel ist verunstaltet. Die Dorstener Stadtverwaltung ist entsetzt, dass die sanierte und von Stadtteil-Akteuren in Hervest und der Feldmark betreute Zechenbahnbrücke in der Vandalismus-Aktion derart massiv mit zahlreichen Graffiti in Mitleidenschaft gezogen wurde. Zu lesen sind und anderem die Tags „PMT“, „DOOM“ sowie einige unleserliche Krakeleien. Die Stadt Dorsten setzte für Hinweise, die zur Ergreifung und Verurteilung der Täter führen, eine Belohnung in Höhe von 5000 Euro aus.

Siehe auch: Brücken (Artikelübersicht)

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