Wulfener Musikwoche

Die jährlichen Veranstaltungen werden seit 1994 mit Erfolg durchgeführt

Mitwirkende; Foto: Wulfen-Wiki

Das Gründungsteam 1994 mit Albert Göken am Klavier; Foto-Erläuterung am Ende des Textes

Bei der „Wulfener Musikwoche“, die seit 1994 jedes Jahr in der letzten NRW-Sommerferienwoche stattfindet, handelt es sich um ein Ferienprojekt für Chormusik, das sich an Sängerinnen und Sänger wendet, die in acht Probentagen umfangreiche und anspruchsvolle Chorwerke aller Musikepochen außerhalb des üblichen Repertoires erarbeiten und mit einem öffentlichen Konzert beschließen. Die Idee zu einem Ferienkurs für Chormusik brachte das Ehepaar Kolkmeyer aus Frankreich mit. Als musikalische Leiter suchten sie sich die beiden Kirchenmusiker der katholischen und evangelischen Gemeinde in Barkenberg Albert Göken und Christoph Hillnhütter. Aus den Kirchenchören rekrutierten sich auch die ersten Chorsänger. Die Musikwoche ist also ursprünglich ein ökumenisches Projekt in Barkenberg. Heute geht ihr Einzugsgebiet aber weit über den Kreis Recklinghausen hinaus. Mitwirkende kommen aus Münster, Düsseldorf, Mainz, Berlin und Frankreich.

Wolfgang Endrös neuer Leiter der Musikwoche in Wulfen

Schlagzeilen 2009

Schlagzeilen 2009

Neben der reinen Einstudierung der Werke bemüht sich die Wulfener Musikwoche auch um eine intensive inhaltliche Auseinandersetzung mit den Themen der zu erarbeitenden Werke. Das Programm wird so ausgewählt, dass im Lauf der Jahre eine große Bandbreite von Musikwerken präsentiert wird. In der Regel wirken beim Abschlusskonzert Gesangssolisten und Orchestermusiker mit. Nach einem Wechsel im Organisationsteam und in der musikalischen Leitung fiel die Musikwoche im Jahr 2003 aus. Ab 2004 wurde das Chorprojekt unter der neuen Leitung von Domkantor Wolfgang Endrös aus Essen wieder aufgebaut. Nach Experimenten mit der Gesamtschule und den Räumen von St. Barbara ist die Wulfener Musikwoche heute wieder mit Probenarbeit und Abschlusskonzert im Gemeinschaftshaus Wulfen zu Hause. Wolfgang Endrös brachte Stephanie Rodriguez als Stimmbildnerin und Solo-Sopran zur Musikwoche. Beim Abschlusskonzert wirkt seit 2006 die Russische Kammerphilharmonie St. Petersburg mit. Die Organisation und Finanzierung des Ferienkurses bewerkstelligt der „Freundeskreis Wulfener Musikwoche e.V.“, der nur zu diesem Zwecke gegründet wurde. – Bei der 20. Wulfener Musikwoche 2014 gastierte wieder die russische Kammerphilharmonie, die zusammen mit dem Chor der Wulfener Musikwoche u. a. „Stabbat Mater“ mit den Solisten Stefanie Rodriguez (Sopran), Rebecca Engel (Alt), Dirk Schmitz (Tenor) und Manfred Bittner (Bass) unter der musikalischen Leitung von Wolfgang Endrös aufführte. 2016 standen u. a. auf dem Programm:  Die Schauerballade „Die Geisterbraut“ von Antonin Dworak, zwei Werle von Gabriel Rheinberger, der Liederzyklus „Aus alten Märchen“ mit Stefanie Rodriguez. Sie sang Werke von Friedrich Schubert, Robert Schumann und Felix Mendelssohn Barthold, weiter sangen Dirk Schmitz (Teneor) und Harald Martini (Bariton). Der Chor der Musikwoche wurde wieder begleitet von der Russischen Kammerphilhamonie St. Petersburg.

Wulfener Musikwoche 2017 brillierte mit dem Thema Südamerika

Mit einem fulminanten Abschlusskonzert begeisterte 2017 die jährliche Musikwoche im Gemeinschaftshaus. Chor und Orchester unter der Leitung von Wolfgang Endrös verwandelten das Gemeinschaftshaus in eine Konzerthalle. Auf dem Programm standen traditionelle brasilianische Lieder, denn das Motto der Musikwoche Motto war Lateinamerika. Da wurden Gottheiten angebetet, der brasilianische Karneval und Indianertänze präsentiert. Es kam das geheimnisvoll-mythologische Stück Oceana von Osvaldo Golijov zur Aufführung. Solostücke der kanadischen Jazzsängerin Judy Rafat und andere Interpreten begeisterten in den acht Tagen das Publikum der Wulfener Musikwoche.

Silbernes Jubiläum 2019 mit Gershwins Oper „Porgy and Bess“

2019 wurde die „Wulfener Musikwoche“ 25 Jahre alt und feierte ihr silbernes Jubiläum. Auf dem Veranstaltungsprogramm stand unter der Regie des künstlerischen Leiters Wolfgang Endrös Gershwins Oper „Porgy and Bess“. Die Geschichte des Stücks handelte von der Liebe zwischen dem verkrüppelten Porgy und der schönen Bess, die bei ihm Schutz und Halt sucht. Der Chor wurde dabei zu einem Hauptträger der Handlung, deren dramatisches Geschehen geprägt ist vom alltäglichen Kampf ums Überleben in einem schwarzen Ghetto nahe dem Hafen von Charleston. Es erschien auch eine Festschrift, welche das vergangene Vierteljahrhundert der „Wulfener Musikwoche“ in Bildern und Texten dokumentiert.

Wulfener Musikwoche 2020 unter dem Motto „Götterfunken“ und Corona

„Götterfunken“ hieß das Motto der 26. Wulfener Musikwoche vom 1. bis 8. August 2020 im Gemeinschaftshaus Wulfen unter Corona-Bedingungen als geschlossene Gesellschaft mit 39 Teilnehmern. Wolfgang Endrös gelang es hervorragend, unter schwierigsten Verhältnissen Chorgesang und Konzertantes mit den Stücken von Gabrieli, Groce, Willaert und Monteverdi darzubieten.

Musikwoche startet 2022 unter dem Motto: „Make peace, not war“

Nach Corona-Pause und Chorleiterwechsel soll 2022 wieder eine Wulfener Musikwoche stattfinden – um Juli im Gemeinschaftshaus Wulfen. Mit Markus Karch konnte auch ein neuer, sehr erfahrener musikalischer Leiter gefunden werden. Der Titel dieser 27. Wulfener Musikwoche lautet „Make peace, not war“ und hat sich aus den musikalischen Werken entwickelt. Dass es jetzt durch   den Angriffskrieg Russlands gegen die Ukraine brandaktuell geworden ist, hatte bei der Planung niemand erwartet. Das Programm kombiniert alte Musik mit zeitgenössischen Stücken. Inhaltlich wird u. a. das „Dettinger Te Deum“ von Georg Friedrich Händel mit der „Peace Mass“ von Bob Chilcott kontrastiert.

 „Traumwelten“ bei der 28. Wulfener Musikwoche im Jahr 2023

Die 28. Wulfener Musikwoche wurde am 8. Juli 2023 im Gemeinschaftshaus Wulfen eröffnet. Sie hat die Corona-Krise und den Wechsel in der musikalischen Leitung relativ gut überstanden. Sen Neustart erleichterte finanziell eine erfolgreiche Spenden-Aktion, die im Frühjahr 2023 rund 3000 Euro einbrachte. Das diesjährige Programm mit dem Titel „Traumwelten“ hat der Heidelberger Markus Karch konzipiert, der zum zweiten Mal den Workshop gestaltete. Ihm standen dabei rund 60 Stimmen zur Verfügung, die relativ ausgewogen besetzt waren. Manches hatte sich verändert: Die ersten Proben fanden nicht auf dem Chorpodest statt, dass für die abschließende Werkschau bereits aufgebaut wurde. Sondern die Sängerinnen und Sänger verteilten sich im Kreis um den Flügel herum in der Agora. So kann der Chorleiter gut hören, aus welcher Ecke welche Töne kommen, wo also Baustellen oder besondere Möglichkeiten liegen. Das Programm präsentiert einen sehr großen Bogen der Musiksprache – vom englischen Barock des Henry Purcell über Mozart, Schumann und Brahms bis hin zu zeitgenössischen „Gruselsongs“ im Tangorhythmus von Peter Schindler. Stefanie Rodriguez übernahm das Sopran-Solo. Das Bass-Solo sang der junge Cedric Bayard, der inzwischen auch komponiert und die Chorakademie in Dortmund leitet. Erstmals wirkt bei einer Musikwoche eine Erzählerin mit: Dorothee Grieshammer verbindet und ergänzt die Werke durch passende Gedichte und Texte. Im Abschlusskonzert waren Texte Friedrich Rückert, Joseph Eichendorff, Erich Kästner und Wilhelm Busch zu hören.

  • Zum obigen Foto: Das Gründungsteam 1994: von links Cordula und Gerd Sticken, Albert Göken am Klavier, Christoph Hillnhütter, Karl-August (gest. 2015) und Birgit Kolkmeyer, Virginia Lehmann (Foto: Sabine Bornemann).

Quelle: Nach Sabine Bornemann, Wulfen-Wiki (Aufruf 2016). – Sabine Bornemann in DZ vom 10. Juli 2023

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