Weldige, Peter de

Als „Schild Dorstens“ verteidigte er den Katholizismus

1545 in Dorsten bis 1611 ebenda; Bürgermeister. – Ihm verdankt die Geschichtsschreibung Informationen über die Genealogie der Familie de Weldige-Cremer, denn Peter de Weldige, Sohn des ebenfalls Bürgermeister gewesenen Johannes de Weldige und Urenkel des Stammvaters Albertus de Weldige, legte 1575 das Geschäfts- und Familienbuch an, in das er seine Vorfahren und seine vielen Kinder eintrug.

Eine gründliche humanistische Bildung bei den Dorstener Franziskanern

Handschrift Peter de Weldiges 1633

Geschäftsbuch de Weldiges, angelegt 1575

Aus den mit Versen und Gebeten bereicherten in lateinischer Sprache gehaltenen Eintragungen lässt sich schließen, dass Peter de Weldige sowohl ein treu sorgender Gatte und liebender Vater als auch ein frommer und gutherziger Christ mit einem stolzen Selbstbewusstsein war. Die lateinischen Verse, mit denen er so trefflich die Geburt seiner Kinder bejubelte oder ihren Tod betrauerte, zeugen für eine gründliche humanistische Bildung, die er den Franziskanern verdankte. Peter de Weldige genoss bei seinen Mitbürgern Ansehen und Vertrauen in einem Maße, wie es vor und nach ihm kaum einem zweiten beschieden war. Nachdem er von 1578 bis 1580 Ratsherr gewesen und im letzteren Jahr auch Kirchmeister geworden war, wählten ihn die Dorstener erstmals 1581 zum zweiten Bürgermeister. Bis zu seinem Tod bekleidete er siebenmal den Posten des zweiten und zwölfmal den des ersten Bürgermeisters; zweimal war er Rentmeister und von 1597 bis 1609 Provisor der Armen. In seine Bürgermeister-Amtszeit fiel der Truchsessische Krieg mit seinen Protestantisierungsversuchen und kriegerischen Schrecken. Das katholische Dorsten wurde von protestantischen Truppen zweimal vergeblich belagert. Während sich sein Bürgermeister-Amtskollege Wessel ther Wyschen Neuerungen aufgeschlossen zeigte, beharrte Peter de Weldige auf der alten katholischen Lehre; ihm war es schließlich zu verdanken, dass Dorsten damals katholisch geblieben war.

Gewürzhandel, Gasthaus und eigene Brauerei

Als Peter de Weldige für eine kurze Zeit kein Amt bekleidete, eroberten die Spanier die Stadt. So etwas sollte nicht wieder geschehen. Deshalb wählten ihn die Dorsten gleich darauf wieder zum Bürgermeister. Er war es auch, der für die ständige Wehrhaftigkeit der Stadt sorgte, um die Verteidigung gegen spanische und staatische (niederländische) Trupps sicherzustellen. Daher nannten ihn die Bürger während des Truchsessischen und Spanisch-Niederländischen Kriegs den „Schild Dorstens“. Nicht nur als Bürgermeister, auch als Kaufmann war er erfolgreich. Er vermehrte seinen Grundbesitz durch Ankauf und Erbschaft reichlich, betrieb einen Gewürzhandel, unterhielt ein Gasthaus sowie eine eigene Brauerei. Verheiratet war Peter de Weldige-Cremer seit 1575 mit Angela Becker, gestorben 1605; die Kinder waren Johann (1576), Wennemar I (1579), Henricus (1581), Wennemar II (1582), Margareta (1584), Angela (1587) und Georg (1655). – Peter de Weldige-Cremer starb 1611 im Alter von 61 Jahren. Ein Text aus dem Haushaltsbuch von Peter de Weldige-Cremer, 1633:

 „Engel, du schenktest Jung-Georg das Leben und hegst ihn mit Liebe: Dass der Kremer Geschlecht blühe durch ihn und gedeih!“ (Das lateinische Distichon ist ein Chronogramm; die großen Buchstaben – Zahlenbuchstaben – ergeben zusammengerechnet die Jahreszahl 1591). Zum Tode seiner Frau:

„Im Jahre 1606 am 7. Januar, samstags um die neunte Abendstunde, hat meine in Gott innigst geliebte Gattin Angela den letzten Tag ihres Erdendaseins beschlossen und ist durch die Gnade Gottes zur ewigen Seligkeit berufen. Sie ist in der hiesigen Pfarrei(-Kirche) an der Seite meiner teuersten Mutter bestattet. Ihre Seele möge mit ihren vorher gestorbenen Kindern, ihrer Nachkommenschaft und uns, die wir ihr folgen, ewig leben. Sie hat mich mit den Kindern Angela und Georg allein in diesem Tal der Tränen zurückgelassen. Ergo Deus gemitus nostros tu suscipe gaudens Pallida ne mors nos occupet ante diem!“ (Höre in Gnaden, o Gott, unser Seufzen und gib, dass der blasse Tod uns nicht rufe, bevor unsere Seele bereit!).

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