Schulenburg, Graf Fritz-Dietlof von der

NSDAP-Mitglied in Recklinghausen und Widerstandskämpfer in Berlin

Graf von der Schulenburg (2. Reihe, 5. v. r.) mit dem Landrat in Dorsten

Graf von der Schulenburg (1. Reihe, 5. v. r.) bei einem Besuch mit Landrat Schenking 1931 in Dorsten

1902 in London bis 1944 in Berlin-Plötzensee; Widerstandskämpfer. – Er war der Lieblingsbruder von Tisa Gräfin von der Schulenburg und hielt sich mehrmals in Dorsten auf,  als er Ende der 1920er-Jahre im Landratsamt Recklinghausen als Assessor tätig war. An diesem Ort seines Wirkens trat seine Schwester im Hinblick auf dessen hiesiges Wirken 1950 bzw. 1952 in das Ursulinenkloster ein. Ihr Bruder wurde am 10. August 1944 in Berlin-Plötzensee als Mitverschwörer des Attentats vom 20. Juli 1944 auf Adolf Hitler gehängt.

Vor dem Volksgerichtshof 1944

Vor dem Volksgerichtshof 1944

Im Rahmen seiner Ausbildung zum Staatsbeamten kam der studierte Rechts- und Staatswissenschaftler 1923 ins Landratsamt nach Recklinghausen. Hier gründete er eine Ortsgruppe des „Völkischen Turnerbundes“, hielt Vorträge im Arbeiterbildungsverein und versammelte auch verdächtige „Rotfrontkämpfer“ um sich. Wegen seiner Sympathie mit der Arbeiterbewegung bekam er den Spitznamen „Roter Graf“. Fritz-Dietlof war nicht der erste in der konservativen Familie, der mit diesem Attribut belegt worden war. Seine Mutter hieß wegen ihres sozialen Engagements „die rote Johanna“. Im März 1930 gehörte Schulenburg innerhalb des Landratsamts Recklinghausen der Staatlichen Verwaltung an, wo er es vornehmlich mit Polizei-Angelegenheiten zu tun hatte. Im gleichen Jahr wurde er der kommunalen Abteilung beim Landratsamt zugewiesen, wo er zwei Hauptaufgaben hatte: Mitarbeit in der „Vestischen Arbeitsgemeinschaft“ und die Reorganisation der Kreisverwaltung sowie des gesamten Fürsorgewesens. Schulenburg war maßgeblich an der Durchführung vieler interkommunaler Gemeinschaftsaufgaben beteiligt: Kleinbahnen, Vestische Kinderheime, Vestische Verwaltungsschule, Vestische Chemische Institut, Halterner Stausee u. a.

Landrat zu seinem Mitarbeiter: „Sie sind verrückt, Schulenburg!“

Graf Schulenburg griff schon früh die Ideen Hitlers auf und trat Ende 1931 der NSDAP bei, was bei seinen Kollegen und Freunden nur unverständliches Kopfschütteln verursachte. Landrat Dr. Max Schenking zu seinem Mitarbeiter: „Sie sind verrückt geworden, Schulenburg!“. 1932 wurde er zum Oberpräsidenten von Ostpreußen ernannt, beobachtete mit Abscheu die brutalen Methoden des Gauleiters Koch, kam 1937 als stellvertretender Polizeipräsident nach Berlin und wurde 1939 stellvertretender Oberpräsident von Schlesien. 1940 trat er aus der Partei aus und wurde Offizier, schloss sich dem Widerstand an, zu dessen inneren Führungskreis um Stauffenberg und Beck er gehörte. Nach dem Scheitern des Attentats am 20. Juli 1944 wurde er verhaftet und vom Volksgerichtshof am 10. August zum Tode verurteilt und am gleichen Tag in Plötzensee gehenkt.

Bronzerelief im Kreishaus erinnert ab 2022 an NS-Widerstandskämpfer

Der Sitzungstrakt des Kreishauses in Recklinghausen ist nun um einen besonderen Aspekt reicher. Landrat Bodo Klimpel hat feierlich ein Bronzerelief in Gedenken an Claus Schenk Graf von Stauffenberg und Fritz-Dietlof von der Schulenburg präsentiert. In Erinnerung an die Widerstandskämpfer, die das Nazi-Regime von Adolf Hitler 1944 beenden wollten, hat Landrat Kimpel am 20. Juli 2022 im Sitzungstrakt des Kreishauses Recklinghausen eine Bronzetafel präsentiert. Die zeigt die Porträts der beiden Widerstandskämpfer Claus Schenk Graf von Stauffenberg und Fritz-Dietlof Graf von der Schulenburg. Angefertigt wurde die Tafel von der 2001 verstorbenen Dorstener Ursulinennonne Tisa von der Schulenburg (Sr. Paula), deren Bruder im August 1944 hingerichtet worden war.


Quellen:
Albert Krebs „Fritz-Dietlof Graf von der Schulenburg. Zwischen Staatsraison und Hochverrat“ (Ham­burger Beiträge zur Zeitge­schichte, Band II). – Wolf Stegemann „Der rote Graf reorganisierte 1930 bis 1932 das Vest Recklinghausen“ in RN vom 20. Juli 1984. – Wolf Stegemann/Thomas Ridder (Hg.) „Der 20. Juli 1944. Eine Familie im tragischen Konflikt zwischen  Gehorsam und Hochverrat.“, Ausstellungskatalog und Lesebuch, Dorsten 1994.

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