Merveldt, Josepha Gräfin von

Eine schöne Jugend im Schloss – ein bescheidenes Leben

Geboren 1922 in Dorsten bis 1993 in München; Schlossherrin. – Bescheidenheit, Zurückhaltung und Nächstenliebe bestimmten das Leben von Maria Josepha Reichsfreifrau von Twickel, Reichsgräfin von Merveldt, Freiin zu Lembeck, wie sie mit vollem Namen hieß. Unentwegt war die Schlossherrin von Lembeck für die Erhaltung ihrer beiden Schlösser Lembeck und Westerwinkel und dem Schlossmuseum sowie in vielen Ehrenämtern in der Caritas und der Ökumene für das Allgemeinwohl tätig. Josepha von Twickel war Ehrendame des Malteser-Ritterordens. Sie starb völlig unerwartet 1993 in einem Münchener Hotel. Ihre letzte Ruhestätte fand sie auf dem Familienfriedhof an der St. Michaeliskapelle in Lembeck.

Freiherrn von Twickel geheiratet

Josepha Gräfin von Merveldt; Foto: Wolf Stegemann„Im Kreis meiner Familie und der Angestellten erlebte ich eine schöne Jugend im Schloss“, sagte sie anlässlich ihres 70. Geburtstages 1992. Blickt man auf diese sieben Jahrzehnte zurück, so hatte dieses Leben nichts mit Wasserschloss-Romantik à la Courths-Mahler zu tun. Eher bestimmte ein arbeitsames Streben die Familientradition. 1940 machte sie in Dorsten Abitur, leistete in einem badischen Landwirtschaftsbetrieb ihr Pflichtjahr ab, hätte gerne Landwirtschaft studiert, doch der Zweite Weltkrieg ließ dies nicht zu. Sie musste in der Verwaltung des väterlichen Besitzes auf Schloss Westerwinkel arbeiten. 1949 heiratete die unmittelbare Erbin der Häuser Lembeck und Westerwinkel den Forstmeister Johannes Reichsfreiherr von Twickel (1903 bis 1989) in Westerwinkel und zog mit ihm in das von Kriegsschäden und Einquartierungen stark beschädigte Schloss Lembeck. Er war der Sohn des Freiherrn Ferdinand von Twickel und dessen Ehefrau Gräfin Maria von und zu Arco-Zinneberg und hatte noch neun Geschwister – zwei Brüder und sieben Schwestern. Er war in erster Ehe mit Maria Johanna Gräfin von Waldstein verheiratet gewesen und stammte aus einer Uradelsfamilie der Landschaft um Utrecht in den Niederlanden, die 1708 den Reichsfreiherrenstand erhielt (siehe Twickel, Familie). Sein Vater war kgl.-preußischer Forst-Assessor und Leutnant. Freiherr von Twickel nahm 1930 als Forstreferendar an der 100-Jahrfeier der Forstlichen Hochschule Eberswalde teil. Bis 1943 war er Forst-Referendar im Landforstmeisterbezirk Minden, dann ab diesem Jahr Forst-Assessor. Auf Schloss Lembeck war von Twickel Forstmeister und Ehrenritter des Souveränen Malteser-Ritterordens.

Die Verwaltung des Schlosses übernommen

Zug und Zug richteten die Jungvermählten das Schloss wieder her und konnten 1952 das Schlossmuseum eröffnen, das sie nach und nach erweiterten. 1955 übernahm Freifrau von Twickel die Verwaltung von Schloss Lembeck. Von ihren Kindern starben zwei im Kindesalter; die anderen sind: Luise (1950), Ferdinand (1951), Polyxena (1959) und Christine (1963). – Sohn Ferdinand Freiherr von Twickel (geboren 1951) wurde von seinem Großvater Ferdinand adoptiert (Vertrag Westerwinkel am 6. November 1952, amtsgerichtlich bestätigt in Dorsten am 2. Februar 1953) und nennt sich seither Ferdinand Reichsgraf von Merveldt, Reichsfreiherr zu Lembeck, Reichsfreiherr von Twickel (adelsrechtliche Nichtbeanstandung durch den Beschluss des Ausschusses für adelsrechtliche Fragen der Deutschen Adelsverbände Marburg a. d. Lahn vom 28. September 1955) und ist der heutige Besitzer von Schloss Westerwinkel und Schloss Lembeck.


Siehe auch:
Lembeck, Schloss

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