TransSilvania e. V

Der Dorstener Verein unterstützt mit anderen Menschen in Rupea/Rumänien

Mitgliederversammlung des Vereins mit Lambert Lütkenhorst als Vorsitzender (stehend)

Die Zeit der politischen Wende in Osteuropa und der damit verbundene Sturz der kommunistischen Diktatur in Rumänien, ermöglichte den westlichen Medien erstmals die Berichterstattung über die Situation der Menschen in dem bisher so wenig bekannten Land. Aufgerüttelt durch die Schreckensbilder aus den Kinderheimen, machten sich Anfang 1990 Mitglieder der Evangelischen und Katholischen Kirchengemeinden aus Dorsten-Holsterhausen mit einem Hilfstransport und 30 Tonnen Waren auf den Weg nach Rumänien, um damit ein Zeichen der Solidarität zu setzen. Vor diesem Hintergrund bezweckt der Dorstener Verein TransSilvania e.V. mit Projekten Hilfe zur Selbsthilfe für das Land Rumänien zu leisten – mit geographischem Schwerpunkt „Transsilvanien/Siebenbürgen“. In der Region Rupea/Reps sind Dorstener Rumänien-Helfer schon sein 1990 tätig. Aus noch unkoordinierten Hilfstransporten ins Siebenbürger Land fanden sich immer mehr Dorstener und Menschen aus den Nachbarstädten zusammen und gründeten 1994 den gemeinnützigen „TransSilvania”-Verein in Dorsten, um die  Siebenbürgen-Hilfe besser zu koordinieren und sich mit diversen Rumänienhilfsgruppen in Nordrein-Westfalen zu vernetzen. Unterstützt wurde der Dorstener Verein von Mitgliedern und Hilfsgruppen u. a. aus Lünen, Unna, Marl, Oer-Erkenschwick, Dülmen, Lüdinghausen, Herten. Gleichzeitig wurde 1994 in Reps/Rumänien von dem dortigen Siebenbürger Karl Hellwig der Verein „Nowero“ gegründet, der Partnerschaftsverein des Dorstener „TransSilvania“-Vereins. Beide Vereine kamen zusammen mit der Idee, ein Kinderheim für Mädchen zu errichten, die sie dann gemeinsam umsetzen wollten. Mit Stand von Ende 2021 hatte der Dorstener Verein etwa 100 Mitglieder. Dem Vorstand gehören an: Lambert Lütkenhorst (1. Vorsitzender), Karin Diehl (2. Vorsitzende), Klaus Odenbrett (Schatzmeister), Horst Schönweitz (Geschäftsführer) sowie Ingeborg Herzfeld und Udo Kloß (Kassenprüfung). Der Satzungszweck wird verwirklicht durch den Betrieb und sie laufende Unterhaltung von Arztpraxen, dem Ausbau und Erhalt von Kinder- und Altenheimen, die Einrichtung und Durchführung von beruflichen Qualifizierungsmaßnahmen für Jugendliche und Erwachsene sowie die Durchführung von Hilfstransporten für Bedürftige vornehmlich in Rupea.

Kinder brauchen Hilfe in jeder Hinsicht

Bau eines Altenheims in Fiser und eines Mädchenheims in Rupea

Aus einem ehemaligen Pfarrhaus entstand 1990/92 in Fiser/Schweischer ein Altenheim mit 34 Plätzen. An der Finanzierung des Projektes waren neben dem Dorstener TransSilvania-Verein weitere Gruppen aus Deutschland beteiligt. Seit 1990 wurden mehr als 150 Hilfstransporte mit Kleidung, Schuhen, Nahrungsmitteln, Medikamenten, Baumaterial u. v. m. von „TransSilvania“ durchgeführt. Die privat und über Sammlungen der Katholischen Arbeitnehmer-Bewegung (KAB) gespendete Kleidung wurde in Rupea (Foto: Straße in Rupea) in einem vom Partnerverein „Nowero“ betriebenen Kleiderladen angeboten.
1994 entstand der Neubau eines Heims für 70 Mädchen, die bis dahin unter menschenunwürdigen Verhältnissen in einer alten Kirchburg in Homorod/Hamruden hausen mussten. Die Finanzierung wurde von „TransSilvania“ aus Spendenmitteln (250.000 Euro) sichergestellt. Seit 1996 werden bis heute in Rupea/Reps Qualifizierungsmaßnahmen durchgeführt. Mehr als 900 junge Menschen wurden bisher in den Qualifizierungsprojekten Näherei/Schneiderei, Friseur, Informatik und Hauswirtschaft ausgebildet und viele haben anschließend einen Arbeitsplatz in Handwerk und Industrie gefunden. Die Durchführung und Organisation der Schulungsmaßnahmen wurde durch den dortigen Verein „Nowero“ sichergestellt. Für die ärztlichen Grundversorgung wurde 2004 ein Ärztehaus mit angeschlossener Dentalpraxis/-labor unter Federführung der Kirchengemeinde Dülmen konzipiert, gebaut, eingerichtet und der Stadt Rupea übergeben. Zwei Jahre später folgte ein voll ausgestatteter Krankentransportwagen, wodurch erstmalig die Möglichkeit von Rettungseinsätzen in der Region Rupea gegeben war. Im Jahr 2009 kauften die Dorstener einen Leichentransportwagen für die Rettungsstation/Polyklinik in Rupea. Gemeinsam mit der Rumänienhilfsaktion „Europas Kinder e. V. Pirna“ wurde vom Verein „Nowero“ die Aktion „Essen auf Rädern“ gestartet. TransSilvania übergab ein Löschfahrzeug an die Mafffay-Stiftung in Radeln. Die Maffay-Stiftung des Sängers Peter Maffay ist ebenfall in der Rumänienhilfe tätig und war mit einer Dorstenerin verheiratet. .

Dorstener Kirchengemeinden sammelten über zwei Tonnen Lebensmitte

2012/13 wurde wieder gebaut. In Rupea kaufte der „TransSilvania“-Verein die Halle eines ehemaligen Staatsbetriebs und richtete eine Qualifizierungswerkstatt für Holzbearbeitung mit 28 Ausbildungsplätzen ein. Es war das erste Projekt zur dualen Ausbildung im Kreis Brasov (früher Kronstadt) in Kooperation mit dem Schulinspektorat mit bisher 92 Praktikanten. Im Jahr 2015 kaufte der Verein von der Stadt Dorsten ein Feuerlöschfahrzeug. Es wurde von Feuerwehrmännern der Dorstener Hauptwache nach Rumänien überführt und von ihnen die Feuerwehrmänner in Rupea eingewiesen. Die immer schlechter werdende Versorgungslage vieler Menschen in Rumänien, hatte den Verein veranlasst, über die Dorstener Kirchengemeinden Martin-Luther, St. Nikolaus, St. Bonifatius und St. Antonius Spenden von haltbaren Lebensmitteln zu sammeln. Es kamen zwei Tonnen zusammen, die unmittelbar nach Rumänien gebracht und von Vorstandsmitgliedern des „TransSilvania“ übergeben wurden, die dann auch veranlassten, dort ein  Notlager einzurichten. Karl Hellwig und seine Mitarbeiter von „Nowero“ konnten mehr als 100 Menschen helfen, durch den harten Winter 2015/16 zu kommen. Mit der großzügigen Unterstützung der Dorstener Familie Dagdelen (Hotel Yasemin) und Roland Nies (Bildungs-Centrum-Nies) wurde von TransSilvania Praktikumsmaßnahme für insgesamt 20 Azubis in der Qualifizierungswerkstatt „Holzbearbeitung“ (Foto unten) durchgeführt. Die Praktikanten erhielten eine Grundqualifikation in der computergestützten Fertigung (CNC), um damit die Beschäftigungschancen in Rumänien zu verbessern. Durch die großzügige Spende des Hagebaumarkts Sender in Dorsten war es dem Verein möglich, eine komplette Sanierung der Toilettenanlagen im Lyzeum IOSIP in Rupea durchzuführen. Durch die Unterstützung des Dortmunder „Vereins zur Unterstützung Osteuropas“ e. V. (VzUO) konnte eine komplette EDV-Anlage für die Informatikausbildung übergeben und eingerichtet werden. Die Lebensmittelsammlungen für die „WinterNOThilfe“ Notlager ergaben 2018/19 bis zu 4,5 Tonnen Nahrungsmittel zur Direkthilfe für hungernde Menschen. Die Weihnachtsaktionen der der Kindergärten in Ahaus war mit über 150 Paketen wiederum erfolgreich. Weitere Hilfsgüter in Form von Kleidung, Inkontinenzartikel, Schulmöbel, medizinische Geräte, Schulmöbel, Nahrungsmittel, Werkzeug u. a. linderten die Not in Rupea.

Sanitäreinrichtungen für Schulen in Rupea und Vogelkästen nach Dorsten

Das Corona-Jahr 2020 beeinflusste auch die „TransSilvania“-Arbeit für Rupea.
Nur aus der Ferne, aber aufgrund der langjährigen Zusammenarbeit mit Karl Hellwig und seinen „Nowero“-Mitarbeitern, konnte der Verein seine Hilfsaktionen fortsetzen. Die Partnerschule des Vereins, das Lyzeum in Rupea, wurde mit neuer IT Technik ausgestattet (PC ́s, Laptops, Beamer), was einen zeitgemäßen Unterricht ermöglichen. Insgesamt fünf  Grundschulen in der Region wurden mit gebrauchten EDV-Systemen ausgestattet, die vom Dortmunder Verein VzUO instandgesetzt und zur Verfügung gestellt wurden. Aber nicht nur dieses hatte der Verein im Gepäck. Der Hagebaumarkt Sender spendete sieben neue Sanitäreinrichtungen, darunter auch eine Toilette für Menschen mit Behinderung. Im Gegenzug bastelten Jugendliche in Rupea 100 Nistkästen, da sie erfahren hatten, dass solche in Dorsten vonnöten wären. Henner Schürholz, der seit vielen Jahren ein wichtiger Arbeitgeber in Rupea ist, sponserte spontan das Holz. Ende Januar 2021 kamen dann die Nistkästen aus Rupea in Dorsten an. – Das Foto zeigt Henner Schürholz (L.) und Lambert Lütkenhors (M).
Wegen der besonderen Corona-Situation, musste 2020 auf das Sammeln und Verteilen von Lebensmitteln im Rahmen des Vereins-Projektes „WinterNOThilfe“ verzichten werden. Stattdessen wurden Gutscheinaktionen auf den Weg gebracht. Mehr als 2500 Gutscheine im Wert von jeweils 25 Lei (ca. 5 Euro, gesamt 12.500 Euro) konnten so an besonders bedürftige Menschen ausgegeben und in den kleinen Geschäften in ́Rupea in Grundnahrungsmittel eingetauscht werden. Als Teil des dualen Ausbildungskonzepts für den Zweig Mechanik des Lyzeums in Rupea wurde 2021 eine Service-Station (Reifendienst, Achsvermessung etc.) aufgebaut. Die Spendensammlung für die „WinterNOThilfe“, die auch in diesem Jahr über den Partnerverein „Nowero“ Lebensmittelgutscheine an besonders bedürftige Familien verteilt. Regelmäßig wurden von Dorsten aus jeweils im Dezember rund vier Tonnen Lebensmittel nach Rumänien gebracht worden, um sie dort mit dem Partnerverein „Nowero“ zu verteilen. Aber in Corona-Zeiten war eine solche Aktion unmöglich. Deshalb wurde die Aktion 2021 wiederum so organisiert wie im Vorjahr. Mit finanzieller Unterstützung auch der Dorstener Bürger und Firmen sammelten die Vereinsmitglieder Gutscheine, mit denen bedürftige Menschen in Rupea die notwendigen Grundnahrungsmittel in den kleinen Lebensmittelgeschäften vor Ort einkaufen konnten. Wegen der Corona-Pandemie waren die Lebensmittelpreise in Rumänien erheblich gestiegen.

TransSilvania hilft in Siebenbürgen bei der Flüchtlingshilfe

Der Dorstener Verein TransSilvania hilft ukrainischen Flüchtlingen, und der rumänische Partnerverein Nowero ist die „Drehscheibe“ für diese Unterstützung. 130.000 Euro haben Dorstener Privatleute und Firmen dem Verein TransSilvania gespendet, um den langjährigen Partnern in Siebenbürgen bei der Versorgung und Betreuung ukrainischer Flüchtlinge zu helfen. Eine kleine Delegation aus Dorsten war im Mai 2022 in Siebenbürgern, um sich dort davon zu überzeugen, dass die bereits transferierten 100.000 Euro gut eingesetztes Geld sind. Im Kronstädter Kindergarten werden 120 ukrainische Kinder mithilfe von TransSilvania in den Einrichtungen von ukrainischen Erzieherinnen betreut, die durch diesen bezahlten Halbtagsjob ihren Lebensunterhalt verdienen können.

Lambert Lütkenhorst brachte Ukraine-Spenden nach Hainichen

Dorstens Altbürgermeister Lambert Lütkenhorst überbrachte Ende März 2023 in Dorstener Partnerstadt Hainichen (Sachsen) Spenden für einen Ukraine-Hilfstransporter. Gesammelt hatte Lütkenhorst die Hilfsgüter über den Dorstener Verein TransSilvania und die Stadt Dorsten. Darunter befanden sich unter anderem medizinische Hilfsgüter, die die Dorstener Firma Fedo Sanitäts- und Praxisbedarf besorgt hatte, wie elastische Fixierbinden, Vliesstoffkompressen, Flaschen mit Hautantiseptikum etc. Felix Holzwarth steckt dahinter und hat der Stadt die Hilfsgüter unter Einkaufspreis überlassen. Der Hilfstransport soll kurz nach Ostern vom Lager der Firma Naturbrennstoffe Kretschmann in Hainichen in die Ukraine starten. Der Großteil der medizinischen Güter aus Dorsten soll einem Krankenhaus in Kiew zugutekommen, in dem verletzte Soldaten behandelt werden.

Winter-Nothilfe 2023/24 für arme Familien mit Kindern in Rupea

Damit arme Menschen in Rupea durch den harten Winter kommen, haben die Mitglieder des Dorstener Vereins „TransSilvana“ für 2024 wieder eine Spendenaktion geplant, die auch von vielen Kirchengemeinden gefördert wird. Obwohl das Unterstützungsprojekt offiziell erst im Januar 2024 beginnt, sind bereits mehr als 5000 Euro auf das Konto eingegangen, denn es wurden im Vorfeld alle Spender aus dem Vorjahr angeschrieben, so Vereinsvorsitzender Lambert Lütkenhorst. Von allen Spendengeldern werden Gutscheine erstellt, mit denen die notleidenden Menschen in Rupea die notwendigen Grundnahrungsmittel in den kleinen Lebensmittelgeschäften sowie Brennholz vor Ort einkaufen können. „Wir wollen mit der Spendenkation vorwiegend kinderreichen Familien und älteren Menschen über den harten Winter helfen“, so Lütkenhorst. Aber auch Bedürftige, die in den entlegenen Dörfern rund um Rupea von ärztlicher Versorgung abgeschnittenen sind, sollen in ihrer großen Not unterstützt werden. Diese Hilfe sei wichtiger denn je. Denn in Rupea leben derzeit auch viele ukrainische Mütter und Kinder, die dort Zuflucht vor dem Krieg gefunden haben und ebenfalls vom TransSilvania-Verein unterstützt werden. In einem Kindergarten in Dunesdorf nahe bei Rupea, den die Dorstener unterstützen, werden ungefähr 30 Flüchtlingskinder, zum Teil Waisen, betreut und verpflegt. Lambert Lütkenhorst hat zwei gute Nachrichten aus Rupea: „In unserer Ausbildungswerkstatt geht es weiter“, sagt er. „Das Lyceum bleibt unser Partner in der Holzwerkstatt, in der zurzeit über 30 Jugendliche in der Ausbildung sind.“ Und auch die Mechanik-Werkstatt sei endlich von den rumänischen Behörden genehmigt worden und habe die ersten Arbeiten aufgenommen.

  • Rupea ist eine Stadt im Kreis Brașov in der Region Siebenbürgen in Rumänien. Der Ort ist auch unter den deutschen Bezeichnungen Rupes und Kuhalm in Altland und der siebenbürgisch-sächsischen Bezeichnung Räppes bekannt. Einwohner: 5.269 (Stand 2011), . Fläche: 74,88 Quadratkilometer.
    Siebenbürgen oder Transsylvanien ist eine Region im Zentrum Rumäniens. Sie ist bekannt für mittelalterliche Städte, bergige Grenzgebiete und Schlösser wie Schloss Bran, eine gotische Festung, die eng mit der Legende um Graf Dracula verbunden ist. Bevölkerung: 6,7 Millionen, Fläche: 100.290 Quadratkilometer.

Siehe auch: Peter Maffay


Quelle: Angaben des Vereins „TransSilvania“, Horst Schönweitz (Nov. 2021). – MK in DZ vom 10. Nov. 2023.

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