Emotionaler Zustand der Taubheit mit dem Gefühl der Niedergeschlagenheit
„Trauer muss Electra tragen“
Aus Goethes Gedicht „Trost in Tränen“
Trauer ist eine Gemütsstimmung, die etwa durch den Verlust einer geliebten oder verehrten Person, durch einen ideellen Verlust oder die Erinnerung an solche Verluste hervorgerufen wird. Es gibt verschiedene Arten. Trauer bzw. Trauern bezeichnet also einen emotionalen Zustand, ein Gefühl der Niedergeschlagenheit, einer emotionalen Taubheit oder der Erstarrung. Andernfalls kann es zum Hervorbrechen heftiger Emotionen, wie Schmerz, Panik, Traurigkeit Wut, Schuldgefühle eines Mangels an Lebensfreude (kurzzeitig oder länger andauernd), eines seelischen Rückzug oder einer starken Kränkung kommen. Eine besondere Kleidung ist auch Ausdruck von Trauer. „Trauer tragen“ hei0t der Begriff, der sich zum Thema entwickelt hat. Heutzutage ist das Tragen von Trauerkleidung in Mitteleuropa meist nur noch zur Beerdigung selbst üblich. Bis ins 20. Jahrhundert gab es teilweise detaillierte Gewohnheitsregeln über die Art und Zeitdauer des Tragens von Volltrauer und Halbtrauer, die je nach Verwandtschaftsgrad zum Verstorbenen variierten. So trug die Witwe ein Jahr lang Schwarz und war auch an bestimmte weitere Regeln gebunden. Trauer ist auch ein offizieller Zustand, der von der Regierung bei Unglücksfällen oder nach dem Tod einer hochrangigen Person verordnet werden kann. Er wird als „Staatstrauer“ bezeichnet. Im weiteren Sinn unterscheidet man auch folgende Arten der Trauer: übertriebene, chronische, maskierte und verspätete Trauer.
Überwinden der Trauer, die in mehreren Phasen verläuft
Körperliche Aktivität oder Ablenkung können Trauer verdrängen oder kurzfristig erleichtern. Man kann überdies versuchen, den Verlust zu ersetzen. Trauergebräuche oder -rituale und Trauerfeiern gelten als Teil von Kultur und Kulturgeschichte; einige werden seit Jahrhunderten praktiziert. Solche Möglichkeiten werden durch Erinnerung und symbolisch wiederholtes Zurückholen und erneutes Weggeben des Betrauerten, ein Sich-Einlassen auf die Extremsituation des Verlustes gespielt und können ein allmähliches Akzeptieren und Loslösen erleichtern. Diese sogenannte Trauerarbeit kann helfen. Die Klage und auch Gespräche sind konstitutiv. Bedeutsam kann auch der Ort der Trauer und/oder die zugehörige Situation sein.
Die Trauer verläuft gewöhnlich in mehreren Phasen; Akute Belastungsreaktion („Schock“); sie können nicht wahrhaben, dass ein Mensch oder ein Tier gestorben ist oder dass ein schwerer Verlust zu erwarten ist. Sie erleben eine Phase der Niedergeschlagenheit. Sinnleere, Zukunftsangst und/oder Hadern mit dem Schicksal dominieren die Gedanken. Häufig treten auch Desorientierung, Vergesslichkeit und/oder körperliche Reaktionen, wie z. B. Konzentrationsverlust, Schlafstörung, Appetitlosigkeit oder Gewichtsverlust auf. Trauernde haben Verlassenheits- und Schuldgefühle sowie andere Symptome von Unwohlsein und Ermüdung.
In einer weiteren Phase „heilen Wunden“
Der Gedanke an die verstorbene oder verlorene Person (auch an Tiere, Haus, Heimat, Arbeit) lässt weniger verzweifeln. Es gelingt den Trauernden, sich wieder besser zu konzentrieren, das Hier und Jetzt adäquat wahrzunehmen und den Blick auf die Zukunft zu richten. Im Idealfall erreicht der Trauernde wieder ein seelisches Gleichgewicht und kann Glück und andere positive Emotionen empfinden. Er kann neuen Sinn finden. Während oder nach der Bearbeitung der Trauer können sich neue Perspektiven eröffnen, die unabhängig vom Trauerfall sind: neue Beziehungen, Verhaltensänderungen. So kann bearbeitete Trauer auch Lernprozesse in Gang setzen oder begünstigen. Wenn die Trauerarbeit und/oder schwere zusätzliche Belastungen noch zu viel Energie beanspruchen, kann dies die Lernprozesse hemmen. – Neuerdings gibt es Trauerreisen. Die Teilnehmer einer solchen Reise (meist weniger als 20 Teilnehmer) kommen während der Trauerreise ins Gespräch; dies soll ihre Trauerarbeit fördern und erleichtern.
Gesellschaftliche Entwicklung
Während in Deutschland noch lange Zeit der Trauerprozess so begriffen wurde, dass er in festgelegten Phasen verläuft, waren in den Niederlanden, in England und im gesamten angelsächsischen Raum weiterführende Modelle erarbeitet worden, um Trauer zu verstehen. Ein Modell ist das duale Prozessmodell. Es wurde von M. Stroebe und H. Schut an der Universität in Utrecht entworfen, zuerst 1999 vorgestellt und dann weiter entwickelt. Diesem Modell zufolge gibt es in der Trauer zwei Pole. Ein Pol ist verlustorientiert, der andere ist an der Wiederherstellung orientiert. Im Trauerprozess gehe es um ein Pendeln zwischen diesen beiden Polen. Eine trauernde Person setzt sich also einerseits mit dem Verlust auseinander, andererseits gestaltet sie ihr eigenes Leben neu. Beides erfolge nicht gleichzeitig, sondern geschehe im ständigen Wechsel. Da der Prozess starken Stress mit sich bringe, könnten dabei auch Ablenkung (englisch distraction) sowie Verweigerung und Vermeidung (denial und avoidance) wichtig und notwendig sein.
Christen verstehen den Tod als Übergang zum ewigen Leben
Aus der Sicht des christlichen Glaubens ist Trauer eine menschliche Befindlichkeit und soll durch Gebet begleitet werden. Solidarität mit den Trauernden wird zu einer besonderen Form der Nächstenliebe – und jeder kann dazu beitragen, indem er einer trauernden Person nicht aus Scheu den Kontakt oder ein Gespräch verweigert. Trauernde zu trösten, Tote zu begraben und für Lebende und Tote zu beten gelten als Werke der Barmherzigkeit. Zur christlichen Beerdigung gehört die Bitte, dass alle Anwesenden für ihren eigenen Tod bereit sind. Damit wird über das Abschiednehmen vom konkreten Toten der Blick darauf geweitet, dass jeder Mensch sterblich und Abschied/Tod ein durchgängiges Motiv im Leben ist. Christen verstehen den Tod als Übergang zum ewigen Leben. In diesem Zusammenhang sind bestimmte Begriffe wie „Gottesacker“ entstanden. Mancherorts sind – auch abhängig von der Konfession – im Ablauf der Zeit der Trauer einzelne verschiedene besondere Gottesdienstformen üblich:
- Gebet im Trauerhaus (auch Aussegnung genannt)
- Sterberosenkranz
- Kirchliche Bestattung
- Requiem (benannt nach dem Anfangswort des Eingangsgesangs in der Form der Feier lateinischer Sprache), (Eucharistiefeier in zeitlicher unmittelbarer Nähe zur Bestattung, also unmittelbar vor oder nach der Bestattung)
- Wort-Gottes-Feier (in zeitlicher unmittelbarer Nähe zur Bestattung, also unmittelbar vor oder nach der Bestattung)
- Siebter (Eucharistiefeier sieben Tage nach der Bestattung)
- Dreißigster (Eucharistiefeier dreißig Tage nach der Bestattung)
- Sechswochenamt (Eucharistiefeier etwa sechs Wochen nach der Bestattung)
- Jahramt (Eucharistiefeier um ersten Todestag)
- Jährliche Eucharistiefeier zum Gedenktag Allerseelen oder (für besondere Gruppen) an einem Tag im November (Jahrtag)
Für die Trauernden wird so ein Ritual angeboten, einen bestimmten Zeitabschnitt zu markieren und der Verstorbenen in gottesdienstlicher Form zu gedenken. Im Juli 2007 richtete das Bistum Limburg in der Kirche St. Michael in Frankfurt-Nordend erstmals ein spezielles Trauerzentrum ein.
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