Sieboldstraße

Mit 42 Metern die kürzeste Straße im Dorstener Stadtteil Holsterhausen

Doppelhaus Sieboldstraße 1/3 in Holsterhausen

Doppelhaus Sieboldstraße 1/3 in Holsterhausen; Foto: Maria Nienhaus

Vierzehn Straßen sind in Deutschland nach Siebold benannt. Neben Dorsten sind das u. a.  München, Bad Kissingen, Nürnberg, Bielefeld, Würzburg. In Rosdorf in Niedersachsen ist sie 830 Meter lang, damit die längste Sieboldstraße, in Dorsten-Holsterhausen gerade 42 Meter lang, und somit die kürzeste. Mehr als ein Doppelhaus passt da auch nicht hin, doch es hat zwei Eingänge mit den Hausnummern 1  und 3. Die Nummer 2 fehlt, denn auf der anderen Seite des in Dorsten angewandten „Zickzack“-Nummerierungssystems steht kein Haus. Die Sieboldstraße geht von der Heinrichstraße zwischen den Hausnummern 35 und 37 ab. In einem Teil des 1911 erbauten Doppelhauses wohnt ein jüngeres Paar und im anderen seit 80 Jahren ein 84 Jahre alter Herr. Der „Dorstener Zeitung“ erzählte er, dass im Zweiten Weltkrieg eine Bombe das Haus fast zerstört hätte. Doch die Bombe sei nicht auf dem Boden explodiert sondern in den nahen Baumwipfeln, was die Zerstörung des Hauses verhindert habe. Die Straße ist deshalb so kurz geraten, weil damals die Straße nicht weitergebaut werden konnte, da sie direkt an die Ortsgrenze zum Emmelkamp in Altschermbeck stieß. Heute gehört der Emmelkamp zu Holsterhausen. Eigentümer des Hauses war 1926 noch die Zeche Baldur. Bewohner waren in diesem Jahr lt. Adressbuch: Maurer Alois Schroer, Bergmann Alois Kribbelt, Fabrikarbeiter Heinrich Kribbelt und Bergmann Hermann Kress. 1951 wohnte die fünfköpfige Hauer- bzw. Maurer-Familie Karl Skowron und das Sattler-Ehepaar Karl und Elisabeth Kihsler in dem Haus. Im Jahr 1951 wohnten über den Zugang Nr. 1 noch die Familie Skowron mit drei Kindern und über den Zugang Nr. 3 der Bergmann Hugo und Martha Thorwesten sowie immer noch Karl und Elisabeth Kihsler in dem Haus.

Nach welchem Siebold ist die Straße benannt?

Bleibt die Frage zu klären, wann und nach welchem Siebold die Straße benannt wurde. In den anderen Städten sind es Angehörige aus vier Generationen der Gelehrtenfamilie Siebold, deren Urvater Carl Casper Siebold (1736-1807) 1801 geadelt wurde. Geboren in Nideggen, wirkte er als Begründer der modernen Chirurgie in Würzburg. Seine Söhne und Nachfahren waren Zoologen, Japanforscher, Geburtshelfer und Mediziner. Einer von ihnen, Carl Siebold (1818-1905) ev. Erweckungspfarrer in Bielefeld und Förderer der diakonischen Einrichtungen. Dessen Sohn Karl Siebold (1854-1937) war ein bekannter Kirchenarchitekt und Leiter der Bauabteilung der Bodelschwingh’schen Stiftungen in Gadderbaum/Bielefeld. Er war auch im Siedlungsbau/Arbeiterwohnungen tätig. 1906 wurde Siebold Leiter des neugegründeten Provinzialkirchlichen Bauamts der Ev. Kirche von Westfalen. In dieser Funktion prüfte er fast alle Bauentwürfe für Kirchenneubauten und deren künstlerische Ausstattung. Bis 1931 war er für das Amt als Gutachter tätig. Nach diesen Männern sind die Sieboldstraßen in Würzburg, Berlin, Bielefeld und anderswo benannt. Und die in Dorsten?

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