Schürmann, Rolf

Vergeblich gegen die Eingemeindung Wulfens nach Dorsten gestimmt

Letzter Gemeinderat von Wulfen 1974 - Schürmann letzte Reihe 3. v. r.; Foto: Wulfen-Wiki

Letzter Gemeinderat von Wulfen 1974 – Rolf Schürmann letzte Reihe 2. v. r.; Foto: Wulfen-Wiki

1926 bis 2016 in Wulfen; Kommunalpolitiker. – Am 23. November 1966 ließ der spätere Postoberamtsrat und Gemeindepolitiker im Wulfener Gemeinderat die Bombe platzen. Er und seine FDP-Fraktion werden den weiteren Planungsaktivitäten für die Neue Stadt Wulfen (Barkenberg) die Zustimmung verweigern. Das bereitete der Planung zwar kein Ende, doch es zeigte, dass es schon damals Gemeindepolitiker gab, die sich nicht der damals um sich greifenden und von der Kommunalpolitik so hoch geschätzten Gigantomanie unterwarfen. Schürmann erkannte damals: „Wir sind keine Totengräber der Neuen Stadt – aber wir wollen auch keine Friedhofswärter einen toten Stadt Wulfen sein“.

Verfassungsbeschwerde hatte keinen Erfolg

Als Wulfen Mitte der 1970er-Jahre im Zuge der Kommunalen Neuordnung zusammen mit anderen Dorfgemeinden der Herrlichkeit mit Dorsten vereinigt werden sollte, legte die Gemeinde Wulfen dagegen Verfassungsbeschwerde ein. Auch Rolf Schürmann stimmte für die Beschwerde. Die Gemeinde zog die Klage aber 1976 wegen Aussichtslosigkeit zurück. 1975 verlor Wulfen die Selbstständigkeit und wurde Stadtteil von Dorsten. Rolf Schürmann zeigte für sein Dorf, in dem er geboren wurde, als Liberaler stets Flagge. Doch im Januar 1975 legte er sein Amt als 1. Vorsitzender des Amtsverbandes der FDP nieder. Der 2. Vorsitzende Hans-Jürgen Schürholz erklärte ebenfalls seinen Rücktritt.

Nach dem Krieg baute er den SC Blau-Weiß Wulfen mit auf

Gegen Ende des Krieges wurde der fast 18-jährige Schüler Rolf Schürmann noch zum Kriegsdienst als Marine-Offiziersanwärter eingezogen, eingesetzt wurde er aber dann als Panzerjäger und konnte nach kurzer Gefangenschaft nach dem Krieg wieder nach Wulfen zurückkehren. Er ging zum „fremdsprachlichen“ Fernmeldedienst und leitete am Ende seines Berufslebens das Dorstener Postamt. Nach dem Krieg gehörte er zu den ersten Vorstandsmitgliedern des wiederbegründeten Sportclubs Blau-Weiß Wulfen. Von 1957 bis 1981 war er Vorsitzender. In seine Amtszeit fiel nicht nur die sportlich erfolgreichste Zeit des Sportclubs, welche die Kicker vom Wittenbrink in die Landesliga führte. Auch am Ausbau der Infrastruktur des SC war Rolf Schürmann mit dem Bau des 1974 eingeweihten Wittenbrink Stadions und des Clubheims sowie des UImkleidegebäudes 1965 maßgeblich beteiligt.

Zweifel an der Gigantomanie Barkenbergs

1956 kam er für die FDP in den Gemeinderat der damals noch selbstständigen Gemeinde  Wulfen und galt in jener Zeit als „junger Wilder“ und war zunächst begeistert, als Gemeinderat am Entstehen der Stinnes-Zeche und der Gestaltung der Neuen Stadt Wulfen mit geplanten 60.000 Einwohnern mitzuwirken. Als Dorfpolitiker fühlte sich Schürmann mitten im Geschehen. Er übte mehrere Ämter aus: 1964 bis 1974 war er FRaktionschef der FDP. von 1964 bis 1969 auch Wulfener Mitglied in der Amtsvertretung Hervest-Dorsten und von 1969 bis 1974 zweiter stellvertretender Bürgermeister von Wulfen. Nach der ersten Euphorie für die Neue Stadt Wulfen, sah Schürmann näher hin, was auf dem Reißbrett geplant war. Eine Stadt mit Hochhäusern, Straßen, Kirchen und Schulen. Ihm kamen Zweifel, woher die Bewohner kommen sollten. Gleichzeitig wurde die Hiobsbotschaft verbreitet, dass in Gelsenkirchen die modernste Schachtanlage Europas vor dem Aus stand und Massenentlassungen zu befürchten waren. Das Gespenst vom Zechensterben ging um. Rolf Schürmann forderte für die Neue Stadt Wulfen einen Planungsstopp, bevor die ersten Wohnanlagen gebaut wurden. Vergebens. Postoberrat i. R. Rolf Schürmann starb am 17. Juni 2016 und ist auf dem Kottendorfer Feld beigesetzt.

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