Schilling, Balduin

Bedeutender Architekt verunglückte 1929 in Dorsten tödlich

1868 in Wuppertal-Elberfeld bis 1929 in Dorsten; Architekt, Kommunalpolitiker, Regierungs- und Stadtbaumeister. – Mit Dorsten hat der bekannte Architekt nur so viel zu tun, als dass er mit seinem Auto im winterlichen Dorsten tödlich verunglückte. Balduin Josef Hubert Schilling gehörte zu jenen Architekten und Baumeistern, deren Bauwerke, so sie noch stehen, viele kennen, nicht aber Schillings Beteiligung daran. Einen Namen machte er sich bei der Errichtung zahlreicher Hochbauten durch Generalbebauungspläne für den Kleinwohnungsbau in den Jahren der Jahrhundertwende 1900 sowie als Bauberater zahlreicher Klöster und katholischer Krankenhäuser. Schilling vertrat den Historismus und den Jugendstil.

..... Schilling; Foto: Stadtarchiv Düsseldorf

Balduin Schilling; Foto: Stadtarchiv Düsseldorf

Stadtbauinspektor in Köln – danach Beigeordneter in Trier

Balduin Schilling studierte in Köln, (Berlin-)Charlottenburg und Hannover zehn Semester und wurde 1891 Regierungsbauführer in Köln, wo er von 1895 bis 1897 als Regierungsbaumeister tätig war. Er bewährte sich besonders beim Bau von Schulen und Arbeiterwohnungen. 1897 bis 1905 war er Stadtbauinspektor der Stadt Köln. Hier war er mit einem umfangreichen Sanierungsprogramm betraut (Abbruch von 70 Häusern des alten Handelsviertels und dem Neubau der Hauptmarkthalle). Zudem war Schilling von 1901 bis 1903 als Preisrichter in Wettbewerben tätig. Von 1902/04 gehörte der Bau der Maschinenbauschule Ubierring zu seinen Aufgaben.

Titelseite des Schilling-Buchs

Titelseite des Schilling-Buchs

1905 wurde Balduin Schilling zum Beigeordneten in Trier gewählt. Zu seinen Aufgabenschwerpunkten gehörte hier die Fortführung des Ausbaus der Kanalisation und der Straßen. In seiner Dienstzeit wurden außerdem so bedeutsame Projekte wie die Sanierung der alten St. Barbarakirche und der Bau der neuen in Angriff genommen. Zur Sanierung dieser Kirche legte er 1910 eine Denkschrift vor. Ein wichtiges Projekt unter seiner Leitung war der Bau der „Neuen Brücke“, offiziell Kaiser-Wilhelm-Brücke genannt. 1909 war er für die Errichtung eines Verwaltungsgebäudes für die Stadtwerke verantwortlich. Unter seiner Federführung entstand die Werkkunstschule im Zusammenhang mit der Gestaltung des neuen Paulusplatzes. Es handelt sich hierbei um eine architektonische und städtebauliche Leistung, mit der es gelang, einen Platz von bemerkenswerter Qualität zu schaffen. Bei der Diskussion um die Rekonstruktion der Kaiserthermen setzte er sich gegen die Wiederherstellung ein. Ebenso wandte er sich gegen die  „Freilegungsmanie“, die in der Diskussion um die Neugestaltung der Porta-Nigra-Umgebung eine Rolle spielte. 1921 verließ er Trier und wurde in Düsseldorf Beigeordneter (Oberbaudirektor), wo er u. a. am Generalbebauungsplan beteiligt war.

Neue städtebauliche Akzente gesetzt

Ohne Zweifel war Schilling, der 1893 Klara Schwarz geheiratet hatte, in Trier einer der fähigsten und qualifiziertesten Stadtbauräte. In der Zeit bis zum Ersten Weltkrieg war es ihm gelungen, viele Möglichkeiten zu nutzen, um neue städtebauliche Akzente zu setzen. In der Presse hieß es:

„Er machte aus dem schmutzigen, veralteten Trier unter Wahrung des kulturellen Antlitzes der Stadt ein modernes Trier. Sein Weggang ist ein Verlust für die Stadt.“

Sein Tod in Dorsten war tragisch. Mit anderen Herren aus Düsseldorf befand er sich mit seinem Dienstwagen auf der Fahrt von Düsseldorf nach Münster, um dort ein Schwesterhaus zu besichtigen. Es war neblig. An einer Kreuzung kollidierte vormittags um 10.30 sein Dienstfahrzeug mit einem anderen Fahrzeug, das ebenfalls aus Düsseldorf kam und einem Rechtsanwalt gehörte. Schillings Wagen überschlug sich. Abend um 22 Uhr verstarb Balduin Schilling im Dorstener Elisabeth-Krakenhaus. Er hatte einen Schädelbruch, einen Oberschenkelbruch, einen Wirbelsäulenbruch sowie Innere Verletzungen.

Am Randende notiert: Die „Deutsche Biografische Enzyklopädie“, Band 8, hg. vom Saur-Verlag München 2007, schreibt über Balduin Schilling, dass er von der Regierung die Bauleitung des Hermann-Denkmals im Teutoburger Wald übertragen bekommen hat. Da die Kolossalstatue 1875 eingeweiht wurde, war Balduin gerade mal sieben Jahre alt.


Quellen:
Auskunft Stadtarchiv Düsseldorf vom  27. April 2000. – Karl-August Heise „Die alte Stadt und die neue Zeit. Stadtplanung und Denkmalpflege Triers im 19. und 20. Jahrhundert, Trier 1999. – Hans-Hermann Reck „Die Stadterweiterung Triers. Planung und Baugeschichte von Beginn der preußischen Zeit bis zum Ende des Ersten Weltkrieges (1815-1918)“, Trier 1990. – „Trierischer Volksfreund“ vom. 8. Oktober 1921. – H. Vogts (Hrsg.): „Köln. Bauliche Entwicklung 1888-1927“, Köln 1927.

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