Schafholen

Dorstener Schützen holten sich das Tier in Kirchhellen auch mit Gewalt

1988 errichtetes Denkmal „Schaf-Bürger-Bauer“ in der Essener Straße, Foto: JF

In der Essener Straße erinnert das von der Hannoveraner Künstlerin Ulrike Enders 1988 geschaffene bronzene Denkmal „Schaf-Bauer-Bürger“ an einen Brauch des Schafholens, der aus Nachbarschaftshilfe im 16. Jahrhundert entstanden ist. Als 1585 der wegen seines Übertritts zum Protestantismus abgesetzte Erzbischof Gebhard Truchseß von Waldburg mit seinen Söldnern das Vest unsicher machte und in Kirchhellen plünderte, kamen Dorstener Stadtschützen den Bauern zu Hilfe und vertrieben die Soldaten. Dafür verpflichteten sich die Bauern, den Dorstenern alle sieben Jahre ein Schaf zu liefern. Allerdings vergaßen die Bauern ihre Dankbarkeit schnell, was dazu führte, dass die Dorstener Schützen das Schaf nicht immer gewaltfrei abholten. 1752 musste die Stadt für die Schützen einen Prozess führen, der erst am 14. Dezember 1762 in Bonn mit einer Entscheidung zugunsten der Dorstener Schützen endete. Im Juli 1788 nahm eine Dorstener Schützenkompanie bei ihrem „Schafholen“ gleich einen Notar mit, „damit er den Vorgang und die Erklärungen der Kirchhellener Bauern zu Protokoll nähme“, heißt es in den historischen Dokumenten. Von 31 angesprochenen Bauern gaben nur drei ein Schaf ab, 15 erklärten, keins geben zu wollen und die anderen sagten, sie hätten keine Schafe. Daraufhin holten die Schützen die Schafe mit Gewalt ab. So mussten die Kirchhellener Bauern alle sieben Jahre ein Schaf abgeben. Ob dies immer rechtmäßig erfolgte, ist nicht belegt. Im Jahre 1804 liefen wegen der gewaltsamen Wegnahme der Schafe bei der Arenbergischen Regierung (das Vest Recklinghausen gehörte zu der Zeit dem Herzog von Arenberg) Beschwerde ein. Daraufhin verbot die Regierung das „Schafholen“.

1970 wurde der historische Brauch wiederbelebt

Erstmals wieder 1970: Schafholen

Die Dorstener Altstadtschützen belebten den Brauch 1970. Das Schaf wird seitdem friedfertig von der Kirchhellener Bürger-Schützen-Gesellschaft übergeben. Das 1970 amtierende Kirchhellener Königspaar übergab bei der 4. Übung auf dem Schulhof der jetzigen Hauptschule den Dorstener Schützen einen Hammel. Mit dieser Geste sollte gleichzeitig auch die gute nachbarliche Beziehung zwischen Kirchhellen und Dorsten bekundet werden. Die nächste Schafübergabe erfolgte 1983. Anlässlich der 500 Jahr-Feier der Dorstener Altstadtschützen im Jahr 1987 brachten die Kirchhellener ein Schaf nach Dorsten. In der Folgezeit übergaben die Kirchhellener Schützen ihr Schaf wiederholt auf dem Dorstener Marktplatz.

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